Mit diesem Film über die Menschheit, über Habgier, Armut, Gut und Böse, kommt Marterias neues Album "Roswell" erst richtig zur Geltung.
München (ros) - Um ein Album zu bewerben lassen sich Künstler, insbesondere Rapper, ja immer wieder etwas Neues einfallen. Ich persönlich dachte, dass wir die Spitze der Kreativität 2014 bei Kollegah und seiner eigens produzierten Late-Night-Show "Bosshaft TV" erlebt haben.
Marteria setzt noch einen oben drauf. Knapp zwei Wochen nach Veröffentlichung seines neuen Albums ""Roswell" haut er mit "Antimarteria" einen 57-minütigen Film zur Platte raus. Für umme auf YouTube, frei nach dem Motto entweder sehen diesen Film "Alle oder Keiner".
Um es vorwegzunehmen: Der Film stiftet jede Menge Verwirrung und lässt einem kaum Zeit zum Atmen. Aber der Reihe nach. Marterias Dudes werden von Frederick Lau und Paul Ripke gespielt, weitere Mitwirkende sind Emilia Schüle, Trystan Pütter, Sascha Alexander Gersak, Axel Roschlock, Miss Platnum und natürlich Mr. Supermodel Marten Laciny himself. Und auch Marsimoto spielt in dem Streifen im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Rolle.
Schauplatz des Spektakels ist Kapstadt/Südafrika. Marteria schlägt hier mit seinen Homies die Zelte auf, um Spaß zu haben und seinen Geburtstag zu feiern. Parallel dazu gibt es immer wieder Zeitsprünge in andere Welten. Man lernt den Dealer-Baron Bronte kennen, dem ein Menschenleben nichts wert ist ("Nichts ist leichter als in Afrika einen Menschen zu ersetzen") und der nur auf seinen eigenen Profit aus ist. Bronte ist im "Elfenstaub-Business". Der Elfenstaub stammt in diesem Fall aber vom Menschen, was Marteria im Laufe des Films auch noch zum Verhängnis werden sollte. Man bekommt aber auch hautnah die Menschen zu Gesicht, die für den Elfenstaub gejagt werden.
Kampfszenen im Comic-Modus
Immer wenn die Kampfszenen zu brutal werden, wechselt "Antimarteria" in den Comic- oder Infrarot-Modus. An sich eine nette Idee, die allerdings ebenso wie die vielen zu schnellen Schnitte nicht zur Beruhigung der Szenerie beiträgt und den Zuschauer schier vor große Herausforderungen stellt.
Dennoch: Dieses bunte und pompöse Farbenspiel, das der Regisseur für "Antimarteria" einfängt, ist einfach ganz großes Kino. Die eindrucksvollen Landschaftsbilder und Einblicke in die Townships von Südafrika sind höchst sehenswert. Besagter Regisseur ist nebenbei bemerkt Aggro Berlin-Mitgründer Specter. Mit ihm im Boot konnte sich Marteria einer genialen filmischen Umsetzung nahezu sicher sein.
Hier gehts ums Ganze
Neben den vielen erhellenden Bildern ist vor allem Musik charakteristisch für diesen Film. Es ist – wie sollte es auch anders sein – natürlich Marterias Album "Roswell", das in knapp 57 Minuten rauf und runter gespielt wird. Das nervt an dieser Stelle null, obwohl es klar die reinste Werbeveranstaltung ist. Trotzdem kommen die einzelnen Lieder von "Roswell" durch den Film erst so richtig zur Geltung. Man kann anhand der visuellen Unterstützung viel besser nachvollziehen, was sich Marten bei speziellen Songs gedacht haben muss. Das wird vor allem bei "Elfenbein" oder "Blue Marlin" deutlich. Ein paar mehr Dialoge hätten dem Streifen auf der anderen Seite aber auch nicht gerade geschadet.
Marteria selbst beschreibt "Antimarteria" übrigens wie folgt: "Ein Film voller Metaphern und Gleichnisse, voller Referenzen auf Popkultur und griechische Mythologie. Aber auch Marterias persönliche Geschichte und Science Fiction spielen eine Rolle." Gerade zum ausufernden Partyleben des Rostockers in früheren Zeiten lassen sich einige Parallelen im Film finden. Wie bei allen Projekten von Marteria geht's natürlich ums größere Ganze.
Zusammengefasst handelt "Antimarteria" von unserer eigenen Spezies, der Menschheit, die einerseits getrieben von Habgier ist und andererseits in Armut leben muss. Gut und Böse steckt in jedem von uns oder um es mit einem Zitat aus dem Film zu sagen: "Das ganze Universum steckt in jedem von uns – wir sind die Täter, wir sind die Opfer."
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