Porträt

laut.de-Biographie

Buzzcocks

Die beiden Jungspunde Peter McNeish und Howard Trafford aus Manchester bringen mit ihrer Entscheidung, nach London zu fahren, um die Sex Pistols live zu sehen, einen Stein ins Rollen. Für sich selbst, für ihre Stadt und für ein ganzes Genre. Ihre Punkband Buzzcocks sollte prägend für Generationen von Bands werden.

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Kennen lernen sich die beiden, als Devoto im Herbst 1975 Mitstreiter für eine Band sucht. Über ein Schwarzes Brett am Bolton Institute Of Technology finden die beiden zueinander und spielen anfänglich Lieder der Rolling Stones nach.

Im Februar 1976 lesen die beiden einen Bericht über eine der ekstatischen, chaotischen Liveshows der frühen Sex Pistols und beschließen, sich das ganze mal aus der Nähe anzusehen. Ein Konzert, das ihr Leben verändern soll. Zurück aus London ändern die beiden erst einmal ihre Haarfarbe und ihre Namen in Pete Shelley und Howard Devoto.

Im März 1976, kurz nach dem Londonbesuch, feiern die Buzzcocks Live-Premiere. Dass die Band zuvor noch nicht einmal zusammen geprobt hatte, stört niemanden. Devoto hat die beiden anderen ersten Bandmitglieder Garth Davies (Bass) und einen gewissen Dennis bis zum Abend des Gigs noch nicht einmal kennengelernt!

Außerdem kommen sie auf die Idee, die Lesser Free Trade Hall in ihrer Heimatstadt zu buchen, in der die Sex Pistols im Juni und Juli '76 auftreten. Gigs, bei denen die versammelte zukünftige Musik-Elite Manchesters anwesend ist: Mitglieder von Joy Division ebenso wie Smiths-Frontmann Steven Patrick Morrissey oder The-Fall-Sänger Mark E. Smith.

Eigentlich sollen die Buzzcocks als Support in der Lesser Free Trade Hall auftreten, allerdings springen den beiden kurz vor dem ersten Gig die Mitstreiter ab. Dafür lernen sie am ersten Abend Steve Diggle, den zukünftigen Bassisten, kennen. Einige Tage später rekrutiert das Trio den Drummer John Maher. Und so feiern die Buzzcocks, deren Name einem wiederkehrenden Ausspruch in einer britischen Fernsehserie entlehnt ist, beim zweiten Gig am 20. Juli ihren zweiten Auftritt: Shelley singt und spielt Gitarre, Devoto singt lediglich.

Im September organisiert Malcolm McLaren, Manager der Pistols, das zweitägige "100 Club Festival" um seine Band zu promoten. Hatten am ersten Tag noch Subway Sect, Siouxsie & The Banshees, The Clash, und die Sex Pistols gespielt, standen die Mancunians am 22. September mit den Stinky Toys, Chris Spedding & The Vibrators und The Damned auf der Bühne.

Ende Dezember nehmen die Buzzcocks in ihrer Heimatstadt eine erste EP auf: "Spiral Scratch" erscheint Anfang 1977 auf ihrem eigenen New Hormones-Label. Damit ist die Band die erste, die ein Independent-Label gründet, um ihre Musik zu vertreiben. DIY at its best. Produzent ist niemand geringeres als Martin Hannett, der später für den Sound von Joy Division verantwortlich sein wird.

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Nach der Fertigstellung von "Spiral Scratch" nimmt Devoto den Hut und gründet die Postpunk-Band Magazine. Shelley übernimmt alle Gesangsparts, Diggle rückt an die Gitarre auf und den Bass spielt fortan, nach einem kuren Intermezzo von Garth Smith, Steve Garvey.

In dieser Formation unterschreiben die Buzzcocks bei United Artists. Auf dem neuen Label erscheint als erste Single "Orgasm Addict", eine kritische Auseinandersetzung mit zwanghafter Sexualität. Die legendäre Artwork-Collage von Linder Sterling zeigt einen durchtrainierten Frauenkörper, auf deren Hals ein Bügeleisen montiert ist. Die Brustwarzen sind von Mündern verdeckt.

Auf Grund des angeblich anstößigen Textes und der simulierten Kopulationsgeräusche weigert sich die BBC, die Single zu spielen. Nichts desto trotz wird die Nummer - ähnlich wie der Sex Pistols-Song "God Save The Queen" - ein kleiner Hit. Nach einer Reihe von Singles (hervorragend kompiliert auf "Singles Going Steady" - der Einstieg ins Oeuvre der Band) erscheint im März 1978 das Debütalbum "Another Music In A Different Kitchen".

Nur ein halbes Jahr später folgt mit "Love Bites" die zweite Platte. Ihr melodischer Poppunk findet hier seinen Höhepunkt in der Single "Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn't've)?", die immerhin auf Platz zwölf der britischen Charts klettert. Diese Nummer findet sich auch heute noch in jeder gut sortierten Indie-Disco.

Ein gutes Jahr später erscheint im September 1979 das dritte Album "A Different Kind Of Tension". Frontmann Shelley entscheidet sich 1981 für eine Solokarriere, die das Ende der Band bedeutet. Bereits 1979 hatte er mit "Sky Yen" seine erste Soloscheibe veröffentlicht. Sie war allerdings schon vor der Zeit mit den Buzzcocks veröffentlicht worden.

Auch seine erste Post-Buzzcocks-Single "Homosapien" erregt Aufsehen. Nicht nur, dass soundmäßig ein Schwenk von Gitarren zu Keyboards stattgefunden hat: Die BBC weigert sich erneut, die Nummer zu spielen, diesmal wegen textlicher Referenzen an gleichgeschlechtlichen Sex. Shelley bekennt sich derweil offen zu seiner Bisexualität.

1981 erscheint eine weitere Soloplatte, die den Namen der Single trägt. Nebenher releast Shelley altes Material auf seinem eigenen Groovy-Label. Das dritte Album "XL1" kommt 1983 auf den Markt, gefolgt von "Heaven And The Sea" 1986. Als wäre er nicht ausgelastet, kollaboriert er mit Pauline Murray von Penetration und den Tiller Boys.

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Dann wird es erst einmal lange still um die ehemaligen Buzzcocks, erst 2002 finden Shelley und Devoto wieder zusammen. Gemeinsam nehmen sie als ShelleyDevoto die Langrille "Buzzkunst" auf. Diggle betreibt über die Jahre verschiedene Soloprojekte, allerdings eher mit bescheidenem Erfolg. Maher dagegen hat sich als Autoschrauber auf der schönen schottischen Insel Harris zur Ruhe gesetzt.

Immer wieder kommt die Band zum Touren zusammen, die einzigen Konstanten sind dabei allerdings Shelley und Diggle. Sie müssen der Zeit Tribut zollen und supporten 1994 Nirvana sowie im neuen Jahrtausend Pearl Jam. 1992 und 1993 erscheinen Live-Alben, '93 ist auch das Jahr, in dem das erste Studioalbum seit 1979 auf den Markt kommt: "Trade Test Transmissions".

Drei Jahre später folgt "All Set", das Shelley und Diggle mit Tony Barber am Bass und Phil Barker am Schlagzeug einspielen. Weiter gehts im Dreijahres-Rhythmus, 1999 sind die Buzzcocks "Modern". 2003 schließlich erscheint ein selbstbetiteltes sechstes Studioalbum.

Schließlich nimmt sich Cooking Vinyl der Buzzcocks an und bringt im Frühjahr 2006 "Flat-Pack Philosophy" heraus. Kurz nach dem Release verlässt Barker die Band, ihn ersetzt Danny Farrant. Im Sommer des gleichen Jahres dürfen die Altmeister mit auf die amerikanische Warped-Tour, Ende 2007 spielen sie mit Maximo Park.

Wer sich von den Live-Qualitäten der Engländer überzeugen möchte, kann dies auf dem Album "30" tun, das 2006 in London aufgenommen wurde und im Februar 2008 erscheint. Das nächste Studio-Lebenszeichen der Buzzcocks hört auf den Namen "The Way" und kommt im Mai 2014. Die Band lässt sich die Aufnahmen von Fans via Pledge Music vorfinanzieren und spendet 5% der Einnahmen an den Teenage Cancer Trust. 2016 feiern die Unermüdlichen ihr 40-jähriges Bestehen.

Am 6. Dezember 2018 stirbt Sänger und Aushängeschild Pete Shelley in Estland, der Heimat seiner Frau Greta, an einem Herzinfarkt.

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Buzzcocks - 30: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2008 30

Kritik von Mathias Möller

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