laut.de-Kritik
Die Realste, die Reichste, die Schönste.
Review von David Maurer"First things first I'm the realest" rotzt Iggy Azalea arrogant heraus und stellt klar, was der Rap-Welt so lange gefehlt hat: sie selbst natürlich, respektive ihr Debüt-Album. Neugierig gemacht hat die gebürtige Australierin mit ihren Mixtapes "Ignorant Art" und "TrapGold" sowie der EP "Glory" allemal. Nun also ist es Zeit, mit "The New Classic" auch auf Albumlänge den Mittelfinger zu zeigen.
Den bekommt vor allem ihre Vergangenheit vors Gesicht gehalten. Boden schrubben im australischen 3000-Seelen-Kaff war gestern, heute ist nur noch "Fancy" gut genug für die 23-Jährige. Während sie auf minimalistischem Beat Hotelzimmer verwüstet und die Minibar plündert, bringt Iggy mit ihrem Südstaaten-Vibe und dem Video im Clueless-Style den Dirty South ins Klassenzimmer. Dort angekommen, verwandelt Charli XCXs Ohrwurm-Hook die Nummer endgültig in einen Club-Banger.
Ruhm und Geld musste sich Iggy Azalea natürlich erst einmal verdienen, und dabei zahlreiche Hindernisse überwinden. Die eigene Angst beispielsweise, als sie mit gerade einmal 16 Jahren alleine in die USA auswanderte: "No money, no family / Sixteen in the middle of Miami." Ihren Weg von ganz unten nach ganz oben beschreibt sie nicht nur in der ersten und recht launigen Single "Work". Auch das mächtig untermalte "Walk The Line" und das arg lahme "Don't Need Y'all" greifen das Motiv auf, verlieren sich im Gegensatz zu "Work" aber in allgemeinen Phrasen à la "never forgot my roots / I heard that the top is lonely, I wonder if it's the truth". Die millionste Tellerwäscher-Story zieht einfach nicht mehr.
Ohnehin macht "The New Classic" deutlich mehr Spaß, wenn Azalea protzend und keinen Fick gebend auf Durchzug stellt. Ob sie sich in Anlehnung an Dancehall-Sängerin "Lady Patra" als neue "queen of the pack" ausgibt, als "New Bitch" die Ex-Freundin ihres neuen Lovers zur Eifersucht treibt oder zur selbsternannten "Goddess" aufsteigt - Iggys Wahnsinns-Flow, gepaart mit ihrer südstaaten-getränkten Stimme, entfaltet erst in provokant-arroganten Zeilen seine volle Wirkung. "I'm spending his new cash / Few trips, new bags / Damn, she is too bad, oh you mad? / That I'm his new bitch." Die Realste, die Reichste, die Schönste - "you should want a bad bitch like this."
So unterhaltsam der respektlos gespuckte Vortrag auch sein mag, das Singen sollte Azalea lieber ihren Gästen überlassen. Ihre Performances in den Hooks von "Don't Need Y'all" und dem glockenuntermalten Mutmacher "Impossible Is Nothing" lassen sich höchstens als zweckmäßig bezeichnen. Rita Ora in der von Katy Perry geschriebenen Hook zu "Black Widow" und Watch The Duck im gitarren-begleiteten R'n'B-Vibe "100" zeigen sich erwartungsgemäß deutlich sicherer im Gesang.
Viel mehr als Iggys hier und da leicht verkorkste Hooks enttäuscht aber das Sound-Gerüst des Produzenten-Teams The Invisible Men, und das, obwohl es keinesfalls schlecht ist. Das recht unbekannte Londoner Trio, das bislang nur vereinzelt mit Stars wie Ellie Goulding und den Sugababes arbeitete, liefert meist solide Beats zwischen Trap und EDM, mal mit Dancehall-, mal mit Pop-Einflüssen, die Azaleas Ambitionen aber selten gerecht werden.
Bis auf "F**k Love", das mit seinen Druckluft-Fanfaren und veralteten Dance-Klängen an J. Los Verjüngungskuren der letzten Jahre erinnert, leisten sich die Invisible Men keine Aussetzer und servieren durchaus ein paar gute Vorlagen. Aber ausgelutschte, wenn auch ordentliche Dubstep-Produktionen wie "Change Your Life" können aus Azaleas Debüt bei Weitem keinen "New Classic" machen. Schriller, provokanter, einfach ein bisschen mehr "Fancy" - das würde der Rapperin wesentlich besser zu Gesicht stehen.
Das Cover in Miami Vice-Ästhetik verspricht letztlich ein bisschen zu viel. So bunt geht es auf der Platte nämlich kaum zu. Die perfekte Mischung aus clubtauglicher Hook, rotzigen Raps und reduzierten, aber markanten Beats findet sich auf "The New Classic" überraschend selten. Dass ihr erstes Album stellenweise dennoch richtig Spaß macht, liegt vor allem an der interessanten und hochtalentierten Iggy Azalea selbst.
5 Kommentare mit 9 Antworten
Hatte wirklich hohe Erwartungen und bin etwas enttäuscht ehrlich gesagt, istn recht solides Album aber kommt bei weitem an keines Ihrer Mixtapes ran. Der Stil ist mir teils zu poppig und angepasst, die richtig geilen Sachen ala 'Slo' und 'Murda Bizness' fehlen.
'Fancy', 'Work' und 'Goddess' meine Lieblinge, die Deluxe Edition Songs sind auch gut.
Dazu noch die passenden Money Boy-News http://www.moneyboy.at/fans-fingern-iggy/
Ja, wer würde die Alte nicht gern fingern?
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
ich hatte mal n Porno wo die Darstellerin gliech geheissen hat.
achja... der hiess "Azalea Anal" das weiss ich noch.
Apropos Charli:
Iggy erinnert an die gute alte Charli Baltimore:
http://www.youtube.com/watch?v=d11-U-gaw9M
quasi der gleiche flow, die gleiche Inszenierung und vor allem die gleiche stimme!
Schon krass, oder?
Das Album ist ganz OK, nix besonderes. Einige Songs sind leider grauenhaft überproduziert und mit einer fetten Schicht Gloss und Zucker übergossen. Die Singles sind die Highlights, also kann man sich das Album auch sparen. Angel Haze hat da ein deutlich besseres Album geliefert, das ganz ordentlich ist. Wieso gab es keine Kritik dazu auf laut.de ???
Isso. Das Angel Haze Album ist überragend
Halbwertszeit des Albums hat sich doch als ziemlich hoch erwiesen. "Work", "Goddess", "New Bitch", "Walk the line" hören sich gar nicht tot, "Fancy", "F**k love" und "Black Widow" bleiben auch top Tracks.
ASL?
ASL? Das ist doch hier nicht Chatroulette, du Paper Gangsta.