laut.de-Kritik
Im Kampf um die Kinderzimmer.
Review von Stefan Johannesberg"Im Kampf um den verwaisten Boygroup-Thron" könnte das Motto des schnuckeligen Jungen-Trios B3 lauten. Nach dem freiwilligen Abdriften der Backstreet Boys und N'Sync in ernsthafte Musikgefilde werfen John, Tim und Blair ihren Teenie Pop-Handschuh in den umkämpften Ring der Kinderzimmer. Doch im Gegensatz zu der Konkurrenz um Natural, Blue oder O-Town wirken die Drei farblos und wenig charismatisch.
Dabei sollte ihr zweites Album die eigene Note betonen, coverte man auf dem Debüt doch fast ausschließlich Songs der Bee Gees. Auch wenn das Retortenwerk mit der 2Step-Rhytmik des Titeltracks vielversprechend anfängt, geht den Jungs doch ziemlich fix die Puste aus. Textlich ohnehin auf gewohnt oberflächlichem Boyband-Niveau können B3 außer Schnuckeligkeit keine besonderen Talente oder wenigstens Charisma vorweisen. Irgendwie Alexander Superstar hoch Drei.
Leider erwischen auch die professionellen Produzenten um die Berman Brothers und Alex Christensen bis auf seltene Ausnahmen wie üblich einen rabenschwarzen Tag. Ob posende Keyboard-Gitarren in "We Got The Power", r'n'b-lastiger Club-Appeal bei "Never Gonna Stop" oder der Midtempo-Billig Pop auf "Easy Way Out", die Liste der musikalischen Plattitüden reicht schier ins Endlose.
Was denkt sich eigentlich ein erfahrener Knöpfchendreher wie Herr Christensen bei der Single "You're My Angel"? Den Achtziger-Sommerhit "Daydream" zu verbraten ist eine Sache, ihn als billigen Synthie-Ramsch auf Speed zu produzieren eine andere. Ähnlich dreist und seelenlos vergreift sich ein gewisser Chris Kusch an Tone Locs "Funky Cold Medina". Die drei Fragen der Sesamstraße "Wieso? Weshalb? Warum?" bleiben leider unbeantwortet.
Doch man hätte es von Anfang an besser wissen sollen, wenn Institutionen der qualitativ hochwertigen Kunst wie RTL, RTL II oder McDonalds auf dem Cover prangen. Selbst mit dieser geballt-kommerziellen Unterstützung fürs burgeressende und bohlenhörende Bravo-Volk rückt der Boygroup-Thron mit "N.Y.B3" in weite Ferne. Denn: Blue können singen, Natural spielen ihre Instrumente selber, und O-Town sehen wenigstens noch cool aus.
Noch keine Kommentare