laut.de-Kritik
Ville Valo hat ein "Rendezvous With Anus".
Review von Alexander Cordas"Uneasy Listening Vol. 2". Oh mein Gott. Der erste Teil der Raritäten-Compilation verursachte ja schon einige Verschlingungen im Dickdarm. Da fragt sich der geplagte Rezensent, welche Torturen das Ex-Label noch auf Lager hat.
Doch siehe da, es geht auch anders. Zumindest suggeriert uns die durchaus gelungene Cover-Version des 98er Turbonegro-Klassikers "Rendezvous With Anus" ebenjenes. Ist denn die HIM-Klientel auf homoerotische Genüsse überhaupt schon vorbereitet?
Jedenfalls hört sich die HIM-Version kaum an, als stamme sie eigentlich von Typen, die sich zum Spaß Silvester-Böller in das besungene Körperteil stecken. Zumindest dürfte es ein Hochgenuss sein, Unbedarften beim Singen der Zeile "Jerk that head and be my friend" zuzusehen und zuzuhören. Manches Mal sitzt Ville und seinen Kumpels der Schalk im Nacken.
Die beiden 616-Versionen ("Buried Alive By Love" und "Hand Of Doom") geht genau die polierte Sauberkeit der Originalversion ab, und das ist wahrlich eine Bereicherung des HIM-Sounds. Zu oft kranken ihre Songs nämlich daran, dass die Produktion etwaige Kanten glatt gebügelt hat. Bei den genannten zwei Beispielen stechen aber eben diese Kanten schön heraus und entsprechen weit mehr dem raueren Live-Eindruck als die regulären Studio-Versionen.
Noch derber in diese Kerbe haut das fast schon zur Industrial-Nummer mutierte "The Beginning Of The End", das man wegen des Distort-Gesangs und der -Effekte kaum wiedererkennt. Gegenüber diesen positiven Ausreißern beweisen Songs wie "Again" lediglich einmal mehr, weshalb sie ein bescheidenes B-Seiten-Dasein führen. Die ganz gelungenen Live-Mitschnitte aus Turku zeigen die Band von einer spielfreudigen Seite, was bei HIM nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist.
Insgesamt hinterlässt der zweite Teil des unbehaglichen Hörens einen weit besseren Eindruck als noch der erste Part. Wiederum gilt aber: nur für Fans interessant.