laut.de-Kritik

Ein souveräner Rapper - mehr geht leider nicht.

Review von

Wenn alteingesessene US-Rapper, die schon an der 40er-Marke kratzen und deren letztes ambitioniertes Album bereits zwölf Jahre zurückliegt, eine Platte machen, bedeutet das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass auch beim dritten Wurf nach dem hungrigen Debüt die konsequente Weiterentwicklung ausbleibt. So geschehen bei Obie Trice: von "Cheers", nächtlichem Exzess und merklich spürbarem Eminem-Einfluss bleibt dieser Tage nur noch der Hangover und die daraus folgende Ernüchterung.

Der Titel taugt tatsächlich als geeignete Beschreibung einer durch und durch konstruierten Platte, die anno 2015 wie aus der Zeit gefallen scheint: Sie kann dem derzeit in wirklich alle Abzweigungen florierenden Übersee-Rap so wirklich gar nichts hinzufügen. Im Gegenteil: Sie bedient sich an allen Ecken und Enden, um schlussendlich einen lauwarmen Mischmasch zwischen Belanglosigkeit und falschem Stolz zu servieren.

Natürlich bleibt Obie Trice nichtsdestotrotz ein souveräner Rapper, der über die gesamte Spielzeit solide Parts abliefert, sei es in knallharten Brechern ("Dealer") oder zur Abwechslung in gar unbekümmerten Nummern ("I'm Home"). So recht will es ihm allerdings nicht gelingen, authentische Stimmung zu erzeugen, die über tristen Rap-Rap hinausragen. Nicht unwesentlicher Grund dieses Dilemmas dürfte die wässrige Ausrichtung der Platte sein. Nach Schema F wechselt Obie zwischen klassischen Representern, Lobeshymnen auf die Motor City ("Detroit State Of Mind") und Clubhits zu Ehren der ach so versauten "Good Girls".

Meinetwegen hört sich das im Einzelfall ganz passabel an – allerdings hat man das Ganze schon zigfach gehört. Zumeist in besser, leider. Einzig der Start der Platte – das Intro mal ausgeschlossen – fällt noch ganz anständig aus. Besonders "Bruh Bruh" bleibt mit seinem unkonventionellen Instrumental und den donnernden Drums nicht im Einheitsbrei hängen.

Ansonsten fehlt es den Produktionen an Eigenständigkeit. Bester Beweis dafür dürfte die krachende Trap-Nummer "Dealer" sein: ein tonnenschwerer Synthiebeat, der zwar ohne Frage den gewünschten Effekt erzielt: So oder so ähnlich aber auch auf jedem zweiten Newcomer-Mixtape zu finden ist.

Andernfalls lautet die Devise "Same Shit" as always – auch wenn Obie dabei hin und wieder den ein oder anderen Treffer landet. "P8tience" etwa tranportiert eine fast schon greifbare Bedrohlichkeit. "I'm Home" hingegen ist eine akzeptable, wenn auch vorhersehbare Homecoming-Nummer, die sich zwar nicht recht in den AlbumKontext fügen mag, als Outro aber trotzdem funktioniert.

Alles in allem setzt Obie Trice mit "The Hangover" kein neues Ausrufezeichen, sondern schippert in Richtung Bedeutungslosigkeit.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Chuuuurch
  3. 3. Bruh Bruh
  4. 4. Obie's Tidal
  5. 5. So High (Ft. Drey Skonie)
  6. 6. Good Girls
  7. 7. Dealer (Ft. Young Buck & Tone Tone)
  8. 8. GMA (The Speech)
  9. 9. So Long (Ft. Gwenation)
  10. 10. P8tience (Ft. P8tience)
  11. 11. Same Sh*t (Ft. Young Zeether)
  12. 12. Detroit State Of Mind (Ft. J. Nutty)
  13. 13. Bang
  14. 14. I'm Home (Ft. Estelle)

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