laut.de-Kritik
Ein Abi-Treffen im Leben reicht!
Review von Jasmin Lütz2004 lauschten wir entzückt den französischen Covergirls von Nouvelle Vague. Ihren unverschämt entspannten Interpretationen von Punk- und New Wave-Klassikern wie zum Beispiel "Teenage Kicks" von den unvergessenen Undertones in einer lässigen Bossa Nova-Jazz-Kredenz. Zwei Jahre später geht die Easy Listening-Fete weiter. "Bande A Part" nennt sich die zweite Platte mit Altbewährtem aus der 70er und 80er Popwelt. Allerdings ist das nicht mehr ganz so aufregend und interessant wie beim Debüt. Schließlich geht man in seinem Leben ja auch nur einmal auf ein Abi-Treffen und hat danach die Schnauze voll, oder?
Wie bei einem Ehemaligen-Treffen fühlt man sich nicht nur beim Hören dieser Songs, sondern vor allem während eines Live-Auftritts von Nouvelle Vague. Da tummeln sich gut gelaunte Menschen, kaum einer unter 30, und lassen für einen Abend noch mal so richtig die Sau raus. Die süßen Mädels wälzen sich im kurzem Rock auf der Bühne und überschütten sich mit Gerstensaft und sonstigen Flüssigkeiten. Da staunt der altgewordene Rock'n'Roller im Publikum.
Wenn diese Show sich allerdings bei jedem Konzert wiederholt, dann denkt man sich auch nur noch, "langweilig, alles nur inszeniert." Dennoch, Rocker, Studenten, Büro-Mäuschen und Popper-Freunde tanzen und singen vergnügt zu den alten Fetenhits, wobei einige den ursprünglichen Interpreten bestimmt schon damals nicht mit Namen nennen konnten.
Den Gesangs-Grazien dieser französischen Freundschaft ging es wohl auch nicht anders. Bereits auf der ersten Platte sangen sie Melodien, von denen sie zuvor noch nie etwas gehört hatten. Macht aber nix, Hauptsache es klingt und sieht gut aus. Die Auswahl treffen nach wie vor die Männer, das französische Produzenten-Team Marc Collin und Oliver Libaux. Neben Punkrock-Originalen "Ever Fallen In Love" von The Buzzcocks, "Human Fly" von The Cramps dringen sie noch tiefer in den Mottenschrank der New Wave-Bewegung. "I Like The Music Dark, Ladies!"
Düster, schaurig interpretieren sie Visages "Fade To Grey" mit nur wenig instrumentaler Begleitung und Vogelgezwitscher und enden schließlich in einer rauschenden Brandung. "Don't Go" von Yazoo behandeln sie ordentlich mit allerhand Streichern. Poppunk Billy Idol kommt mit "Dancing With Myself" auf den OP-Tisch und wird endlich zum Rockabilly-Onkel umoperiert.
Besitzer der limitierten Ausgabe von "Band A Part" dürfen sich über ein Extrabonbon freuen. Der unvergessene "Eisbär" von Grauzone tappt handzahm mit rosa Plüschhalsband durch den Sommer. Das bringt noch mehr Nostalgie-Geheule ins Wohnzimmer. New Orders schleppende "Blue Monday"-Version schafft es allerdings nicht in die "Top 10 der gelungensten Coverversionen". Da sollten sich Nouvelle Vague mal lieber das belgische Duo Ming zu Gemüte führen und die frankophile Zerbrechlichkeit in "Subculture" hören, das 2001 auf Interieur/Exterieur) erschienen ist.
Sowieso müssen sich die Produzenten für ihr drittes Werk mal was ganz anderes ausdenken. "La Boum 3 - die Fete geht immer noch weiter" wurde zum Glück auch nicht mehr gedreht!
18 Kommentare
Es soll ja wieder sehr gelungen sein, wenn man den ersten Kritiken Glauben schenken darf
Nach einem der besten Coveralbum der Musikgeschichte folgt in einigen Tagen eine neue Scheibe der beiden Franzosen, betitelt nach Godards Meisterwerk ... das Konzept wird fortgesetzt (und wiederum haben die Saenger und Saengerinnen die Originale nicht gekannt (naja ) ... und anyway, die Trackliste zaubert mir zumindest ein Laecheln aufs Gesicht ... auf einiges freut man sich da schon besonders.
01. The Killing Moon (Echo & The Bunnymen)
02. Ever Fallen In Love (The Buzzcocks)
03. Dance With Me (The Lords Of The New Church)
04. Don’t Go (Yazoo)
05. Dancing With Myself (Billy Idol)
06. Heart Of Glass (Blondie)
07. O Pamela (The Wake)
08. Blue Monday (New Order)
09. Human Fly (The Cramps)
10. Bela Lugosi’s Dead (Bauhaus)
11. Escape Myself (The Sound)
12. Let Me Go (Heaven 17)
13. Fade To Grey (Visage)
14. Waves (Blancmange)
15. Eisbär (Grauzone)
ah, das ist in Deutschland und der Schweiz ja schon raus ... habe keine Geduld. :
das vorgängeralbum hat mir trotzdem ein bisschen besser gefallen.
yeah, vor allem Killing Moon, sehr schön gecovert ... gleich nochmal. Zaubert dasselbe, dieselbe Stimmung hervor, die mich schon "A Forest" so lieben liess.
jepp killing moon ist eines der highlights verdammt sexy!
die neue platte hab ich jetzt noch nicht gehört. aber das konzert in berlin. ich würd es als ganz nett bezeichnen. die songs sind natürlich gut, irgendwie war ich zu keinem zeitpunkt mal wenigstens kurz angenehm überrascht oder freudig weggetreten. vielleicht hätte man eine andere idee mit den songs verwirklichen sollen. zudem hat diesmal natürlich ein highlight wie camille auf der bühne gefehlt.
loe