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Alles Lüge!

Kleine Gehirnerschütterungen zwischendurch: Berufsrisiko. Genau wie das Schleudertrauma, dass ich mir beim Lesen dieser Räuberpistole zusammen-ge-kopfschüttelt habe. Wobei es sich dabei, genau genommen, eher um eine Gendarm-Pistole handelt:

Camilla Patini und Nick Thompson erzählen bei Vice die Geschichte des Londoner Plattenladens Boombox, ein Hip Hop-Store mit angegliedertem Aufnahmestudio, der Ende der Nullerjahre von verdeckten Ermittlern der Metropolitan Police eröffnet und betrieben wurde. Mit der Aktion hätte eine Mordserie aufgeklärt werden sollen. Hätte sollen: Die 35 Festnahmen, die die Londoner Polizei am Ende nach Razzien mit 652 (!) eingesetzten Beamt*innen präsentierte, erfolgten für Kleindealerei und Waffenbesitz.

Boombox-Kunde Orlando Chinhemba, den die Aktion seinerzeit hinter Gitter brachte, erzählt da unter anderem, wie er von den Betreibern des Boombox erst zur Beschaffung von Drogen angestiftet und dann dafür verknackt worden ist: "Ich war damals nur der Mittelsmann, doch damit haben sie uns in die Falle gelockt", sagt er. "Sie haben nicht gesehen, wie wir Verbrechen begehen – also haben sie selbst dafür gesorgt, dass wir es tun."

Die verdeckten Ermittler haben sich das Vertrauen der jungen Leute aus der Hood erschlichen, und statt ihnen bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen oder zur Verbesserung ihrer Lebensumstände irgendetwas beizutragen, haben sie sie für die Taten bestraft, zu denen sie sie vorher angestiftet hatten. "Moralisch fragwürdig" trifft es, denke ich, recht gut.

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