laut.de-Kritik

Der Witchcraft-Chef in den Untiefen seines Weltschmerzes.

Review von

Mit der schwedischen Doom- und Stoner-Kapelle Witchcraft hat sich Magnus Pelander als unumstrittener Boss und Ideengeber ja schon einen Namen gemacht. Gerade der letzte Streich dieser eigenartigen und ziemlich düsteren Kapelle gilt in Fan- und auch Kritiker-Kreisen als bleiernes Meisterwerk. Dass das Album darüber hinaus recht schwer verdaulich ist, liegt wohl an der nicht gerade unbekümmerten Seelenlandschaft ihres Masterminds.

Jedenfalls scheint Meister Pelanders großvolumiges Hauptvehikel nicht auszureichen, um all die vielfältigen Schattierungen seines beladenen Gemüts zu transportieren. Und so hat er relativ kurz nach dem Erscheinen des eben erwähnten "Nucleus"-Albums ein Solo-Werk veröffentlicht, das ihn ganz akustisch, privat und geradezu intim zeigt. "Time" heißt es und die Zeit scheint auch das Hauptthema zu sein. Die unfassbare, unaufhaltsame, unberechenbare und überhaupt immer viel zu kurze Zeit.

Nun denn, auf sechs Stücken nimmt sich Magnus Pelander knappe 37 Minuten Zeit für Reflektionen über dieses Phänomen, zurückhaltend, teils meditativ, mit klagender Stimme. Das eröffnende "Umbrella" klingt geradezu mittelalterlich, gefällt mit einem gewissen Jethro Tull-Touch mit Querflöte, einem lebendigen Bass, Einsprengseln von der E-Gitarre und einer schönen Frauenstimme als Hintergrund-Begleitung. Auch die Geigen im Mittelteil machen diesen Song trotz des Wehklagens fast schon lebensfroh. Ein guter Start.

Der folgende "Family Song" ist ziemlich einfach strukturiert und könnte auch von Neil Young stammen. Pelander erinnert sich an seine Kindheits- und Jugendjahre im Schoße der Familie. Immer ein dankbares Thema. Die nächsten zwei Songs, "The Irony Of Man" und das über acht Minuten lange "True Colour", schrauben das Tempo und die Lautstärke noch weiter zurück, dafür winseln die Geigen, das Harmonium und die schon vorher erwähnte Frauenstimme sehr intensiv und ziehen Zuhörer so langsam in den Abgrund der Depression. Es ist schon eine traurige Welt, wie wir alle wissen, und Herr Pelander macht uns das noch einmal mit Nachdruck klar.

Vor allem mit dem tonlos vorgetragenen, überlangen Haupt- und Paradestück des Albums namens "Precious Swan". Hier setzt der Multi-Instrumentalist eine ganze Reihe unterschiedlicher Instrumente ein, aber je nach Charakter schaltet der Zuhörer jetzt endgültig ab, schläft unruhig ein, rennt davon oder beginnt, sich genussvoll mit Glasscherben zu ritzen. Im Dunkeln, bei mattem Kerzenlicht selbstverständlich. Das Titelstück beendet die düstere Reise in lichtlose Innenwelten und klagt noch einmal ordentlich vor sich hin.

Alles schön gemacht und für manche wohl tief bewegend, aber auf Dauer ist das für Hedonisten und eher positiv denkende Menschen schon etwas ermüdend. "Wir haben doch keine Zeit!", rief der Tausendsassa und TV-Dauerwitzbold Stefan Raab immer aus. Da muss man ihm in diesem speziellen Fall Recht geben. Und vielleicht sollte man dieses seltsame Ding namens 'Leben' wenigstens ab und zu nicht so verdammt ernst nehmen ...

Trackliste

  1. 1. Umbrella
  2. 2. Family Song
  3. 3. The Irony Of Man
  4. 4. True Colour
  5. 5. Precious Swan
  6. 6. Time

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