laut.de-Kritik
Ein Schelm, wer bei diesen zeitlosen Klassikern Böses denkt.
Review von Alexander CordasWenn man wollte, könnte man der Plattenfirma ja glatt einen Strick daraus drehen, eine Doppel CD gespickt mit 50 Ohrwürmern von good old Frankie rauszubringen. Gerade jetzt, nachdem Robbie Williams mit "Swing When You're Winning" alten Rat Pack-Klassikern wieder zu mehr Gehör verholfen hat. Ja, wenn man wollte. Will man aber nicht. Denn welcher Schelm könnte Böses denken bei "I've Got You Under My Skin", "Strangers In The Night", "When Somebody Loves You" oder all den anderen großartigen Songs? Ich jedenfalls nicht.
Statt dessen lasse ich mich lieber vereinnahmen von dieser charismatischen Stimme, Pathos geschwängerten Streichern und einem Piano, das geradezu nach einem Steh-Blues zu "My Funny Valentine" in einer verrauchten Kellerbar schreit. Die bes(ch)wingen Trompeten und Posaunen vermitteln eine gewisse Revuefilm-Ästhetik: Tänzerinnen laufen vor dem inneren Auge, die Beine über den Kopf schlagend, eine beleuchtete Treppe hinunter, während Ginger Rogers und Fred Astaire sich in den Armen liegen. Das mag kitschig sein, ja, das mag auch nicht zeitgemäß sein im 21. Jahrhundert, aber wer diesem Charme widerstehen kann, und etwa bei "Like Someone In Love" (auch schon von Björk gecovert) nicht augenblicklich dahinschmilzt, hat entweder in seiner linken Brusthälfte ein Vakuum, oder ein Problem mit Romantik.
Dass es mir nicht vergönnt war, je eine seiner legendären Shows in Las Vegas zu sehen, ist wohl das, was man als "Ungnade der späten Geburt" bezeichnen könnte. Es dürfte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass Frankie einfach einer der größten Entertainer des letzten Jahrhunderts war. Den Beweis, dass sein Werk mit das zeitloseste ist und seines Gleichen sucht, liefert nicht nur die Tatsache, dass Robbie Williams heute einen so großen Erfolg mit seinem Remake feiert, sondern auch, dass noch nach 50 Jahren 20-Jährige Sinatra-Platten kaufen. Spiels nochmal, Frank!
Noch keine Kommentare