laut.de-Kritik
Ein Plädoyer für den Hip Hop.
Review von David Hilzendegen"From New York to the Bay, yo. Sao Paolo to L.A., yo. Nobody move until we say so. They wanna know who got that N.A.S.A. music." Die Rezension erübrigt sich an dieser Stelle eigentlich mit dem Hinweis, lieber Method Man, dass "The Spirit Of Apollo" auch zwischen Paris und Peking, Brügge und Belgrad und überhaupt rund um den Erdball knallt als gäbe es nur noch Wochenenden.
Es ist ein Plädoyer für den Hip Hop, wenn Tom Waits mit Kool Keith gemeinsame Sache macht, Karen O die Shouts des Ol' Dirty Bastards begleitet oder Cardigan Nina Persson händchenhaltend mit dem RZA über industrielle Trip Hop-Beats und elektrische Blumen steigt. Da soll mir noch mal jemand kommen von wegen Hip Hop sei langweilig, uninspiriert und überhaupt keine richtige Musik. Was der Amerikaner Sam Spiegel alias DJ Squeak E. Clean und der Brasilianer Ze "Zegon" Gonzales hier auffahren, geht in einem Winkel steil, der unweigerlich direkt an die Spitze führt.
"The Spirit Of Apollo" ist deutlich mehr als nur die Summe seiner Teile. Keine mehr oder weniger unmotivierte Aneinanderreihung diverser Gastmusiker, wie es bei Projekten dieser Art so oft der Fall ist. Die Platte besticht vielmehr durch ihr Arrangement unterschiedlichster Kreativitäten zu einem Pool aus Gegensätzen, der sich in ein übergroßes Ganzes ergießt. Sie ist eine Hommage an den klassischen Rap der 90er und wirft gleichzeitig ihren Schatten in die Zukunft.
Hier doziert KRS-One auf altbewährter Samplebasis über Hip Hop und Chuck D schimpft mit David Byrne übers Geld, während die Indie-Lieblinge Spank Rock, M.I.A. und Santogold gemeinsam mit Nick Zinner und "Whachadoin?" ein Brett auf die Tanzfläche zimmern, das noch in Monaten und Jahren die Luftfeuchtigkeit in diversen Clubs stark anheben dürfte. Immer wieder bricht sich der Funk seine Bahn durch die dichten Grooves und vollen Bässe - Zegons brasilianische Lebensfreude trifft auf Spiegels New Yorker Eastcoast-Schule.
Alles andere als Funk wäre bei einem Feature der P-Funk-Legende George Clinton ohnehin unangebracht. Mit Chali 2na hüpft er Arm in Arm vor guter Laune und fordert zur weltweiten Feierei auf.
Gleichzeitig representet ODB den Wu-Tang Clan direkt aus dem Grab. Leichenfledderei? Wenn überhaupt auf ganz hohem Niveau. Es sei seine letzte Aufnahme zu Lebzeiten gewesen, passend dazu shoutet der Rapper, der Rock'n'Roll mehr gelebt hat als so mancher Rocker, über harte Stromgitarren, was das Zeug hält. Während dessen harmonieren Lykke Li und Santogold in den kosmischen Pop-Sphären von "Gifted" wider Erwarten so gut, dass sie Kanye West im Gleichschritt den Rang ablaufen.
Zu herrlich und kurzweilig, wie die amerikanisch-brasilianische Künstlergemeinschaft Schubladen einfach herausreist und ausschüttet, um deren Inhalt in mühevoller Puzzlearbeit zu etwas völlig Neuem, nie Dagewesenen wieder zusammenzusetzen. Ziel der Scheibe sei es gewesen, Menschen durch Musik und Kunst einander näher zu bringen - Mission erfüllt und sich gleichzeitig noch selbst etabliert. Denn N.A.S.A. ist da wo oben ist und es wird verdammt schwer, sie wieder vom Thron zu stoßen.
21 Kommentare
Schön, wird besorgt!
"Da soll mir noch mal jemand kommen von wegen Hip Hop sei langweilig, uninspiriert und überhaupt keine richtige Musik."
Wer sagt denn sowas?
v. a. die gästeliste liest sich gut:
karen o, santogold, lykke li, tom waits, m.i.a., nina persson, david byrne, john frusciante...
hört sich alles ziemlich geil an.wird angeschafft
noch nicht alles gehört, aber wer für method man und e-40 nur son schmutzlangweiliges teil zu bieten hat, hat entweder kein potenzial oder nutzt es nicht
Finde es fresh.
Bestes Album ever!!!!!!!111einseinself
Wirklich krass, das Teil.