laut.de-Kritik

Der besondere Kick? Hier leider Fehlanzeige.

Review von

Übertriebene Eile kann man dem Stuttgarter DJ und Produzenten Martin Eyerer nicht vorwerfen. Seit Anfang der 90er Jahre produziert unter einer Vielzahl von Pseudonymen elektronische Clubmusik. Dennoch hat es mehr als 15 Jahre gedauert, ehe mit "Word Of Mouth" das erste Studioalbum von Eyerer in die Plattenläden kommt. Darauf sind zehn solide Nummern für den Club zu hören, die irgendwo zwischen Minimal, Techhouse und Electro angesiedelt sind.

Es ist also ein Album, das im besten Sinne das bietet, was man erwarten konnte. Vorausgesetzt freilich man hat in den vergangenen Jahren die Karriere von Eyerer zumindest mit einem Ohr mitverfolgt. Seit 2005 musste man dazu nicht besonders tief in die Technoszene eintauchen. Martin Eyerer war mit seinen Releases auf Trapez, My Best Friend oder dem Output seiner beiden eigenen Imprints Session Deluxe und Kling Klong omnipräsent.

In dieser Zeit hat er sich mit seinen Tracks einen Namen als Produzent gemacht, der es versteht den Dancefloor konsequent zu bedienen. Das tun nun auch die zehn neuen Tracks, die Eyerer eigens für das Album produziert hat. Leider sind aber nur wenige Highlights dabei. "Memento (It's Hot)" sticht mit seinen Acid-Einschlag noch positiv heraus. Ansonsten hat Eyerer auf "Word Of Mouth" leider wenig Inspirierendes zu bieten. Alles ganz nett zwar, aber eben auch extrem konturlos. Schärfer formuliert könnte man sagen: stromlinienförmig auf den Zeitgeist zu produziert bis an die Grenze der Anbiederung.

Kein Wunder, dass ich nach mehrmaligem Hören noch immer keinen wirklichen Favoriten benennen kann, der es Wert wäre, dass ich ihn in den Club schleppe. Handwerklich bestens gemacht sind alle Eyerer-Tracks, schließlich hat der Stuttgarter ein auf dem Stand der Zeit eingerichtetes Studio. Spielen könnte man auch alle, aber den besonderen Kick hat keiner. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Ein guter Handwerker muss eben noch lange kein guter Künstler sein.

Eyerers größtes Problem ist, dass er das Risiko scheut. Er ist nicht spontan, lässt seinen Ideen keinen Raum. Stattdessen zwängt er sie in ein verkaufsgerechtes Korsett. Er ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, was funktioniert. Und mit dem berechnenden Blick des geübten Betriebswirtschaftlers hat er sich folglich auch an die Arbeit zu "Word Of Mouth" gemacht. Musikalisches Profil gewinnt man so schwerlich. Da hilft es auch nicht, wenn man noch so akribisch an jedem Track herum fummelt.

Vielleicht hat Eyerer das ja irgendwie geahnt, und dem Album deshalb noch eine Mix-CD beigelegt. Diese macht mit Tracks Mijk Van Dijk, Namito, Oliver Koletzki, Florian Meindl und Eyerer selbst deutlich mehr Spaß, auch wenn sich die oben angeführten Kritikpunkte hier noch einmal wiederholen ließen. Nur fallen diese in einem DJ-Mix nicht so arg ins Gewicht wie bei einen Artistalbum. Eine Lektion, die auch ein altgedienter Produzent wie Martin Eyerer offensichtlich noch lernen muss.

Trackliste

CD1 Album

  1. 1. Furthermore
  2. 2. Memento
  3. 3. Monza
  4. 4. Decent Track
  5. 5. Azul
  6. 6. Cave Canem
  7. 7. Barber’s Pole
  8. 8. Telegonos
  9. 9. Yakamoz
  10. 10. La Dolce Vita

CD2: Best Of Kling Klong Mix

  1. 1. Martin Eyerer - Wicked Line (DJ F.E.X. Fexperimented Remix)
  2. 2. Diringer - Flake Escape
  3. 3. Namito - Joujou (Martin Landsky Remix)
  4. 4. Stephan Hinz - Ending Up Flipping Burgers
  5. 5. Mijk van Dijk - Wider
  6. 6. Florian Meindl - Tears
  7. 7. Martin Eyerer & Toni Rios - Duende (Lost In Robert Babicz Remix)
  8. 8. Stephan Hinz - One Week In Italy
  9. 9. Martin Eyerer & Oliver Klein - Babylon
  10. 10. Eyerer & Koletzki - Pulse Your Hands (Audiofly X Remix)
  11. 11. Namito - Zizou (Tom Pooks Zizooks Remix)
  12. 12. Dusty Kid - Cowboys

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