SEPTEMBER
Dani: Die Neverending-Gerichtsstory um Suge Knight scheint doch noch ein Ende gefunden zu haben. Urteil: 28 Jahre Haft.
Funfact am Rand: Warum rappen in Deutschland eigentlich so wenige Frauen? Fler erklärt das beim Reeperbahn Festival: Weil deutsche Frauen nicht über Sex rappen können. Herr, schmeiß Hirn runter!
1 Kommentar mit 21 Antworten
Ich finde Fler hat sich spontan unerwartet gut geschlagen bei der Beantwortung dieser aus dem Zusammenhang gerissenen Frage.
Und unrecht hat er damit auch nicht. Fast alle jemals erfolgreichen Rapperinnen haben damit gepunktet und besaßen auch eine gewisse Ausstrahlung. Missy Elliot außen vor, wobei die das Thema sehr gut mit Humor aufnahm. Selbst, wenn diese Faustregel früher nicht gegolten haben sollte, heute täte sie es mehr denn je. Ohne Fickrap wären weder Cardi noch Nicki derart groß. Gerade Cardi profitiert enorm davon, was überhaupt nicht negativ zu verstehen ist. Aber diese Schiene ist halt das, was Gangster-/Streetrap für die männlichen Kollegen ist. Und einer Frau höre ich auch wesentlich lieber zu bei dem Thema als irgendeinem Typen auf Testo, der trotz Potenzproblemen von Sexorgien faselt.
Kein Hate gegen Künstlerinnen, die das nicht bedienen, jeder hier sollte wissen, dass ich z. B. Princess Nokia sehr mag, jedoch wird sie niemals den Einzug in den Mainstream finden. Außer ihr Sound entfernt sich noch weiter von Rap in Richtung Pop/Soul/was Auch immer.
Die Frage war doch, warum so wenige Frauen rappen, jedenfalls laut dani, da ist dann doch die Antwort total banane.
Ab 42:10. Hast insofern recht, dass meine Antwort ein wenig am Kern vorbeiging, da bereits aufbauend auf Flers Antwort.
Was Fler eigentlich gesagt hat, war, dass die deutsche Kultur/Einstellung zur weiblichen Sexualität weniger kompatibel ist mit dieser Art von Rap und dass Frauen, die sowas betreiben, hier weniger gut ankommen bzw. sogar kleingehalten werden, oft auch von anderen Frauen.
Im Vorbeigehen demontiert er noch die Olle, die da ihren Scheiß deplatziert absondert. In einem anderen Interview geht er auch näher auf die Sache mit Eunique ein.
Lustigerweise ist das ja nichtmal nur ein Frauenproblem, sondern eben auch ein Deutschenproblem (oder von mir aus Mittel-/Nordeuropa, kann nur von Deutschland, Schweiz und Österreich sprechen). Gäbe es nicht so viele rapfreudige Migranten und Migrantenkinder, wäre deutscher Rap nach wie vor komplett am Arsch. Bei den größten Gruppen von Raprekruten kommt Rap für Frauen oft kaum in Frage (Muslime) oder es gilt als eher unweiblich (Osteuropäer).
Wenn kerndeutsche Frauen und Männer rappen, kommt sowas wie Lea-Won und Lena Stöhrfaktor dabei heraus. Es ist kein Zufall, dass fast alle weiblichen Deutschrapper entweder dunkelhäutig sind und/oder betont maskulin in ihrem Auftreten/ihrer Ausdrucksform. Letzteres hat natürlich auch noch andere Gründe.
Ich mag Eunique z.B., habe sie auch hier und da supportet. Dennoch hat sie den Durchbruch nicht geschafft und wenn die nächsten 1-2 Alben ähnlich werden, wird sie es auch nicht schaffen. In puncto Sexualität hat die Gute einen Stock im Arsch (bzw. Probleme damit, siehe eigene Aussagen), was für mich vollkommen in Ordnung ist, doch erreicht man mit sexuell aufgeladenem Rap als Frau nunmal einfach mehr Leute. Gebt der Dame 1-2 Clubhits, von mir aus mit Sentino Hook , und Bonez Feature... ich meine, sie hatte Mert und solche Spasten auf ihrem Album, zu fein scheint sie sich für sowas nicht zu sein.
Die Frage ist im Endeffekt, ob Deutschland wirklich nicht bereit ist dafür ODER ob es bisher einfach nicht gut genug gemacht worden ist. Denn so ziemlich alles in der Richtung war übelster Schund, siehe Lady Bitch Ray, Miss Doggystyle, diese YouTube-Scheiße von der Krasevice(?) undundund. Kitty Kat fällt ein wenig heraus, allerdings war die halt RICHTIG hässlich und hat damals ohnehin Untergrundmusik gemacht. Heutzutage kann sich den Kram von ihr ja auch keiner mehr anhören.
"Es ist kein Zufall, dass fast alle weiblichen Deutschrapper entweder dunkelhäutig sind und/oder betont maskulin in ihrem Auftreten/ihrer Ausdrucksform."
Mhh gut, dann möchte ich mal als wahrscheinlich mit größte weibliche Namen im Deutschrap Haiyti, SXTN und meinetwegen Schwesta Ewa in den Raum schmeißen. Sind die nach deiner Kategorisierung alle dunkelhäutig (Nura natürlich, und der Rest?)? Maskulin? Bzw. würde mich einmal interessieren wie du die hier insgesamt in dein Schema weiblicher Rapper und wer über was rappt und womit erfolgreich ist oder nicht einordnen würdest.
Aber bei Flers Punkt muss man doch einfach sehen, dass a) deutsche Rapper auch nicht über Sex rappen können, egal welcher Herkunft) und b) amerikanische Musik generell viel sexueller aufgeladen ist. Selbst Country und biederer Pop versprüht drüben mehr Sex, als hier Frauenarzt, Ewa und Co.
Es ist halt - wie Mundi schon sagt - einfach ein kulturelles Problem. In Deutschland assoziiert man mit Sex so ne Biedermann'esque Inszenierung, die aber oberhalb des kurzen Rocks, soviel Sexappeal wie eine Sparkassenangestellte versprüht.
Daher ist Flers Punkt auch Unsinn, weil es für Musik allgemein aus Deutschland gelten müsste. Ich sehe eher das problem4in fehlendem Popappeal und/oder fehlen von Soul, grob gesagt melodiösität im allgemeinen. Selbst die "underground" female Rapper drüben, haben einfach musikalisches Gespür, das geht hier leider dem Großteil der Rap-Artist ab (wenn man Autotune mal gepflegt außen vor lässt). In Deutschland fehlt einfach die musikalische Sozialisation in Form von Gospelchören, Schulen usw. Darüber kann man bei Gangster/ straightem Rap noch hinwegsehen, aber bei Frauen kommt dann halt entweder Autotune auf weiblich oder Pilz heraus.
@Gleep Schwesta Ewa prügelt sich mit Junkies auf offener Straße und gibt sich auch sonst enorm maskulin. Natürlich will sie auch als Frau wahrgenommen werden, das beschränkt sich bei ihr allerdings auf wenige körperliche Merkmale. SXTN ebenfalls von der Herangehensweise her klassisch maskulin, rappen vor allem übers Saufen, Kiffen und Mütter ficken oder sonst wie pöbelnd. Hayiti, so sehr ich sie liebe, rappt vor allem übers Saufen und Dealen. Mal stark verkürzt ausgeführt.
@Haine d'accord. Finde seine Antwort dennoch in Ordnung, so aus dem Stegreif, da er ja explizit nach Frauen gefragt wurde, und deutsche Männer eben noch die Möglichkeit haben nach Berlin zu ziehen und Schutzgeld zu zahlen.
Aha, saufen, kiffen, pöbeln und dealen sind dann deiner Meinung nach "klassisch maskuline" Merkmale, interpretiere ich das richtig?
Nicht meiner Meinung nach, sondern der, der breiten öffentlichen/gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Oder wollen wir jetzt wirklich darüber diskutieren, ob Saufexszesse in der gesellschaftlichen Wahrnehmung die Weiblichkeit zieren? Selbst wenn man es nicht als maskulin klassifizieren wollte, so doch als contra-feminin. Aber gerade in Deutschland ist das Saufen halt schon auch stark männlich assoziiert.
Beim Pöbeln und Dealen sieht es noch deutlicher aus, rein statistisch gesehen gibt es sehr wenige weibliche Dealer und Pöbeln ist auf wenige Frauengruppen beschränkt, die allesamt ein recht maskulines Image haben (fette Bauernweiber, Muckerweiber, Frauen auf Steroiden).
Gerade Schwesta Ewa hat auch selbst schon gesagt, dass sie sich manchmal eher als Mann mit Titten sieht.
Ja gut, die Sachen mit Schwesta Eva, geschenkt, das ist dann schon ein relativ offensichtliches Beispiel und da wirst du sicherlich mit allen deinen Punkten recht haben, von daher lasse ich das jetzt mal außen vor.
Nur wenn du jetzt anfängst mit der "gesellschaftlichen Wahrnehmung" und Häufigkeiten zu argumentieren wird die ganze Sache ziemlich schnell ziemlich unangenehm zirkulär. Damit kannst du dann auch argumentieren, dass Führungspositionen mehrheitlich männlich besetzt sind/waren und man den Chef-Charakter immer vornehmlich männlich assoziiert hat und deswegen alle Frauen mit Führungsambitionen (in der öffentlichen Wahrnehmung) männlich sind. Weiter gedacht sind dann alle Frauen, die sich irgendwie auf bisher hauptsächlich durch männliche Personen besetztes Terrain wagen oder auf Konventionen einlassen automatisch "männlich", also auch im Rap. Was dann halt die komplette Diskussion komplett ad absurdum führt. Dann muss man um Erfolg zu haben mehr oder weniger zwangsläufig "männlich" sein und dann macht es auch keinen Sinn mehr zu diskutieren, warum weibliche Künstler nicht erfolgreich sind, weil das dann reine Tautologie ist. Von daher ist es halt einfach Quatsch mit der "öffentlichen Wahrnehmung" zu argumentieren, weil nach der öffentlichen Wahrnehmung eine Frau fast gar nicht gewinnen oder neuen Boden betreten kann, ohne nicht mehr Frau zu sein.
Ich würde auch um das nochmal nachzuschieben Saufexzesse, Pöbeln und Dealen nicht so sehr mit Männlichkeit assoziieren, sondern einfach als "asi". Es ist ja auch nicht jeder, der nicht säuft und pöbelt automatisch "unmännlich". Von daher kann man vielleicht sekundär diskutieren, ob tendenziell Männer oder Frauen häufiger Asi sind. Deswegen fänd ich's aber immernoch falsch "asi" als nur ein Geschlecht beschreibend zu bezeichnen.
Also da, wo ich herkomme, wird man schon als weniger männlich wahrgenommen, wenn man nicht säuft.
Meine Argumentation oben ist tatsächlich unsauber; habe gerade wenig Muße, Punkte, die nicht wirklich verhandlungsoffen sind (dass Dinge wie Saufen tendenziell männlicher wahrgenommen und attribuiert werden und Frauen in der Öffentlichkeit im Schnitt mehr schaden als Männern), im Detail und akribisch-korrekt zu besprechen.
"...weil nach der öffentlichen Wahrnehmung eine Frau fast gar nicht gewinnen oder neuen Boden betreten kann, ohne nicht mehr Frau zu sein."
Da sprichst du doch schon den Kern des Problems selbst an. Als Frau hast du im Rap einfach weniger Möglichkeiten, das liegt aber nur bedingt am Genre.
Man muss sich nur Mal die ganzen Kommentare unter den ganzen Videos von mit "Männlichkeit" kokettierender Rapperinnen anschauen, "warum ziehen die sich wie Jungs an?", "Sie könnte so hübsch sein", "was soll diese Sprache? Das passt nicht zu einer Frau" und so weiter. Selbst bei Frauen wie Loredana, die einfach nur XXL-Jacken tragen und sich sonst recht feminin geben. (Loredana ist musikalisch wack af, aber das tut hier nichts zur Sache).
Fler hatte das im Bezug auf Kitty Kat auch angesprochen, da kommt so dermaßen viel Hate rüber, oft sogar vom eigenen Geschlecht. Klar, bei Kitty Kat war das noch krasser, da sie "lutsch meinen Schwanz" und ähnliches absichtlich provokant zelebrierte (eigentlich sollte das vor allem die männliche Konkurrenz provozieren, dort fand sie aber ironischerweise noch am meisten Akzeptanz).
@mundi
Ja, habe mir die Antwort nochmal angesehen. Für Fler schon relativ reflektiert. Hat er sich gut geschlagen.
Zum Thema:
Denke man kann allgemein festhalten, dass (besonders in D) Rap sehr stark von einem rückwärtsgewandten Gesellschaftsbild geprägt ist, dass liegt zum einen an den Protagonisten (wenn man jetzt mal nach dem guckt, was aktuell "erfolgreich" ist), ab deren kulturellen Background und an den Images, die sie bedienen. Kann mir gut vorstellen, dass in Italien mit all den Donnas in der Mafia, eine Frau es wesentlich einfacher hätte, gewisse Themen authentisch zu verkaufen. Aber in der muslimische oder maskulin geprägten Welt der Clans, Rocker und Kleinkriminellen kommt eine Frau halt irgendwie nicht authentisch genug rüber. Die andere Frage ist, ist es überhaupt erstrebenswert, an diesem Zirkus teilzunehmen? Und wie in dem Panel auch gesagt wird, es gibt ja genug Frauen im Rap, bloß in Deutschland sind halt Sparten erfolgreich, wo Frauen eher die Ausnahme sind, aus oben genannten Gründen.
Es fehlt halt einfach wirklich die Kultur. Solange Rapperinnen kein Helene- oder zumindest Mark-Forster-Money verdienen oder anderweitig von der Subkultur/Gesellschaft entlohnt werden, werden deutsche Rapperinnen eher Randphänomene bleiben. Haine spricht es oben bereits an, worüber willst du hier als Frau rappen? In Zeiten, in denen vor allem Ausstrahlung und Vibe zählen? Mit Technikgeflexe ist kein Preis mehr zu gewinnen, das hat früher ja noch die ein oder andere zum Rappen motiviert. Sexarbeiterinnen haben in Deutschland keinen besonders guten Ruf, Stripclubkultur ist quasi nonexistent und auf Deutsch übers Ficken zu schreiben... geht meistens schief. Zumindest dann, wenn es melodisch sein soll. Und übers Geld will der Deutsche ja auch nicht wirklich reden, als Frau schon gar nicht.
Bleiben noch Plätze für Ausnahmekünstler wie Haiyti, die bei den männlichen Genossen übrigens ähnlich rar besetzt sind, weil es dafür nicht nur Talent braucht, sondern auch die passende Persönlichkeit und Durchhaltevermögen. Ich meine, Prezident und OG Keemo sind jetzt auch nicht gerade mega erfolgreich, obwohl sie mit den besten Output im gesamten Deutschrap haben/hatten. Das sind im Endeffekt nicht die Leute, die andere in Masse dazu bringen zu rappen. In den Staaten wäre ein Keemo womöglich ein Star, eine Haiyti sogar ziemlich sicher.
Deutscher Rap ist einfach keine Mucke!
Ruhe auf den billigen Plätzen!
https://www.foxnews.com/politics/organizer…
Wann kommt der Podcast zu Frauenrechten und Intersektionalität in der ancientcave?!
Danke Mundi für die Chance, der Werbung. Podcast ist Baustelle und bedarf der Renovierung, wird aber 2019 irgend wie auferstehen. Ansonsten Jahresausklang, sieh selbst:
https://ancientcave.blogspot.com/2018/12/2…
"Frauen in der Musik" fragst du und ob ich die weiterhin diskriminiére. Die Kategorie Musik hat wie alle Kategorien, ihr Recht auf polemische Verunglimpfung, aber nur von echten Gönnern.
Also bezogen auf die Frauen, musst du unseren Svenboy fragen, der ist der Frauenversteher hier.
Echte Gönner diskriminiéren sowieso ausschließlich mit Akzent. Man ist ja kein Unmensch.
Wer Frauen wirklich liebt, unterdrückt sie hier und da.