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Fifty Fifty - SOS

Enden wir heute mit der wahrscheinlich spannendsten Geschichte des Monats: Fifty Fifty sind zurück*. Beachtet das Sternchen, denn es ist sehr schwer zu erklären, inwiefern diese fünf Mädchen Fifty Fifty sind. Wer es nicht mitbekommen hat: Die Gruppe, die letztes Jahr mit "Cupid" absolut das Nugu-Roulette gewonnen hat, ist sofort spektakulär implodiert und hat die drei Mitglieder rausgeschmissen und in Grund und Boden geklagt, die den Song eigentlich getragen haben.

Ein Mitglied ist geblieben, vier neue wurden dazugeschmissen. Als jemand, der die Stimmen der ehemaligen Mitglieder eigentlich sehr mochte, stand ich diesem neuen Projekt erst einmal sehr verschlossen gegenüber. Irgendwie wollte ich für die Underdogs routen, und es kommt mir spanisch vor, dass man einfach irgendwelche neuen Leute in die Band holen kann. Als würden Eltern einfach einen neuen Goldfisch kaufen, statt zu erklären, dass der alte gestorben ist.

Aber das Unheimliche an "SOS" ist jetzt: Der Song ist nicht nur wirklich gut, er fühlt sich auch sehr stimmig nach dem an, das Fifty Fifty davor gemacht haben. Die Band-Identität wirkt schockierend intakt. Daraus ziehe ich zwei Schlüsse: Erstmal zeigt es wieder ein bisschen, wie sehr wir alle den Einfluss der tatasächlichen Idols auf den Idol-Pop überschätzen. Der Sound, die Vision und alles Drumherum kommen von den Producern und Hinterleuten. Wenn man die kreative Leistung liebt, müsste man eigentlich die lieben, nicht nur die Gesichter, die es performen.

Zweitens habe ich trotzdem das Gefühl, dass es etwas bittersweet ist, weil dieser Track sich wie geschaffen für die durchaus außergewöhnlichen Stimmen der ehemaligen Mitglieder anfühlt. Mit ihnen hätte das absolut eine 5/5 werden können. Jetzt klingt es immer noch wunderbar melancholisch-sommerlich, aber ein bisschen blasser, als es hätte sein können.

Dazu bereitet mir das ganze Ding einfach irgendwie Kopfschmerzen, weil es die Frage nach K-Pop und Autor*innenschaft so offenkundig stellt, es aber irgendwie niemanden zu stören scheint. Es freakt mich: Sonst sind die K-Pop-Fans doch auch immer so extrem anhänglich an ihre Idols. Wie kann es sein, dass dieses Label sie austauscht wie Bühnenoutfits und damit davonzukommen scheint? Ich versteh' das alles nicht. Aber dass der Song gut ist, das kann ich auf keinen Fall leugnen.

Wertung: 4,5/5

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