laut.de-Kritik
Die italienische Version von Manu Chao.
Review von Giuliano Benassi"Heute habe ich keinen Bock. Ich ziehe mich nicht an, bleibe nackt und streike" ("Oggi non ho voglia, oggi non mi vesto. Resto nudo e manifesto"), heißt es im ska-untermalten "Manifesto". Bemerkenswerte Zeilen einer beachtenswerten Band, die politische Aussagen mit tanzbaren Rhythmen und fröhlicher Begleitung unterlegt.
Vom Ansatz her erinnert Bandabardòs Musik an Manu Chao. In der Tat ist der quirlige Franzose das große Vorbild der italienischen Gruppierung, wie die Musik immer wieder deutlich macht. So im Opener "Un Uomo In Mare" und im Titeltrack "Fuori Orario". Doch sie liefert nicht nur eine Kopie mit anderssprachigen Texten.
Die ehemaligen Straßenmusiker lassen sich von vielen Elementen inspirieren: etwa von neapolitanischer Folklore ("Filastrocca", "Beppeanna"), absurden Kurzgeschichten ("L'Estate Paziente", Enzo Jannaccis "Bobo Merenda"), dem Sänger Lucio Battisti ("Uomini Celesti") oder Lateinamerika ("Il Muro Del Canto", "UbriacoCantaAmore, "Mexiconstipation").
Bei Liveauftritten setzt sich die Vorliebe von Gitarrist A.M. Finaz für Led Zeppelin in Form von ausgedehnten Soli durch, im Studio experimentiert die Band aber auch mit Italopop aus den 80er Jahren ("Fine Delle Danze") oder sogar mit einem Orchester ("Ho La Testa"). Hier und da schleichen sich die Beatles bzw. John Lennon ein ("Riassunto", "Fortuna", "Lo Sciopero Del Sole").
Ein bunt gemischtes Album also, das kaum Durchhänger hat. Die verschiedenen Stile sind darauf zurück zu führen, dass das Material aus allen Schaffensphasen der Band stammt. Die Stücke eins bis vier sind neu entstanden, während der Rest von CD 1 Auszüge aus den vorausgegangen fünf Studioalben ab 1996 enthält. CD 2 bietet dagegen Livemitschnitte. Die Lieder 1-8 sind bei einem Akustikkonzert in Rom entstanden, 9-18 bei verschiedenen anderen Auftritten.
Gerade bei letzteren zeigt sich die Livegüte von Bandabardò, die ihr Publikum begeistern und zu wildem Pogo animieren, andererseits nachdenklich stimmen oder in Erinnerungen schwelgen lassen. In Italien genießen sie dank ihres politischen Engagements einen Kultstatus, der sich bei verstärkten Live-Aktivitäten durchaus auf ganz Europa ausdehnen könnte.
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