Bak Ta Ehli und Enigma
Jetzt habe ich ziemlich viele relativ unsortierte Gedanken auf einmal abgefeuert, und viele davon klangen kritischer, als ich sie vielleicht gemeint habe. Falls es noch nicht deutlich genug herausgekommen ist: Ich bin sehr, sehr, sehr fasziniert von der Figur Hollywood Hank. Unter all den Schichten ambivalenter Einordnung würde ich nie leugnen, dass da ein Kerl mit extremer Finesse für seltsame Atmosphäre saß, der mehr konnte als nur schocken. Wenn man ihn mit anderen Artists seines Kalibers vergleicht, dann hatten viele seiner Aussagen auch eine ernste Seite, eine Bitterkeit und ein Gefühl des Missverstandenwerdens, das sehr leicht in seinen Bann geschlagen hat. Wenig davon hat mich so mitgenommen wie sein seltsames spätes Absturz-Projekt Bak Ta Ehli, das den Weg in den Kanon leider nie so recht gefunden hat:
Wenn ich einen Meilenstein schreiben würde, dann hierzu. Bak Ta Ehli ist Hollywood Hank ohne die peinliche Pose, und so irgendwie noch viel peinlicher und schwerer anzusehen. Ich habe mir verkniffen, zu sagen, dass er hier keine Maske trägt, weil ich mir sicher bin, dass der Kerl an diesem Punkt schon kaum noch unterscheiden konnte, was wirklich er war und was nicht. Außerdem sagt er auf diesem Album in einer wohl Verfolgungswahn-induzierten Aura auch ein paar sehr seltsame Sachen. Aber gerade dieser Song, "True Lies", reicht so tief und ungeschönt in die Realität, die ich vorhin angeschnitten habe, dass es wehtut.
Ich meine diese Proto-Incel-Realität, diese "Ich bin anders als alle anderen Jungs"-Realität, diese "Warum reden die Mädchen nicht mit mir"-Realität. Es ist superleicht, sich darüber lustig zu machen, es ist superleicht, es wehleidig zu finden. Aber am Ende des Tages steckt halt doch ein emotionaler Kern darin, der viele Leute ansprechen dürfte.
Die Wahrheit über Hollywood Hank, wie ich sie verstehe, war, dass der Kerl immerhin ein Außenseiter mit scheißeernsten Problemen war, ein seltsamer Typ mit noch seltameren Humor, der nie das Gefühl hatte, dass Leute ihn richtig gerafft haben. Und wenn Hip Hop für etwas da ist, dann dafür, sich eine Stimme zu holen, wenn man denkt, keine Stimme zu haben. Als Hollywood Hank zu Bak Ta Ehli wurde, war er wahrscheinlich schon mit seinen mentalen Problemen far gone. Er war ein Drogenwrack, zerstritten mit seinen wichtigsten Weggefährten und invalide für jede Mehrheitsgesellschaft.
... und dann hat er diesen komischen Schlag seltsam strukturierter Tracks gemacht, in denen er so geradehinaus auf das Blatt blutet, dass es schwer auszuhalten ist. Wenn in "True Lies" dieses gottverdammte "Mad World"-Sample reinkommt, dann kann man es als nichts anderes betrachten als einen Akt der Aufrichtigkeit von dem Mann hinter Hackebeil und Clowns-Make-Up, der einen sprachlos macht.
Ich finde, wenn man Hollywood Hank im Rückspiegel betrachten will, dann sollten beide Seiten zu sehen sein: die Anarchie und das Sensible. Auf seine chaotische, chaotische Art und Weise hat er die längste Zeit doch auch für jemanden gesprochen, der es gebraucht hat.
1 Kommentar mit einer Antwort
Von einem Menschen ernsthaft als "Drogenwrack" zu schreiben, finde ich nicht in Ordnung, besonders in diesem Kontext.
als angehörige eines drogenwracks finde ich es sehr zutreffend. ab einem gewissen punkt gibt es da nix mehr zu verklausulieren. leider.