laut.de-Kritik
Stimmungsvolles Album mit altbackenem Sound.
Review von Kai ButterweckDie meisten Wolfsheim-Anhänger werden sich nach dem ersten Durchlauf von "My Heart Of Stone", Heppners zweitem Soloalbum, beruhigt zurücklehnen. Der Hamburger blickt auf seinem Zweitwerk eher zurück, als dass er sich gänzlich neuen Klangwelten zuwendet.
Hatte der erste "Solo"-Versuch noch diesen introvertierten und überwiegend Moll-lastigen Vibe, geht es auf "My Heart Of Stone" schon um einiges beschwingter zu. Das liegt aber weniger an elementaren klanglichen Veränderungen, sondern vielmehr an einer fast durchgehend präsenten positiven Stimmung, die sich durch das Album zieht.
Selbst die nachdenklichsten Momente in Songs wie "Meine Welt", "Whenever I Miss You" oder "Noch Nicht Soweit" lassen eher Kämpfer- und Hoffnungsherzen pochen, als tieftraurigen Gefühlen eine Plattform zu geben. Heppners zartbesaitetes und stets leicht verbittert klingendes Organ betört dabei wie eh und je und entführt den Hörer in schöner Regelmäßigkeit in Luftblasen-Gefilde, fernab von Stress und Alltagshektik.
Es geht gemächlich zu. Druckvoll und tanzbar wird es nur selten. Am ehesten noch auf Stücken wie "Give Us What We Need", "God Smoked" oder "Letter From Africa", wenn sich luftig-leichter Frohsinn breitmacht und trippelnde Rhythmik, wenn ausgefahrene Synthies zum Dancefloor bitten.
Doch Stimmung ist nicht alles. Auch wenn sowohl die flotteren wie auch die seichteren Ergüsse in punkto Gefühl eher zur Erhellung des Alltages beitragen, so verdunkelt sich das Firmament jedoch mit zunehmender Dauer hinsichtlich der gewählten Instrumentierung. Die ist teilweise dermaßen altbacken und überholt, dass man sich fragen muss, ob der gute Peter bei aller Stimmungsarbeit völlig vergessen hat, dass wir mittlerweile das Jahr 2012 schreiben und uns nicht erst in sechs oder sieben Jahren am Jahrtausendwechsel erfreuen.
Beats aus der Retorte, Synthie-Flächen ohne Volumen und strukturelle Eintönigkeit hinterlassen einen faden Beigeschmack, sobald man sich mit dem musikalischen Fundament auseinandersetzt. Frei von Ecken und Kanten webt sich ein Standard-Klangteppich an den Nächsten, so dass man beim Einsetzen von Heppners Gesangspartnerin Kim Sanders auf "Deserve To Be Alone" oder bei den überraschend eingestreuten Gitarren-Elemente auf "D'antan" fast schon erschrickt, ob der Neuerungen im ansonsten festgefahrenen Klangbild des Albums.
Mit ein bisschen mehr Sinn für den Zeitgeist und einer Prise mehr Mut bei der Vertonung hätte "My Heart Of Stone" ein großes Werk werden können. So berauschen primär die einzigartigen Gefühlswelten auf Heppners Zweitwerk. Davon gibt es aber zum Glück genug.
11 Kommentare
Oweh. Nichts dagegen, wenn man seiner Musik usw. verbunden bleibt. Super Sache. Aber das klingt ja wirklich fast wie Wolfsheim 1991 mit zu viel Weichspüler. Ein Sound für ewig Gestrige. Da mag ich mir die Songs ja nicht mal anhören.
Hab leider noch weitergehört. Der Text von "Meine Welt" ist ja mal so was von gruselig. Urghs. Mit 3/5 ist Herr Heppner wirklich noch gut bedient.
seh ich genauso. der qualitätsverlust nach den ca ersten drei geilen wolfsheimsachen ist erschreckend.....tapetenmusikkönig.....passt so gut, dass er inzwischen für schillersongs singt.....tragisch,tragisch
Du hast natürlich recht, wahrscheinlich ist es noch naiver zu glauben, die Gedankenwelt eines Kindes zu kennen. Mit der letzten Strophe meint er es wahrscheinlich schon wieder anders, aber meine Ohren hatten mich davor wahrscheinlich geschützt - ich hab es erst lesen müssen.
... aber die Stimme ...
Mit Herrn Heppner ging es bei Ankunft der "Flut" steil bergab. Seither konnte man auch Wolfsheim in die Tonne treten, oder aber im Mainstreamradio hören.
Schauderhaft und gar nicht schön.
finds produktionstechnisch doch weitaus besser als die schwarzmaler es einem hier weißmachen wollen