Der Londoner Szene-Nachtclub Fabric schließt seine Pforten. Eine Petition zur Erhaltung des Clubs war erfolglos.

London (jim) - Es ist eine Tragödie für die Untergrundszene Europas und stellt einen Präzedenzfall dar: der renommierte Technoclub Fabric macht dicht. In den letzten Wochen gab es dort zwei Drogenopfer: Ende Juni starb ein Partygänger im Club selbst, und im August kollabierte ein Gast vor dem Eingang. Seitdem ermittelten die Behörden und entzogen dem Fabric nun die Lizenz.

Fadenscheinig klare Argumente

Die zuständigen Behörden untersuchten die Fälle und hatten schnell einen Schuldigen gefunden: das Fabric. Laut einem der Ermittler habe die Großraumdisco viel zu lasche Sicherheitsvorkehrungen, die Gäste seien nicht ordentlich auf Drogen überprüft und das Personal sei sich des offenen Drogenkonsums überhaupt nicht bewusst. Die Gefahr weiterer Todesfälle dieser Art sei zu hoch, wenn das Fabric weiterhin offen bleibe. Ein Argument, mit dem man beispielsweise auch das Autofahren verbieten könnte.

Nachtleben-Szene in Großbritannien stirbt so langsam aus

Einer der Mitbegründer des Fabric, Cameron Leslie, äußert sich voller Unverständnis über den Lizenzentzug: "Wir hatten schon immer eine hervorragende Beziehung mit der Polizei und speziell mit den Behörden. Vor gerade einmal acht Monaten lobte uns ein Richter für unsere Sicherheitsvorkehrungen. Und nach diesen zwei Todesfällen hat sich das in so einer gravierenden Weise geändert? Das Nachtleben ist doch schon am Boden."

Prominente wie politische Anteilnahme

Was für eine große Institution das Fabric tatsächlich ist, lässt sich anhand der Trauerbekundungen und Bemühungen zur Erhaltung des Clubs erkennen. DJ-Größen wie Hudson Mohawke oder DJ Friction reagierten mit bestürzten Tweets, doch auch eine Petition mit 150.000 gesammelten Unterschriften stimmten die Behörden nicht um.

Zuletzt hatte sich sogar der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan sich für den Fabric-Club eingesetzt, denn dieser sei einer der wichtigsten Bestandteile der kulturellen Landschaft in England. Auch die Abgeordnete Emily Thornberry sprach den Familien der Opfer ihr Beileid aus, positioniert sich aber klar zum Fabric: "Trotzdem ist die Annahme falsch, dass das Drogenproblem generell besser wird, wenn man das Fabric schließt."

Das ist wohl wahr, denn den generellen Missbrauch von Drogen bekämpft man nicht, in dem man die größte Disco Europas schließt. Dazu gehören landesweite Aufklärungsmaßnahmen – einer Pflicht, der der englische Staat nicht wirklich nachkommt.

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