Porträt

laut.de-Biographie

The Smiths

Die Smiths zählen zu den besten Indie-Pop-Bands der 80er Jahre und ihr Einfluss auf viele der heutigen Bands ist unumstritten. Der Manic Street Preachers-Sänger James Bradfield ging einmal sogar so weit zu behaupten, die Schmidts seien "die Beatles unserer Generation" gewesen.

US-Vorwahlen: Donald  Trump empört The Smiths-Gitarrist
US-Vorwahlen Donald Trump empört The Smiths-Gitarrist
Die Republikaner klauen "Please Please Please Let Me Get What I Want" - zu viel für Johnny Marr.
Alle News anzeigen

(Steven Patrick) Morrissey (Gesang), Johnny (Maher) Marr (Gitarre), Andy Rourke (Bass) und Mike Joyce (Drums) aus Manchester gründen 1982 die Smiths und bleiben bis auf eine dreimonatige Pause aufgrund eines Heroinproblems von Andy Rourke bis zum Bandsplit 1987 in der gleichen Besetzung zusammen. Als Sprungbrett für die Karriere erweist sich, wie bei allen wichtigen Bands der 80er, John Peel, den man damals als den Gott des Indie-Rocks bezeichnete. Mit ihrer Musik sind die Smiths die Rettung des Britpop, da zu jener Zeit englische Synthiepopbands die UK-Charts überfüllen.

Wunderschöne Melodien, luftige Gitarren, ein runder melodiöser Bass und traurig aggressive Texte über die Welt im kleinen und großen machen sie zu Stars. Zu ihren größten Hits zählen "There Is A Light That Never Goes Out", "Bigmouth Strikes Again", "Shoplifters Of The World Unite" und "This Charming Man". Morrisseys Texte bewegen sich zwischen sozialkritischen Ansichten des Lebens und seiner subjektiven, nicht für jeden direkt nachvollziehbaren Gefühlswelt ("I got confused - I killed a horse - I can't help the way I feel" aus "Is It Really So Strange?") und spiegeln auch Motive seines großen Vorbilds Oscar Wilde wider. Oft benutzt er Sarkasmus oder Ironie in seinen Texten als Stilmittel und verunsichert damit die Medien.

Durch zahlreiche Fehlinterpretationen seiner Texte kommen sie immer wieder in die Presse. Der größte Skandal folgt auf die Anschuldigung, Morrissey würde in dem Song "Panic" rassistische Parolen singen ("Hang The DJ"). Dabei geht es ihm um seine tiefe Abneigung gegenüber Diskomusik. Angeblich schrieb er den Songtext nachdem ein Radio 1-DJ nach der News zur Chernobyl-Katastrophe im Jahr 1986 den Song "I'm Your Man" von Wham über den Äther jagt.

Mit dem Albumtitel "Meat Is Murder" (1985) inspiriert der Vegetarier Morrissey unzählige Menschen, ihre Einstellung gegenüber Fleischkonsum zu überdenken und sich öffentlich gegen Tierversuche zu stellen. Man muss bedenken, dass dies zu einer Zeit geschieht, in der die Popszene um gesellschaftskritische Songinhalte eher verlegen ist und ein Großteil der Bevölkerung tatsächlich glaubt, dass Vegetarismus zu Proteinmangel und somit unausweichlich zu Krankheiten führt. Den musikalischen Höhepunkt erreicht die Gruppe 1986 mit dem Album "The Queen Is Dead". Danach machen sich erste Risse in der Bandchemie bemerkbar.

Wenige Wochen vor dem Release von "Strangeways Here We Come" verlässt 1987 der mittlerweile schwer House-begeisterte Johnny Marr die Band, um sich anderen Projekten (Electronic mit New Orders Bernard Sumner) zu widmen. Damit leitet er das Ende der Smiths ein. Morrissey nimmt ihm die Art des Splits lange übel. Grund: Der Sänger erfährt von Marrs Vorhaben ungeschickterweise direkt aus dem NME, der eine verlässliche Quelle Marrs zu zitieren wusste. Leider schreibt das Klatschblatt in diesem Fall ausnahmsweise mal die Wahrheit.

Zur Freude der englischen Boulevardpresse sitzt der Frust bei beiden derart tief, dass sie weiter über die Presse miteinander kommunizieren und Beleidigungen austauschen. So urteilt Morrissey in einem Spex-Interview 1991 über Electronic, dass es für die Begabung seines Ex-Kollegen eine Schande wäre, mit einem mittelmäßig begabten Songwriter und schlechten Sänger zusammen zu arbeiten. Unnötig zu sagen, dass Marrs Ausstieg das Ende der Smiths besiegelt.

Morrissey unterschreibt bei Parlophone/EMI einen Vertrag als Solokünstler, Rourke zieht sich aus dem Musikgeschäft zurück und Joyce sieht man erst 1991 wieder, im Line Up der wieder vereinigten Buzzcocks. Wie bei allen wichtigen Bands, hören fortan auch bei den Smiths die Reuniongerüchte nicht auf. Doch obwohl andere Ikonen der 80er, wie z.B. Echo & the Bunnymen, Bauhaus oder Synthie-Popper wie Soft Cell wieder zusammenfinden, bleibt eine neue Smiths-Platte aus genannten Gründen ein Wunschtraum der Fans.

1997 treffen sich Morrissey, Marr und Ex-Drummer Joyce sogar vor Gericht. Joyce will mehr Tantiemen und zum Entsetzen der beiden Songwriter bekommt er diese letztlich zugesprochen. Joyce verlässt den Saal mit mehreren Millionen Pfund. Andy Rourke klagt einige Zeit vorher bereits vergleichbar klägliche 84.000 Pfund für sich ein.

Mitte 2000 steht der umtriebige Johnny Marr ohne Label da. Er arbeitet mit seiner Band Healers zusammen und produziert 2001 das Album der Manchester-Band Haven. Später tritt er als Gitarrist und Co-Autor der Band Modest Mouse bei, später sieht man ihn bei der UK-Band The Cribs.

Im April 2006 loben die Verantwortlichen des kalifornischen Kultfestivals Coachella die abenteuerliche Summe von fünf Millionen US-Dollar für eine Smiths-Reunion aus. Auf einer Pressekonferenz zu seinem Soloalbum "Ringleader Of The Tormentors" in Austin/Texas lässt Morrissey knapp verlauten, dass er das Angebot in keiner Sekunde in Erwägung gezogen hätte. Natürlich nicht, ohne eine Spitze gegen den Gitarristen abzufeuern: "Geld spielt keine Rolle. Es war eine fantastische Zeit. Und dann war sie vorbei. Wegen mir hätte es weitergehen können. Doch Johnny wollte aufhören und so kam es."

Eine Coverversion des '87er Smiths-Songs "Stop Me If You Think You've Heard This One Before" von Legenden-Sohn und Celebrity-Remixer Mark Ronson hält das Interesse weiter aufrecht. Rourke ist gern gesehener Gast bei Acts wie den Pretenders oder Badly Drawn Boy, später spielt er in den Bandprojekten Freebass und D.A.R.K. (mit Dolores O'Riordan).

Zwar erscheint 2008 mit "The Sound Of The Smiths" die erste von Morrissey und Marr genehmigte Best Of-Scheibe, eine Coachella-Reunion für 2009 schlagen die beiden jedoch erneut aus. Man sollte die Geschichte ruhen und es bei Johnny Marrs schönem Zitat belassen: "Es gab nicht viele englische Bands außer den Beatles und den Stones, die sowohl eine gute Singles- als auch eine gute Album-Band waren. Wir waren beides. Die ganze Zeit."

2018 wäre es um ein Haar zu einer Live-Reunion der Mitglieder Rourke, Joyce sowie dem ehemaligen Live-Gitarristen Craig Gannon gekommen. Unter dem Namen Classically Smiths plante das Trio angeblich gemeinsam mit dem Manchester Camerata Orchestra, die Hits der Smiths live aufzuführen. Als der in New York wohnhafte Rourke jedoch nicht zu der anberaumten Pressekonferenz in England erscheint und kurz darauf seine Teilnahme abstreitet, implodiert die Idee. 2023 stirbt Bassist Rourke im Alter von 59 Jahren nach längerer Krankheit an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Marr, Joyce und Morrissey erinnern an einen "hochbegabten Musiker" und eine "wunderbare Seele."

News

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare