Porträt

laut.de-Biographie

C-Murder

Als der Amerikaner Corey Miller im Jahr 2002 zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mord an einem 16-jährigen Fan verurteilt wird, schließt sich ein hässlicher Kreis zwischen musikkultureller Erwartungshaltungen und todernster Ghetto-Realität - die Biografie des Rappers aus New Orleans, der sich C-Murder nennt, wird zu einer pervertierten selbsterfüllenden Prophezeiung.

Mitte der Neunziger, als sich New York mit Alben von Nas, Jay-Z und dem Wu-Tang Clan endgültig als Genre-Mekka etabliert, rumort auch der Hip Hop aus dem amerikanischen Süden. Ein wenig abseits vom Fokus der Öffentlichkeit arbeiten Künstler wie die Geto Boys, das No Limit-Camp und UGK an ihrem ganz eigenen Entwurf. Besonders die No Limit-Familie aus den Armenvierteln New Orleans' unter Oberhaupt Master P avanciert zu einer unstreitbaren Größe in der stetig wachsenden Szene aus dem Dirty South. Mit dabei ist auch Master Ps kleiner Bruder Corey, der sich unter dem Namen C-Murder in die Fanherzen von simplifiziertem, Bass-lastigem Sound jenseits der Mason-Dixon-Grenze rappt.

C-Murder schließt sich mit dem großen Bruder und Kumpel Silkk the Shocker als Trio zusammen, gemeinsam nennen sie sich TRU und legen den Grundstein für einen bald folgenden Welterfolg des No Limit-Imperiums. Das von Gangsta-Rap-Klischees übervolle Debütalbum der Truppe verkauft sich schnell über 200.000 Mal, und aus dem Underground-Hype wird in kürzester Zeit eine Bewegung, die dem Rapgenre nicht nur die typischen Pen & Pixel-Plattencover bringen sollte, sondern bald auch eine neue Küste etabliert.

Mit "Life Or Death" debütiert C-Murder als Solokünstler und kann mit seinem in clevere Wortspiele verpackten, gewalttätigen Reality-Rap-Ansatz schnell hunderttausende Fans hinter sich scharen. No Limit ist mittlerweile die treibende Kraft aus dem Süden. Gemeinsam legt man einen Grundstein dafür, was eine Dekade später unter der Herrschaft von Lil Wayne und Cash Money Records kommen sollte. Musikalisch macht C-Murder mit Hochkarätern wie Master P und Snoop Dogg gemeinsame Sache, privat knüpft er Bande mit R&B-Sternchen Monica. Weitere Alben folgen so kontinuierlich wie die Platin-Plaketten. Das Leben ist gut, bis sich die kriminelle Energie des Rappers gegen ihn stellt.

Vor einem Nachtclub erschießt C-Murder nach einer Rangelei seinen 16-jährigen Fan Steve Thomas und muss sich im darauffolgenden Jahr vor Gericht wegen Mordes behaupten. Murder plädiert auf nicht schuldig. Obwohl die Beweislage für den Künstler schlecht steht, entgeht er zunächst tatsächlich einer herkömmlichen Haftstrafe und wird lediglich unter Hausarrest gestellt. Dort entstehen weitere Alben, die zwar nicht annähernd an den einstigen Erfolg anschließen können, aber dennoch von treuen Fans freudig aufgenommen werden.

Zusätzlich verfasst C-Murder (der sich aus Pietätsgründen in Folge C-Miller nennt) seine Quasi-Biografie "Death Around The Corner". Der Untertitel "To escape the streets you need more than luck" beschreibt den gescheiterten Weg des Ghetto-Kindes Corey Miller, das die Möglichkeit hatte, über die Musik der Armut zu entfliehen, aber von der eigenen Vergangenheit eingeholt wurde.

Mit den unzähligen Versuchen, die Öffentlichkeit und das Gericht von der eigenen Unschuld zu überzeugen, ist im August 2009 endgültig Schluss. Neue Beweise tauchen in Form eines Videomitschnitts auf, der Millers Verbrechen eindeutig belegt. Das Gericht verhängt sieben Jahre nach der Tat eine lebenslange Strafe und beendet somit ein für alle Mal die Karriere des Rappers aus New Orleans.

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