Porträt

laut.de-Biographie

Paul McCartney

Sir Paul McCartney, Sir der Rekorde: Er ist fünffacher Empfänger des britischen Ivor-Novello-Preises und steht im Guinness-Buch mit mehr als einhundert Millionen verkaufter Singles sowie 60 goldenen Schallplatten als erfolgreichster Komponist und Interpret im Bereich Popmusik. Außerdem haben ihn seine Heimatstadt Liverpool zum Ehrenbürger, die University of Sussex zum Ehrendoktor und das Royal College of Music zum Ehrenmitglied ernannt. 1997 adelt ihn schließlich noch die Queen herself - so er darf sich seitdem SIR Paul McCartney nennen.

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Man möchte beinahe meinen, dieser Mann hält auch den Weltrekord, was das Anhäufen von Ehrungen und Rekorden angeht. Mit Glück allein stieg der am 18. Juni 1942 in Liverpool geborene Sohn einer Familie aus dem unteren englischen Mittelstand – die Mutter eine Krankenschwester und Hebamme, der Vater Angestellter der Baumwollbörse – aber nicht in diese schwindelerregenden Höhen des Ruhmes auf. Eine gehörige Portion Talent und Geschäftssinn, gepaart mit Witz und Bescheidenheit, leisteten einen wesentlichen Beitrag.

Als eine Hälfte des Songwriterduos Lennon-McCartney schreibt er unzählige Hits wie "Hey Jude" oder "Yesterday". Letzteres hält einen weiteren Weltrekord: "Yesterday" ist mit über sechs Millionen Radioeinsätzen allein in den USA und gut zweitausendzweihundert aufgenommenen Coverversionen der populärste Popsong aller Zeiten.

Als 1969 die Bilder von der Trauung mit der New Yorker Fotografin Linda Eastman im TV laufen, flennen Millionen Teenager rund um den Globus. Einige sogar mit ihren Müttern, die dem verlorenen Fiktivschwiegersohn hinterher trauern. Es ist eine der schwierigsten Phasen in McCartneys Leben: Nach unendlichen Reibereien lösen sich seine Beatles gerade auf. Ein tiefer Einschnitt, auch wenn er sich später mit den ehemaligen Kumpanen wieder versöhnt. Mit Lennon, bevor dieser 1980 bei einem Attentat das Leben verliert. Mit George Harrison und Ringo Starr, mit denen er in den 90er Jahren eine üppige Beatles-Anthology zusammen stellt.

1970 sieht die Sache allerdings ganz anders aus. McCartneys Vermögen, zu einem nicht geringen Teil an das bandeigene Label Apple gebunden, liegt wegen der unsicheren Rechtslage auf Eis. Mit seiner Frau zieht er sich nach Schottland auf eine Farm zurück. Im Alleingang mit einem Vierspurrekorder entsteht dort sein selbstbetiteltes Solodebüt, das noch im selben Jahr erscheint. Mit Songs wie "Maybe I'm Amazed" und "The Lovely Linda" gehört es zu seinen wichtigsten Platten.

Anschließend gründet er die Wings, die neben dem Ehepaar aus wechselnden Mitgliedern bestehen. "What do you call a dog with wings? Linda McCartney", lautet ein verbreiteter Witz, der die musikalischen Fähigkeiten der Gattin zum Thema hat. "Die Beatles-Geschichte ist die von vier Jungs aus Liverpool, die einen phänomenalen Erfolg hatten. Mit den Wings war ich gewissermaßen gezwungen, diesen Erfolg zu wiederholen. Die Beatles konnten ihre Fehler anfangs privat in einem kleinen Club in Hamburg begehen. Die Wings machten ihre Fehler in aller Öffentlichkeit, weil ich eben schon sehr bekannt war," analysiert McCartney später.

Doch der große Erfolg bleibt keineswegs aus, etwa 1973 mit dem Chartserfolg von "Band On The Run" oder dem Titelsong zum 007-Streifen "Live And Let Die", den Guns N'Roses zwei Jahrzehnte später noch einmal zu einem großen Hit machen. Die Tourneen sind weltweit ein Verkaufsschlager, das Paar lebt kinderfreundlich und skandallos in Eintracht. Für Schlagzeilen sorgt höchstens McCartneys Einreiseverbot in Japan, nachdem ihn die Grenzbehörde 1980 mit Haschisch erwischt und ihn neun Tage im Knast darben lässt.

In den 1980er Jahren feiert er mit Michael Jackson ("Say, Say, Say", 1983) und Stevie Wonder ("Ebony And Ivory", 1982) Charterfolge. Gegen Ende des Jahrzehnts setzt er sich mit Elvis Costello zu Songwriting-Sessions, die teilweise im 1989er Album "Flowers In The Dirt" münden.

Paul McCartney - III Imagined
Paul McCartney III Imagined
With a little help from his friends.
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Neben der Popmusik ist der Ex-Beatle in vielen weiteren Bereichen tätig. Er macht sich als Natur- und Umweltschützer einen Namen wie auch als Künstler. Museen weltweit zeigen seine Bilder und Zeichnungen, 1991 komponiert er für die Royal Liverpool Philharmonic Society sein erstes von mehreren Oratorien. 1993 versucht er sich mit dem Produzenten Youth (Ex-Killing Joke) an einem elektronischen Album mit dem Titel "Strawberries Oceans Ships Forest". Die Zusammenarbeit setzt sich 1998 ("Rushes") und 2008 ("Electric Arguments") fort.

Am 17. April 1998 stirbt Linda an Brustkrebs. Trost findet McCartney bei Heather Mills, ein karitativ tätiges Ex-Model, das bei einem Unfall ein Bein verloren hat. 2002 heiratet das Paar, 2003 kommt Tochter Beatrice zur Welt. Die Presse ist von der Frau wenig überzeugt, ebenso wie McCartneys bekannteste Tochter aus erster Ehe, Stella, die sich als Modedesignerin einen Namen gemacht hat.

Am 11. September 2001 sitzt der Musiker in New York in einer Maschine auf dem Rollfeld und kann durch sein Fenster beobachten, wie die Flugzeuge in die Türme fliegen. Die Katastrophe erschüttert ihn tief und führt zur Aufnahme des Albums "Driving Rain", das auch die Single "Freedom" enthält. Kurz darauf folgt der nächste Schlag: George Harrison stirbt am 29. November 2001 an Lungenkrebs. Zwar trifft ihn die Nachricht nicht unerwartet, aber doch schwer. Vor seinem Tod besucht er seinen ehemaligen Mitstreiter im Krankenhaus und erklärt nach seinem Tod: "Ich habe meinen kleinen Bruder verloren".

McCartney reagiert in den folgenden zwei Jahren mit einer triumphalen Welttournee, die fast ausschließlich aus Beatles-Klassikern besteht und ihn auch nach Rom führt, wo er vor 500.000 Zuschauern spielt. Wie gut er und seine Band klingen, zeigt das Live-Album "Back In The World" (2003).

Doch muss er sich auch mit anderen Angelegenheiten auseinadersetzen. Eher amüsant dürfte er die Theorien über seinen Tod finden: Seit 1966 kursiert das Gerücht, dass er bei einem Autounfall gestorben sei und danach durch einen Doppelgänger ersetzt wurde. Auslöser dieser Verschwörungstheorie: Eine Studentenzeitung, die damals eine Glosse zu dem Thema verfasste. Seither finden zahlreiche Anhänger immer neue Beweise. So fällt aufmerksamen Beobachtern auf, dass McCartney auf dem Cover der Beatles-Platte "Abbey Road" als Linkshänder eine Zigarette in der rechten Hand hält. Außerdem sollen auf einem Song der Beatles, "Getting Better", wenn man ihn rückwärts spielt, die Worte "Paul is dead" zu hören sein.

Weit weniger lustig ist das Ende seiner Ehe, das er 2006 offiziell bekannt gibt. Anschließend entbrennt eine Schlammschlacht, in der Mills behauptet, McCartney habe sie beleidigt und geschlagen. Wie beliebt der Beatle nach wie vor ist, zeigt sich an der Reaktion der britischen Boulevard-Presse, die sich auf seine Seite schlägt und die Frau als Lügnerin und Opportunistin darstellt. Der Rosenkrieg endet 2008 mit der Scheidung, in der Mills die Rekordsumme von rund 32 Millionen Euro zugesprochen kriegt. Kein wirkliches Problem für McCartney, der Milliardär ist und als reichster Musiker der Welt gilt.

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Auf dem Album "Y Not" seines ehemaligen Beatles-Weggefährten singt er auf dem Song "Walk With Me" und übernimmt den Bass-Part bei "Peace Dream".

An drei Abenden im Juli 2009 hintereinander spielt er zur Eröffnung des Citi-Field-Baseballstaions, genau an der gleichen Stelle befand sich vorher das Shea-Stadium, in dem die Beatles am 15.08.1965 ihr berühmtes US-Konzert gaben. Der Mitschnitt der Events "Good Evening New York" wird kurz danach veröffentlicht.

Sein neues Glück findet McCartney 2011 in der Hochzeit mit seiner Lebensgefährtin Nancy Shevell. In dem gleichen Jahr wird auch seine fünfte Klassik-Komposition "Ocean's Kingdom" veröffentlicht.

Im darauffolgenden Jahr wird ihm eine Große Ehre zuteil. Seine Performance von dem Beatles-Klassiker "Hey Jude" bildet den Abschluss der Olympiafeier 2012 in London.

Das "Macca" nicht den Anschluss an die jüngere Musiszene verloren hat zeigt sich Ende 2012 in der Zusammenarbeit mit den ehemaligen Nirvana-Mitgliedern Dave Grohl, Krist Novoseli? und Pat Smear. Die Single "Cut Me Slack On" wird als Download-Single wird angeboten.

Auch vor Hip Hop zeigt der Liverpooler keine Berührungsängste und kooperiert mit Kayne West für die Single "Only One", später kommt eine weitere Gemeinschaftskomposition, an der auch Rihanna beteiligt ist. "FourFiveSeconds" wird Anfang 2015 bei den Grammy Awards performt und entwickelt sich weltweit zu einem Top10-Hit. Die dritte Zusammenarbeit zwischen dem Ex-Beatle und dem exzentrischen Hip-Hop-Artist ist der Song "All Day", der Samples des unveröffentlichten Paul McCartney-Liedes "When the Wind is Blowing" beinhaltet.

Nach dem 16. Studioalbum "New" blickt Paul mit der Compilation "Pure" auf die Zeit von 1970-2014 zurück. "The Girl Is Mine", eine Zusammenarbeit mit Michael Jackson von 1982, darf aus rechtlichen Gründen nicht mit auf das Best-Of-Album.

Einen Rechtsstreit gibt es 2017, indem McCartney die Rechte an seinem Beatles-Songkatalog zurück fordert. Im Juni erfolg die Einigung zwischen Sony und Paul McCartney. Weitaus spaßiger ist der kurze Cameo-Auftritt in dem Kinofilm "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache". Er spielt einen Verwandten des Piraten Jack Sparrow.

Comedy scheint dem Beatle zu gefallen. In der Promophase zum Album "Egypt Station" (2018) setzt er sich zum britischen Comedian James Corden ins Auto, für eine Episode seiner erfolgreiche Serie "Carpool Karaoke". Gemeinsam fahren sie durch Liverpool und lassen die Fans durchdrehen, unter anderem mit einem unangekündigten Auftritt in einem Pub.

Statt mit 78 noch einmal auf tour zu gehen, findet sich McCartney im Frühjahr 2020 auf seinem Landhaus an der südenglischen Küste wieder. Trübsal zu blasen ist nicht sein Ding, also zieht er sich ins Studio zurück, das er praktischerweise einige Jahre zuvor dort eingerichtet hatte, und nimmt im Alleingang ein neues Album auf, das kurz vor Weihnachten 2020 mit dem Titel "Paul McCartney III" erscheint.

Seinen Platz unter Großen hat McCartney zu diesem Zeitpunkt längst gefunden, weil er es verstanden hat, eingängige Melodien zu schaffen, die auf komplexen Harmonien beruhen. Auch wenn er sich den Vorwurf gefallen lassen muss, seine Musik sei manchmal zu seicht, hat er sich an die unterschiedlichsten Stile gewagt. Schon bei den Beatles war er für viele Soundexperimente verantwortlich, die im Allgemeinen eher Lennon zugeschrieben wurden. Später war er einer der ersten Europäer mit einer Antenne für Reggae, letztendlich ist es zu einem nicht geringen Teil sein Verdienst, dass Pop aus seinen straffen harmonischen Strukturen ausbrach und Elemente bei der Klassik entlieh. Er leistete also einen wesentlichen Beitrag für die Transformation der U-Musik zur E-Musik.

Über ihn haben sich Scharen an Journalisten und angehenden Doktoranden die Köpfe zerbrochen. Ein weiterer Rekord: Über wohl keinen anderen Popmusiker gibt es so viel Sekundärliteratur wie über McCartney. Pflichtlektüre für jeden, der von sich behaupten möchte, wenigstens ein wenig Ahnung von Musik zu haben, ist Barry Miles' "Many Years From Now", die einzige Biographie, die sich nicht hauptsächlich auf Pressequellen beruft, sondern auf Zeitzeugen. Und die natürlich auch den Mann zu Wort kommen lässt, um den es geht: Sir Paul McCartney. Ex-Beatle, MBE, fünffacher Ivor-Novello-Preisträger und erfolgreichster Popmusiker aller Zeiten. Nur um ein paar wenige Rekorde zu nennen.

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Paul McCartney - III: Album-Cover
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2020 III

Kritik von Giuliano Benassi

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Düsseldorf, Espritarena, 2016 Ausnahmezustand in Düsseldorf: 'Macca' is in town - und spielt 38 Songs.

Ausnahmezustand in Düsseldorf: 'Macca' is in town - und spielt 38 Songs., Düsseldorf, Espritarena, 2016 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Ausnahmezustand in Düsseldorf: 'Macca' is in town - und spielt 38 Songs., Düsseldorf, Espritarena, 2016 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Ausnahmezustand in Düsseldorf: 'Macca' is in town - und spielt 38 Songs., Düsseldorf, Espritarena, 2016 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Ausnahmezustand in Düsseldorf: 'Macca' is in town - und spielt 38 Songs., Düsseldorf, Espritarena, 2016 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug)

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