laut.de-Kritik
Satte Melancholie und lässiger Pathos aus einem Guss.
Review von Eberhard DoblerSatte Melancholie und lässiger Pathos. Ian Brown, der britische Rave-Veteran, macht es einem mit dem fünften Soloalbum leicht. Lässig wippend und mit einem Drink in der Hand lässt es sich auf den Streicher-getränkten Beats aus dem Alltag hinein in die Dunkelheit des Konzertsaals surfen.
Abschalten kann die Devise lauten, konzentriert man sich auf die entspannten Midtempo-Arrangements. Das funktioniert besonders bei den ersten Tracks der Platte gut, selbst wenn Brown seiner Rolle treu bleibt und den Mächtigen auf die Finger klopft ("Soldiers come home / soldiers come home"). Denn die Atmosphäre der Platte stimmt: Browns Attitüde passt zum harmoniebetonten Gerüst der Songs, das wiederum mit den geeigneten Sounds ausgekleidet ist.
"Solarized" wirkt dabei etwas introvertierter als der Vorgänger und kommt aus einem Guss daher. Letzteres im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Problem hat die Platte, denn über Albumlänge wirken die Tracks doch recht einförmig. Hip Hop-lastiges Beat-Fundament, viele Streicher und Bläser, elektronische Ergänzungen, dazu das ein oder andere Gitarrenlick: Ian verlässt sich diesmal auf ein 30-köpfiges Orchester (!).
Der Titeltrack gibt mit lässig melancholischer, verhalten jazzig-bluesiger Stimmung den perfekten Einstieg, bevor das heftiger programmierte "Sister Rose" aufrüttelt. "Until I draw my last breath on this earth / And death it takes me as is promised from your birth" - es gibt sicher tiefer gehende Lyrik, doch sicher keine, die sich dank eines schleppenden, bedeutungsschwangeren und wummerndern Beat zu einer coolen hymnischen Nummer wie "Save Us" auswächst.
Gegen Ende tanzt "Me And You Forever" mit akustischen Drumsounds und verzerrtem Gitarrenlick noch aus der Reihe, bevor Brown zum starken Abschlusstrack Sinéad O'Connor in die Gesangskabine zum Duett lädt. Ians Gesangsmelodien werden am Ende zwar eher zum persönlichen Label, als dass sie für Abwechslung sorgen. Die Prägnanz seines Organs und die richtige Laid back-Haltung räumt gewisse Zweifel jedoch im Nu zur Seite. Coole Platte.
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