laut.de-Kritik
Ein Ex-Soldat mit Gitarre.
Review von Mathias MöllerEin Künstler nennt sich James Blunt und beginnt sein Album mit einem Titel namens "High". Klarer Fall von sich selbstüberschätzendem Hip Hop-Halbstarken, mag man meinen, aber falscher könnte man kaum liegen. Blunt ist kein kiffender Rap-Prolet, sondern genau das Gegenteil. Ein sensibler junger Engländer, der mit seiner für einen richtig guten Sänger etwas zu hohen und ein klein bisschen zu rauhen Stimme und seiner Gitarre die Herzen seiner Hörer zum Schmelzen bringt, das ist James Blunt.
Sein Debütalbum "Back To Bedlam" lässt aber auch die Fachwelt schwärmen. Sonnenbrillenfetischist Elton John bezeichnete die Single "You're Beautiful" als rechtmäßigen Erben seines "Your Song". Der Produzent von "Back To Bedlam", Tom Rothrock, erklärt Blunt sogar zur (britischen) Antwort auf den verstorbenen Indie-Gott Elliott Smith. Au weia, da hat Blunt aber etwas zu leisten. Doch seine Musik klingt genauso, als würde ihm all das, nämlich Stardom, überhaupt nichts bedeuten. Man hat es hier mit einem bodenständigen Typen, mit einer ehrlichen Haut zu tun, das vermittelt "Back To Bedlam" mit Leichtigkeit.
Auch wenn die Vorschusslorbeeren sicher etwas großzügig über den ehemaligen Army-Captain ausgeschüttet werden, die Richtung stimmt. Der Hörer bekommt bei diesem Album schnell das Gefühl, dass dies eine besondere Platte sein wird. Musikalisch bewegt sich Blunt auf den akustischen Pfaden von Bands wie Travis, Coldplay oder Starsailor. Der traurig-rührende Northern Soul hat auch in Großbritannien noch ein Zuhause. Zarte Songstrukturen verpacken tief sitzende Melancholie und lassen fast vergessen, dass der Sommer gerade erst zurückgekehrt ist.
Keine Frage: was hier passiert, gehört in den Herbst, wenn man auf wärmende Freunde angewiesen ist. Das schrecklich eingängige "You're Beautiful", ein Song über Verlangen und Hoffnungslosigkeit, gehört zu den stärksten Stücken der Platte. Blunt beweist ein treffliches Gefühl für den Moment, lässig groovt er sich durch die Songs, ohne dabei allerdings Konzessionen an den Dance-Floor zu machen. "Back To Bedlam" gehört ins Schlafzimmer, vor den Kamin, zwei Weingläser passen auch nicht schlecht. Oder aber ein Whisky, der einen durch einsame Nächte begleitet. Mit Stücken wie "Goodbye My Lover", "Tears & Rain" oder "Cry" legt Blunt seine Seele offen, doch genau das macht ihn sympathisch.
"No Bravery" hat der feinfühlige Songwriter während eines Einsatzes mit der britischen Armee im Kosovo geschrieben. Nach gut vierzig Minuten bleibt eine Gänsehaut, die auch beim Spaziergang im Park noch ein wenig anhält. Zugegeben, der Sound ist nicht gerade neu, aber eigentlich möchte man mitheulen, so schön sind die Songs. Wenn da nicht dieser verdammte Sonnenschein wäre, der noch in der Nase kitzelt.
28 Kommentare
Ich kann der Kritik nur voll und ganz zustimmen! Ich hab mir das Album gekauft und war bereits nach dem 1. hören begeistert. Sehr schöne, ruhige Songs mit schönen Texten...
Obwohl "You're beautiful" schon fast totgespielt wurde (bei Radios usw.) - immernoch ein sehr gutes Lied...
Yap...diese Stimme ist der Hammer. Wiedererkennungswert...ich schätze so etwas. Mal kein Kunststudent...Soldat im Kosovo - macht ihn mir irgendwie sympathisch!
mit james blunt darf endlich mal wieder jemand gehasst werden
oh je...lieben wir nicht alle die offenheit und toleranz der menschen gegenüber verschiedenen musikgeschmäcken?
Und die einfach einen dummmen kommentar abgeben nur um was gesagt zu haben!
Es lebe die Meinungsfreiheit!
auf's maul der meinungsfreiheit!
@vapour trail (« auf's maul der meinungsfreiheit! »):
Aber in anspruch genommen wird sie trotzdem....