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Dirty South Gems Pt. 2

Kingpin Skinny Pimp - King Of Da Playaz Ball

Hier klang DJ Pauls Produktion noch weitaus weniger bösartig und apathisch, aber deshalb nicht weniger grandios. "King Of Da Playaz Ball" ist weniger Horrorcore und mehr klassischer Gangster-Rap. Die deswegen nicht zwingend weniger grafischen Geschichten vom Leben auf der Straße fühlen sich jedoch weitaus weniger phantasmagorisch an als auf vielen vergleichbaren Alben der Zeit, sie lassen hier und da tatsächlich auch etwas anderes aus den Boxen wabern als das pure Böse.

Gelegentlich schleicht sich im Sampling ein klein wenig West Coast-Feeling ein. Der Blues wirkt viel präsenter und weniger korrupt. Auf "Long Story", das eines der absoluten Kronjuwelen des Three 6-Katalogs darstellt, lässt DJ Paul sogar etwas Melancholie in diese sonst steinharte und blutgetränkte Welt einkehren.

Der beeindruckendste Aspekt dieser LP findest sich jedoch ausnahmsweise nicht zwingend in der Produktion, sondern in Kingpin Skinny Pimps Performance. Abgesehen von Lord Infamous kommte ihm damals am Mic wirklich niemand das Wasser reichen. Die Flows und Reimpattern, die hier auf manchen Songs auftauchen, sind für die damalige Zeit absoluter Wahnsinn und bis heute noch Status Quo in der Trap-Musik.

Lady Bee - Strictly For That N*gga

Eine Sache, die Kingpin Skinny Pimps Rolle in Memphis besonders einzigartig macht, ist die Persona der Lady Bee: eine deutlich unbekannte Rapperin, die unter seinem Label in Mitte der 90er drei Tapes veröffentlichte. Lange wurde spekuliert, ob es sich bei Lady Bee in Wirklichkeit um Pimp handele, der seine Stimme hochpitchte. Diese Theorie bestätigte ein YouTube-Upload eines ihrer Songs, der die Stimme auf ein normales Level brachte, was offensichtlich macht, dass dabei tatsächlich Skinny Pimp dahintersteckte.

Was nicht heißen soll, dass es die echte Lady Bee nicht gab. Der Künstlername bezog sich auf Pimps Ex-Frau Barbara, die zwar selbst für eine kurze Zeit rappte, das Moniker Lady Bee jedoch aufgab, bevor Pimp Tapes unter dem Namen veröffentlichte.

Dass ein Rapper, der sich selbst als Gangsterboss inszeniert, sich auf einem Nebenprojekt als Frau ausgibt und unter anderem Songs mit Titeln wie "Where The Big Dicks At" veröffentlicht, wirkt selbst für heutige Verhältnisse nahezu undenkbar. In Memphis in den 90ern hätte das Bekanntwerden dieses Alter Egos allerdings nicht nur das fast garantierte Karriereende für Pimp bedeutet. Der Mann hätte in einer solch homo- und ganz besonders transphoben Szene eventuell sogar um sein Leben fürchten müssen. Was die Tatsache, dass er es eben scheinbar ohne monetären Anreiz doch tat, umso faszinierender macht.

Wer noch tiefer in diese verrückte Geschichte eintauchen will, unter anderem was die genauen Hintergründe zu Pimps Beziehung mit seiner Frau und deren Trennung angeht, dem kann ich nur diesen wundervollen Artikel ans Herz legen, über den ich vor ein paar Jahren bei der Recherche zu dem Thema gestolpert bin.

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