laut.de-Kritik

Natürlich bringt Joss Stone niemanden um.

Review von

"Was sind die Regeln für eine Fortsetzung? 1. Es werden mehr Leute umgebracht; 2. Die Todesszenen sind besser ausgearbeitet, mehr Blut, mehr Gekröse, ein nettes Gemetzel, das erwartet die Fangemeinde!"

Diese Weisheit gab uns einst Schlauerle Randy in "Scream 2" mit auf den Weg. Natürlich bringt Joss Stone auf "The Soul Sessions Volume 2" niemanden um, außer vielleicht den Song "Then You Can Tell Me Goodbye". Aber der Grundgedanke ist der gleiche wie bei allen Fortsetzungen. Lieber Käufer, dir hat einst das Original so schön gefallen, dass du es Millionenfach gekauft hast. Hier ist Teil zwei. Du und Deine Geldbörse sind herzlichst willkommen sich heimisch zu fühlen.

Das ehemalige Zaubermädchen Joss Stone hat getan was sie konnte, um ihr ehemaliges Gefolge zu vergraulen. Nach etlichen Versuchen, sich selbst zu definieren, dem unsäglichen Jagger-Projekt SuperHeavy und nicht zuletzt einigen schlimmen Frisurverbrechen geht sie zum Feinjustieren zurück auf Los. Wieder steht ein Cover-Album mit Soul-Tracks aus den 1960/1970ern auf dem Programm.

Um das Konzept von "The Soul Sessions" auch wirklich komplett zu kopieren, übernimmt "High Road" von den Broken Bells die Rolle, die einst "Fell In Love With A Girl" von den White Stripes hatte. "High Road" soll der Welt zeigen, dass die mittlerweile Fünfundzwanzigjährige nicht in der Vergangenheit gefangen gehalten wird. Aber so ganz mag es diesmal nicht funktionieren. Das Lied begehrt auf und mag nicht in das neue psychedelische Soul-Korsett gezwängt werden.

Viel besser funktioniert das alte Rezept in "I Got The..." von Labi Siffre. Ein perfekter Opener, in dem Stone ihre Stimme zwischen honigsüß und trockener Härte schwanken lassen kann. Das Arrangement hält sich stark an das Original und entreißt es aus den Fingern von Eminems "My Name Is". "Just a lonely soul slowly dying / I was smiling hard but I was lying."

Schon im Original besitzt "(For God's Sake) Give More Power to The People)" von den Chi-Lites genug Elan und Raum. Ein Umfeld, in dem Joss Stone der immensen Kraft in ihrer Stimme alle Freiheiten geben kann. Um zukünftige Konzertbesucher wird einem Angst und Bange. Ein derber Track. Da boxt der Papst, fast egal wer ihn singt.

"Stoned Out Of My Mind" zeigt im direkten Vergleich klar die Schwächen der Sängerin. Laut singen und Emotionen zeigen ist nicht das Gleiche. Bis heute bleibt ihr diese Erkenntnis aber fern und so schreit sie schon mal das ein oder andere Stück theatralisch zu Boden. "The Love We Had (Stays On My Mind)" weiß ein Lied davon zu singen.

Dem alten Womack & Womack-Monster "Teardrops" schneidet Stone mit einem gelungenen Arrangement die gruseligen und staubigen Zöpfchen ab. Die Neuinterpretation wirkt im direkten Vergleich zum Original nötig und entspannt zurückgelehnt. Anstelle der straighten Urfassung, hält Stone einige Überraschungen bereit.

Die unterschätzten Honey Cone sind mit "While You're Out Looking For Sugar" vertreten. In den Händen der Engländerin wird daraus ein netter und fluffiger Song, wie gemacht um mal etwas mehr Farbe in den allgemeinen Brei der Radiostationen zu bringen. Dagegen geht, wie bereits Anfangs erwähnt, bei "Then You Can Tell Me Goodybe" alles schief. Eine uninspiriertes Gehauche über Gitarrengezupfe mitsamt klebrigen Streichern. Ein Zuckerschock ohne Vorwarnung für Diabetiker.

Die größte Erkenntnis des manchmal zu polierten "The Soul Sessions Volume 2" bleibt, dass so manches Cover besser gelingt, als jeder von Joss Stone selbst geschriebener Song. Warum sollte sie diesen Weg dann eigentlich nicht weiter gehen? Karrieren wie Tina Turner oder Joe Cocker basieren auf diesem Konzept. Nicht jeder ist der geborene Songwriter und nicht jeder der geborene Sänger. Es gehört viel dazu, seine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. "The Soul Sessions Volume 3" darf kommen. Mit mehr Blut, mehr Gekröse und einem netten Gemetzel. Aber bitte mit weniger Leichen im Keller.

Trackliste

  1. 1. I Got The...
  2. 2. (For God's Sake) Give More Power To The People
  3. 3. While You're Out Looking For Sugar
  4. 4. Sideways Shuffle
  5. 5. I Don't Wanna Be With Nobody But You
  6. 6. Teardrops
  7. 7. Stoned Out Of My Mind
  8. 8. The Love We Had (Stays On My Mind)
  9. 9. The High Road
  10. 10. Pillow Talk
  11. 11. Then You Can Tell Me Goodbye

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17 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Oh weh.. habs noch nicht gehört, aber in der Review sind auch ohne Kenntnis des neuen Album so einige Patzer. Natürlich kann Joss laut/leise UND emotional singen, überhaupt gar keine Frage. Auch ist es sicher keine Geldabzocke, sondern halt ein berechtigter zweiter Teil, viele haben sich das von ihr gewünscht, mitunter sie selbst, ein Schelm wer das missverstehen will um kritische Töne in der Review unterzubringen. Auch ist Joss kein ehemaliges Zaubermädchen, sondern vom Zaubermädchen zur jungen Zauberfrau geworden. Frisurenverbrechen in einer Review? Und was soll denn bitte gemeint sein? Recht hat der Reviewer mit dem Jagger-Projekt, das hätte sie (und auch sonst keiner) besser nicht angepackt. Und natürlich kann Joss auch eigene Songs schreiben und darin wird sie auch immer besser werden, Gemach, sie ist 25. Bin sehr gespannt auf das Album.

  • Vor 11 Jahren

    ...ihr entertainment ist gut.
    eigene lieder schreiben ist sicher nicht ihre stärke.ich befürchte, wenn sie das mit 25 noch nicht drauf hat, das sogenannte "songwriting",ja...vielleicht sollte sie in einer combo als sängerin auftreten oder zum film gehen. gut aussehen tut sie ja schon, vielleicht noch hier und da etwas körperschmuck. naja, muss sie ja selber wissen.

  • Vor 11 Jahren

    Doch doch, das mit dem Songwriting klappt schon, vor allem wenn sie da gute Leute an der Seite hat, ist alles ok - das war wirklich an den Haaren herbeigezogen vom Reviewer. Und BITTE keinen Körperschmuck an dieser schönen Frau, natural Beauty! Und sie braucht auch nicht zum Film bei der Stimme und dem Talent, ich bitte Dich.

  • Vor 11 Jahren

    Blablubb, Wal nervt. Pullapü: Ich glaube sie sieht sich auch selbst mehr als Sängerin als als Songwriterin. Weiß nicht woher hier auf einmal der Anspruch kommt, sie müsste selbst Tracks schreiben. Wenn die Texte von ihr sind und das musikalische Konstrukt in Mitarbeit mit weiteren versierten Musikern entsteht (ähnlich wie mit einer Band), dann ist dagegen nichts einzuwenden.

  • Vor 11 Jahren

    @ argimemnon
    ...hab schon fast fest geschlafen

    ...die bundesliga im fussball ist wieder da !!!

    fc argi : diesmal hier leider 0 zu 5

  • Vor 11 Jahren

    So, endlich gehört und ganz sicher eine 4/5 - Joss kann mit ihrer Stimme alles, wenn sie will - aber laut und nach vorne will sie halt grad öfter - und das steht ihr auch! Und überhaupt, was für ein Weib!!!