Porträt

laut.de-Biographie

Donna Summer

"Es ist ein Geschäft für Masochisten. Du musst es im Blut haben. Es ist wie bei Seeleuten, die zieht es auch immer wieder hinaus. Liebe und Hass, das ist alles, worum es im Entertainment-Business geht", wusste sie bereits 1979 in einem Interview mit Penthouse. Donna Summer hat es im Blut: 17 Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Studio-Albums legt sie 2008 mit "Crayons" ein neues Album. Ein Titel darin: "The Queen Is Back".

Best of 1974: 50 Jahre, 50 Alben
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Glam Rock und Disco regieren. Prog und Punk halten dagegen. Die "Autobahn" ist betoniert: Der Fahrt nach Lodz steht nichts im Weg. Ready to rumble?
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LaDonna Andrea Gaines kommt am Silvestertag des Jahres 1948 im Bostoner Stadtteil Dorchester zur Welt. Nach erstem Beifall im Kirchenchor führt ihr Weg sie in die Reihen der Psychedelic-Funk-Rock-Band The Crow. Für den Namen steht ihre Frontfrau Pate: Als einzige Schwarze singt Donna unter lauter Weißen. Ihre Vorbilder verschieben sich von Mahalia Jackson in Richtung Janis Joplin. Reichliche Drogenerfahrungen weichen allerdings bald der Erkenntnis: "Das ist nicht der Weg, den Gott für mich vorgesehen hat."

Mit 18 Jahren fühlt sich Donna, inzwischen wieder clean, reif genug, ihrem Elternhaus den Rücken zu kehren. 1967 bricht sie nach der Trennung ihrer Band die Schule ab und zieht nach New York. Dort bewirbt sie sich als Darstellerin für das Musical "Hair" am Broadway. Der Andrang dort ist jedoch groß, Donna ergattert kein Engagement. Allerdings werden für die deutsche Produktion "Haare" in München noch Mitwirkende gesucht.

Donna erkennt ihre Chance und greift zu. Das beschert ihr ein Engagement in der bayerischen Landeshauptstadt, das Sprungbrett in eine internationale Karriere und einen Ehemann: 1972 heiratet sie ihren österreichischen Kollegen Helmuth Sommer und wird im Jahr darauf Mutter einer Tochter. Die amerikanisierte Schreibweise ihres neuen Nachnamens erwählt Donna zu ihrem Künstlernamen; die Geschichte, der Wechsel von o zu u beruhe auf dem Schreibfehler einer Plattenfirma, darf wohl getrost ins Land der Legenden verwiesen werden.

Ihre erste Single, "Wassermann" aus dem Soundtrack zu "Haare", erscheint noch unter Donna Gaines & Ensemble. Mit der Nummer "Sally Go 'Round The Roses" verzeichnet sie 1971 einen wenig beachteten Alleingang. Nach ihrer Eheschließung nennt sie sich - international tauglich - Donna Summer. Musical-Rollen, Fernsehauftritte und Jobs als Backgroundsängerin folgen. Donna Summer ist unter anderem in den Reihen des fürs Fernsehen zusammengestellten Chors Family Tree aktiv, mit dem sie 1973 und '74 zahlreiche Termine absolviert. Ihre Ehe geht in dieser Zeit in die Brüche, dafür macht sie eine Bekanntschaft, die Folgen haben soll.

Donna Summer trifft auf das Münchner Produzenten- und Songwriter-Duo Giorgio Moroder und Pete Bellotte. Moroder wittert Potenzial und nimmt die Sängerin unter Vertrag. Aus der Begegnung entsteht eine Jahre währende Zusammenarbeit, die den Mitte der 70er aufkommenden Disco-Hype um die als 'Sound of Munich' in die Geschichte eingegangene Facette bereichert.

Donna Summers erstes Album "Lady Of The Night" enthält mit der Single "The Hostage" den ersten einer langen Reihe von Hits, der in mehreren europäischen Ländern auf dem Spitzenplatz der Charts landet. Für den Durchbruch in den USA sorgt allerdings erst 1975 die laszive Nummer "Love To Love You Baby". Die eigentliche Song-Idee stammt von Donna selbst, den Einfall, ekstatisches Stöhnen einzubauen, steuert Moroder bei. Donna Summer weigert sich zunächst. Mit ihrem christlich geprägten Hintergrund fühlt sie sich mit so viel offen zur Schau gestellter Sexualität nicht recht wohl. Erst als Moroder droht, sich für den Titel dann eben eine andere Sängerin zu suchen, lenkt sie ein.

Zunächst unter dem Titel "Love To Love You" ohne "Baby" veröffentlicht, stößt der Song in Europa auf übersichtliche Resonanz. In den Staaten dagegen flippen die Hörer vollkommen aus. Neil Bogart, Präsident von Casablanca Records, nötigt Moroder, eine Maxi-Version heraus zu geben und bietet Donna Summer einen Plattendeal an. 17 Minuten gestöhntes "Love To Love You Baby" sorgen 1975 für einen Hit in den USA und führen bei etlichen Radiostationen ob der Obszönität zum Eklat.

"Dieses Lied singe ich bei meinen Auftritten längst nicht mehr", so Donna Summer gut drei Jahrzehnte später im Interview mit der Welt. "Es löste nämlich früher regelrechte Tumulte aus. Die Leute zogen sich aus, sie warfen mir ihre BHs und andere Dessous auf die Bühne. Einfach schrecklich!"

In den 70ern kann es so schrecklich nicht gewesen sein. Donna Summer steigt zum Weltstar am Disco-Himmel auf und veröffentlicht fortan Album um Album. Für "I Feel Love" vom 1977er Album "I Remember Yesterday" wiederholen sie das Erfolgsrezept noch mal. Die Nummer treibt die Temperaturen in New Yorks hippen Discotempeln zum Siedepunkt, das Time Magazine zählt 22 Orgasmen. "Sie machte es in einem einzigen Take", erzählte Moroder später gerne.

Donna Summer - I Remember Yesterday
Donna Summer I Remember Yesterday
Ein Album wie eine Zeitreise: Von den 40ern in die 90er mit Funk, Disco und Synthies.
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Darüber hinaus ist sie im Tanzfilm "Thank God It's Friday" zu sehen, zu dem sie den mit Grammy und Oscar gleich doppelt dekorierten Titelsong "Last Dance" und eine im "Love To Love You Baby"-Style gekeuchte Fassung von Serge Gainsbourgs "Je T'aime (Moi Non Plus)" liefert. Donna Summer feilt an ihrem Songwriter-Talent. Anfang der 80er Jahre gibt sie ihre Hinwendung zu den Wiedergeborenen Christen bekannt. Außerdem heiratet sie erneut, diesmal den Sänger und Songwriter Bruce Sudano, den sie bei Aufnahmen zu "Bad Girls" kennen gelernt hatte. Aus dieser Ehe gehen zwei weitere Töchter hervor.

Mit besagtem "Bad Girls" sprengt Donna Summer die Disco-Grenzen mit Einflüssen aus Rock, Funk, Blues, Soul und Gospel. Die Single "Hot Stuff" erntet einen weiteren Grammy. Donna Summers Disco-Phase mit Produzent Moroder beeinflusst unzählige Künstler, darunter Madonna, die Eurythmics und die Pet Shop Boys.

Künstlerische und persönliche Differenzen führen 1980 zum Bruch mit Casablanca. Auch die Zusammenarbeit mit Moroder und Bellotte findet ein Ende. Donna Summer arbeitet ab sofort mit anderen Produzenten, darunter Quincy Jones, nimmt ein Angebot David Geffens an und unterschreibt als erste Künstlerin bei seinem neu gegründeten Label Geffen. "The Wanderer" von 1980 setzt den eingeschlagenen Weg weg vom klassischen Disco-Sound konsequent fort.

Produzenten- und Labelwechsel haben zur Folge, dass das 1981 aufgenommene Album im Archiv verschwindet. Erst 15 Jahre später erscheint "I'm A Rainbow" 1996, dann unter dem Dach von Mercury Records. Auch, wenn der ganz große Erfolg ausbleibt, verzeichnet Donna Summer immer wieder einzelne Hits. Mit "She Works Hard For The Money" landet sie 1983 als erste schwarze Frau auf Heavy Rotation bei MTV.

Homophobe Äußerungen, die tatsächlich getätigt zu haben Donna Summer stets bestreitet, führen in den ausgehenden 80ern zu einem Knacks in ihrer Popularität. Daran, dass viele ihrer Alben mehrfach Platin ernten und ihre Singles regelmäßig in den oberen Regionen der Hitlisten zu finden sind, ändert das jedoch nichts. 1988 überwirft sich Donna Summer mit David Geffen. Weil dieser ihr vom Produzententeam Stock Aitken Waterman verantwortetes Album "Another Place And Time" nicht veröffentlichen will, wechselt sie in den Stall von Atlantic. Dort freut man sich mit Recht: Die Platte erweist sich erneut als überaus gut verkäuflich. "Mistaken Identity" von 1991 allerdings floppt.

Mit Donna Summers Mainstream-Erfolg scheint es nun vorbei. Abgesehen von einer Gospel-inspirierten Weihnachtsplatte ("Christmas Spirit" von 1994) erscheinen lediglich Best Of-Sample und Anthologien, die dafür in reichlicher Zahl. 1992 bekommt Donna Summer ihren Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Sie schreibt an einem Musical: "Ordinary Girl". Unter dem gleichen Titel veröffentlicht Donna Summer 2003 ein Buch. Remixe und Neuauflagen bringen ihren Namen regelmäßig zurück in die Charts. Für die wiederbelebte Kooperation mit Giorgio Moroder kassiert Donna Summer 1998 erneut einen Grammy. 2004 wird sie mit der Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame geehrt. 2005 und 2006 steigen große Tourneen.

Für "Crayons" versichert sie sich der Hilfe versierter Produzenten wie Greg Kurstin (Lily Allen, Pink, Kylie Minogue), Danielle Brisebois (Natasha Bedingfield, Kelly Clarkson) und J.R. Rotem (Rihanna und Leona Lewis). "Ich hatte satt, ständig die gleichen Lieder zu singen", beschreibt Donna Summer die Motivation für ihr Comeback. An allen Songs schreibt sie selbst mit. Am 17. Mai 2012 erliegt Donna Summer in Englewood, Florida, im Alter von 63 Jahren einem Krebsleiden.

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