Im Halbfinale des Eurovision Songcontest siegen die ehemaligen Sowjetrepubliken auf ganzer Linie. DJ Bobo zeigte sich enttäuscht: "Mein persönliches Ego ist schwerst angeschlagen".

Helsinki (bb) - Gestern Abend fiel in der Hartwall Arena in Helsinki die Entscheidung, welche zehn Kandidaten sich mit den 14 bereits qualifizierten Ländern im Finale des Eurovision Songcontest messen dürfen. Als große Gewinner können sich neun Kandidaten aus dem Osten des Kontinents feiern. Einzig die Türkei bestand gegen die Übermacht von Baltikum bis Balkan. Der hoch gehandelte DJ-Bobo aus der Schweiz und die dänische Dragqueen DQ überzeugten nicht und schieden aus.

Durch die Show führten mit Miko Leppilampi die finnische Version von Riki Martin und Janna Pelkonen, die man vor lauter Bräune ebenfalls nur aufgrund ihres charakteristischen Namen dem Volk der Finnen zuteilen vermochte. Ohne große Umschweife startet um 21.30 Uhr der Wettbewerb, schließlich mussten in anderthalb Stunden 28 Künstler ihre Songs präsentieren.

Bulgarien eröffnete mit dem Trommlerduo Elitsa Todorova & Stoyan Yankulov. Der teilweise gejodelte Text trat gegenüber dem wilden Trommelwirbel in den Hintergrund. Die 100.000 Kilo Bühnenausstattung entfachten ein gewaltiges Gewitter aus Blitzen und Farben, das half, den Mangel an Charisma vergessen zu machen - Bulgarien qualifizierte sich unerwartet für die nächste Runde.

Ein ganz anderes Konzept verfolgten die wegen des politischen Inhalts ihres Beitrags "Push The Button" in Verruf geratenen Israelis. Den Pullunder stilvoll mit Army-Hose kombiniert, versuchte der Frontsänger der Teapacks wild über die Bühne hüpfend von dem geschmacklosen Outfit seiner Band und dem allgemein schwachen Beitrag abzulenken. Wie der auf französisch gesungene Beitrag Zyperns und Eric Papalaya aus Österreich schied Israel später aus.

Erst bei Weißrussland hatte man das Gefühl, einen ernsthaften Kandidaten fürs Finale zu sehen. Braungebrannt wie Dieter Bohlen performte Dimitry Koldun souverän seinen Song "Work Your Magic". Sowohl beim Bühnenbild als auch im Song findet man Anleihen an das James Bond Theme. Der Refrain geht schnell ins Ohr, und so zieht Weißrussland zusammen mit Sopho aus Georgien, die vor der Komposition ihres Songs wohl ein paar Mal Madonnas "American Life" gehört hatten, ins Finale ein.

Der vom Schweizer Kommentator herbei gesehnte Auftritt von DJ Bobo entpuppte sich als Flop. Besonders die uninspirierte Bühnenshow enttäuschte auf ganzer Linie, von seiner sonstige Stärke bei Kostümen und Choreographie war nichts zu sehen. Nach dem auch musikalisch hausbackenen Bobo-Standard verwunderte es nur die Schweizer selbst, dass sie am Ende leer ausgingen, als das Moderatorenpaar kurz vor Mitternacht die Kuverts mit den zehn Startplätzen beim Finale öffnete.

Das Publikum an den Fernsehschirmen belohnte mit Ungarn den wohl stärksten Beitrag des Abends. Magdi Rúzsa schmetterte schlicht in Jeans und Tanktop gekleidet eine ordentliche Bluesnummer, wobei sie ganz auf Backgroundtänzerinnen verzichtete.

Große Stimmen scheinen dieses Jahr ein Garant für Erfolg. Ob in Form einer slowenischen Operndame im Evanescence-Kostüm, der Serbischen "Wunderstimme" Marija Šerifović oder auch den 6 Tenören aus Lettland, alle vertrauten auf ihre Stimmgewalt und wurden eine Runde weiter gewählt. Alternde Rockstars haben dagegen keine Chance mehr beim Pop-Event Eurovision Songcontest. Island, Tschechien und auch Kroatien bekamen den Stempel "zu alt" verpasst.

Der eigentlich starke Auftritt von Edsilia Rombley aus den Niederlanden fiel unverdienter Weise unter den Tisch. Die Dragqueen DQ aus Dänemark ereilte das selbe Schicksal, was beweist, dass Popularität im Heimatland allein beim Grand Prix nichts nützt. Um am Samstag den Zusammenhalt der ehemaligen Sowjetrepubliken zu sprengen, muss Roger Cicero wohl die gesamte Wucht seines Organs in den Ring werfen.

Das sieht auch der ausgeschiedene DJ Bobo so: "Die osteuropäischen Länder sind gut organisiert untereinander", ließ er seinem Frust in einem Interview mit der Schweizer Tagesschau freien Lauf. Allen westlichen Kandidaten drohe im Finale, dass sie "zerpflückt werden von Osteuropa. Das zerreißt den ganzen Wettbewerb, es geht wirklich nicht mehr um Songs."

Bobo leckt nun erst einmal seine Wunden: "Mein persönliches Ego ist schwerst angeschlagen. Jetzt bin ich froh, wenn ich nach Hause komme."

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DJ Bobo

DJ Bobo,  | © Edel (Fotograf: ) DJ Bobo,  | © Edel (Fotograf: ) DJ Bobo,  | © Edel (Fotograf: ) DJ Bobo,  | © Edel (Fotograf: ) DJ Bobo,  | © Edel (Fotograf: )

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30 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Sorry aber im Vergleich zu DJ Bobo Musik wie vor zehn Jahren hat sich rein garNICHTS geändert...

    Kein Wunder, dass er nicht weiterkam. DJ Bobo wir leben längst nicht mehr in den 90ern! Das sollte ihm einer sagen!

  • Vor 17 Jahren

    Och, wie süß, ist Bobolein etwa am Flennen? Es ist eine Sache, an einem Wettbewerb teilzunehmen und zu verlieren, schlechter Auftritt hin oder her. Aver hinterher rzumjammern, wie unfair die anderen doch waren, zeugt nicht gerade von Charisma.

    Andererseits, Bobos Auftritt war besonders mies... '__'

  • Vor 17 Jahren

    Naja, Bobo hin oder her aber ehrlich gesagt ist der Grand Prix sowieso für den Arsch.

    Was mir gestern aufgefallen ist, sind diese teilweise dämmlichen Choreographien.
    Manche Künstler hatten 1-2 Gitarristen im "HardCore Leder Style", die schön das ganze Lied lang im gleichen Takt die Saiten zupften, obwohl das Lied mit Keyboard gespielt wurde bzw. es sonstiger Techno-Pop Dreck war.
    Ich fand das teilweise so lächerlich.