Porträt

laut.de-Biographie

Portishead

Wie viele Trip Hop-Bands Mitte der 1990er Jahre kommen auch Portishead aus dem südenglischen Bristol, genauer gesagt aus Portishead, einem Stadtteil von Bristol. Dass der kreative Kopf dieses Four-Piece, Geoff Barrow, einst der Kaffeekocher der Jungs von Massive Attack war, ist eine der vielen Anekdoten um das eher stille Quartett.

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Auf jeden Fall wirkt Barrow 1991 an Massive Attacks Debüt "Blue Lines" mit. In deren Umfeld ist der Studio-Angestellte zu dieser Zeit nur unter dem unwürdigen Namen "the guy from Portishead" bekannt. Sängerin Beth Gibbons erlöst ihn noch im selben Jahr von seinem undankbaren Aushilfsjob. Schon zuvor macht sich Barrow in der Szene einen Namen als Remixer und Produzent. Unter anderem feilte er an Tracks von Primal Scream, Paul Weller, Gabrielle und Depeche Mode.

Zuerst sind Geoff und die junge Werbeagentur-Dame Beth wenig voneinander angetan. Hausgemachte Tapes, die man untereinander austauscht, scheinen ein gemeinsames Projekt eher auszuschließen: "Sehr schnell kamen wir zu dem Ergebnis: Schön dich kennen gelernt zu haben - und tschüss", erzählt Beth Jahre später. Mangels Erfolg im Alleingang kommen die Engländer aber schon bald wieder aufeinander zu.

Sie veröffentlichen den Soundtrack zum zehnminütigen Film "To Kill A Dead Man", eine Hommage an 60er Jahre Spionage-Movies. Gibbons und Barrow verkörpern selbst Rollen, die Regie führt Alexander Hemming. Danach versuchen sie sich als Duo an der ersten Single "It Could Be Sweet". Begeistert vom Ergebnis beschließen sie, an den Song mit weiteren Titeln anzuknüpfen. Zum Projekt stößt bald Jazz-Gitarrist Adrian Utley.

Als Trio nimmt man "Sour Times" auf. Der Track bildet den Vorgeschmack auf die neue Mischung aus Hip Hop und Dub. Barrow nennt die Stil-Richtung "Elektronik mit menschlichem Antlitz". Kritiker betiteln das Genre alsbald als Trip Hop. Diesen speziellen Sound kennt man bis dato nur von den ebenfalls aus Bristol stammenden Wegbereitern Massive Attack.

Die Musik von Portishead scheint noch schleppender und melancholischer als die der Bristoler Kollegen zu sein. Beth Gibbons' dramatische Stimme tut ihr Übriges für den Wiedererkennungswert der noch jungen Band.

1993 komplettiert Toningenieur Dave McDonald die Band. Ein 3-Track-Demo ("Sour Times", "It's A Fire", "It Coul Be Sweet") verschafft ihnen einen Deal mit dem Label Go! Records. Das unglaubliche Feedback auf ihr '94er Debütalbum "Dummy" übersteigt jedoch alle Erwartungen. Zumal Soundchef Barrow im Trubel des medialen Interesses Interviews verweigert und auch keine Live-Auftritte zusagt.

Portishead - Third
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Eine Werbekampagne mit Menschen-Attrappen sichert der Single "Glory Box" Aufmerksamkeit und einen dreizehnten Platz in den englischen Charts. Anschließend verbreiten "Glory Box" und "Sour Times" den Alternative-Sound der Stunde nicht zuletzt aufgrund der stimmungsvollen Musik-Clips über weite Teile Europas. "Sour Time" schafft den Durchbruch sogar in den Staaten. Dort eifern ihnen bald Acts wie Sneaker Pimps, Baxter und Lamb nach.

Der darauf folgende 32. Platz in den UK-Jahrescharts bleibt nur ein Anfang. Die Magazine The Face, Mix Mag und Melody Maker wählen "Dummy" zum Album des Jahres 1995. Der NME ehrt das Quartett in London mit der Auszeichnung Best Dance Act. Mit dem Mercury Music Prize wird den vorangegangenen Auszeichnungen die Krone aufgesetzt.

Erst im September 1997 folgt ein weiteres Portishead-Album, schlicht "Portishead" betitelt. Obwohl der typische Sound auch den Nachfolger dominiert, schlägt er eine neue Richtung ein. Die Atmosphäre ist noch düsterer und man findet weniger verspielte Melodien. Nach einer ausverkauften Tour veröffentlichen die Engländer das Livealbum PNYC, ein 1998 im New Yorker Roseland Ballroom aufgenommenes Konzert. Zuvor war es lange nur als Bootleg erhältlich.

Live beweisen Portishead einmal mehr ihre Fähigkeit, elektronische Musik mit klassischen Elementen harmonisch zu verbinden. Ein 35 Mann starkes Orchester unterstützt dabei das Standard-Equipment aus Synthies, DJs, Schlagzeug und Gitarre.

Es folgt eine lange kreative Pause. Im Jahr 2002 startet Sängerin Beth Gibbons eine Solo-Karriere. Ihr Ehemann, Paul Webb von Talk Talk, hilft ihr dabei - heraus kommt mit "Out Of Season" wieder ein großartiges Album. Doch auch Barrow hat Erfolg im Alleingang. Er komponiert den Song "Somedays" für die Sängerin Neneh Cherry.

Für ein Benefiz-Konzert begeben sich Portishead und Massive Attack im Jahr 2005 zum ersten Mal überhaupt gemeinsam auf die Bühne. Außerdem kündigen Portishead für das laufende Jahr die Fertigstellung des dritten Albums an. Gleichzeitig dementieren sie Gerüchte um eine mögliche Trennung. O-Ton: "Wir haben uns nie wirklich getrennt. Auch wenn wir seit Jahren nicht mehr gespielt haben, treffen wir uns des öfteren und schreiben. Wir haben bloß seit langem keine Platte mehr veröffentlicht".

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Dieser Maxime bleibt das Quartett dann zur Enttäuschung zahlreicher Fans weiterhin treu. 2006 und 2007 bleibt es ruhig im Camp, unterbrochen nur von der Teilnahme am Serge Gainsbourg-Tribute-Album mit dem Song "Requiem For Anna" (2006).

Erst Ende 2007 verdichten sich anhand eines Comeback-Auftritts in Bristol Gerüchte, wonach das neue Studioalbum kurz vor der Vollendung steht. Zur Freude ihrer Fans kuratiert das Quartett die legendäre "All Tomorrow's Parties"-Konzertreihe, wo neben Portishead u.a. auch Thurston Moore, Aphex Twin, Madlib, Damo Suzuki und der GZA aufspielen.

Im April 2008 erscheint schließlich der dritte Portishead-Longplayer "Third". Gewohnt geheimnisvoll verrät die offizielle Homepage zunächst lediglich die Anzahl der Songs (11) sowie die Spielzeit (49 Minuten, 13 Sekunden). Die Band findet sogar Gefallen daran, live aufzutreten.

Ab 2009 widmet sich Geoff Barrow vermehrt seiner Krautrock-Band Beak>. Gibbons lässt es vergleichsweise ruhig angehen und macht erst 2014 mit einer Coverversion von "Black Sabbath" der gleichnamigen Band, die zusammen mit den Black Metallern Gonga entsteht, von sich reden.

Noch im selben Jahr steht sie für eine Neueinspielung von Henryk Miko?aj Góreckis 3. Sinfonie, besser bekannt als "Sinfonie der Klagelieder", mit dem Sinfonieorchster des Polnischen Rundfunks unter der Leitung Krzysztof Pendereckis im The National Opera Grand Theatre in Warschau gemeinsam auf der Bühne. Ein Mitschnitt dieses Konzertes erscheint aber erst 2019.

Dazwischen melden sich Portishead auch mal kurz zurück. 2016 covern sie "S.O.S." von ABBA. 2018 schließen sie sich der Artists For Palestine-Kampagne an, die von der umstrittenenen Bewegung "Boycott, Divestment And Sanctions", kurz BDS, ausgeht, die zum Boykott Israels aufruft.

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Portishead - Third: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2008 Third

Kritik von Martin Mengele

Die Legende genießt ihre Narrenfreiheit. (0 Kommentare)

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