laut.de-Kritik

Röchelt den räudigen Spirit von "Reign In Blood".

Review von

Mit dem letzten Hassbatzen stopften die Totschläger aus Huntington Beach allen Kritikern das Maul. Das lag nicht zuletzt am grandiosen Drumming des heimgekehrten Dave Lombardo.

Dennoch fiel, neben einigen Steinen von den Herzen der Langzeitfans, nach einigen Schleudergängen von "Christ Illusion" die etwas eindimensionale Ausrichtung auf. Die lässt sich auf Kerry Kings 90-prozentige Beteiligung am Songwriting zurück führen.

Bei "World Painted Blood" gelingt der Spagat zwischen einem Old-School-Sound mit einem direkten, dreckigen Punch und der Integration moderner Ansätze in den typischen Bandsound, auch weil die Credit-Aufteilung mit Jeff Hannemann wieder salomonisch ausfällt. Mit einem intakten Bandgefüge knüpfen Slayer an die musikalisch versierten Spätachtziger/Frühneunziger-Großtaten an.

In Sachen Songwriting setzen sie Maßstäbe. Intelligent ausgetüftelte Nummern wie "Playing With Dolls", "Beauty Through Order" oder "Not Of This God" sorgen für Nachhaltigkeit und Abwechslung, wie man sie bei den Totschlägern seit "South Of Heaven"/"Seasons In The Abyss"-Zeiten nicht wahrgenommen hat. Die Twin-Guitar-Leads, Lombardos Breaks und Grooves und Arayas Intensität beweisen, dass Slayer mehr denn je als Band agieren. Bonded By Blood, sozusagen.

"World Painted Blood" beginnt mit einem düster-wabernden Intro, das an "Hell Awaits" oder "Raining Blood" erinnert, wächst über ein zweitstimmiges Riff zu einem Nackenbrecher im Stile von "Angel Of Death" oder "War Ensemble", überrascht mit einem stampfenden, fast doomigen Mittelteil und endet mit der unerfreulichen Botschaft: "Welcome To Your Death".

Sowohl Thrash Puristen als auch Anhängern der Spätneunziger-Groove-Taten dürfte das Herz vor Freude bersten. Besonders "Human Strain" und "Americon" sind Leckerbissen, wie prädestiniert für letztgenannte Zielgruppe.

Wer jetzt denkt, Slayer haben ihren Prog-Doktor absolviert, der irrt. Statt Haare werden immer noch Schädel gespalten. Mit "Psychopaty Red", "Snuff", "Unit 731" oder "Hate Worldwide" kommen Highspeed-Fanatiker voll auf ihre Kosten: Maschinengewehr-Riffing, Noise-Kaskaden, Whammy-Bar-Orgien und Arayas durchdringende fiese Vocals ergeben eine erfrischende Nähmaschinen-Akupunktur mit rostigen Nägeln. Diese Songs röcheln den räudigen, punkigen Spirit von "Reign In Blood".

Slayer kreieren in ihrer provokanten und drastischen Art Angstzustände und wohlige Schauer, die so angenehm ausfallen wie eine Wurzelbehandlung, aber gerade daraus ihre Reize ziehen. Die Lyrics behandeln die obligatorischen Themen Religionsschelte, Krieg und Serienmörder. Jeder Mensch ist Freiwild in einer von Scharmützeln geprägten Welt. "Tourture, Misery, Endless Suffering", Schlächter gehts nicht.

Die Thrash-Urgesteine liefern eine herrlich mundende Schlachtplatte ab, auf der vor allem eins drauf ist: Thrash Metal nach dem selbstreferentiellen Reinheitsgebot. Kompromisslos, hart und umbarmherzig. You can't say Slayer. You have to scream it.

Trackliste

  1. 1. World Painted Blood
  2. 2. Unit 731
  3. 3. Snuff
  4. 4. Beauty Through Order
  5. 5. Hate Worldwide
  6. 6. Public Display of Dismemberment
  7. 7. Human Strain
  8. 8. Americon
  9. 9. Psychopathy Red
  10. 10. Playing with Dolls
  11. 11. Not Of This God

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192 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    @JaDeVin (« @MannBeißtHund («
    aber im Gegensatz zu vielen anderen Metalfans achte ich spätestens beim 2. Durchgang auf die Lyrics und da sind mir sozialkritische, Fantasy- oder Nonsense-Songtexte wirklich wesentlich lieber als absichtlich neutral formulierte Beschreibungen über die NS-Verbrechen in KZs (z.B. "Angel Of Death"). »):

    hast ja den Hintergrund von "Angel of Death" oder von Texten im Thrash Metal gut verstanden. Na dann spiel mal weiter die Metal-Polizei und helf deiner Mutter beim Bügeln. »):

    Ja genau, ich bin die Metal-Polizei. Weil mir persönlich neutrale Songs über den Holocaust nicht gefallen... Merkst du noch was?

    Muss wohl nen Grund haben, dass man deinem Profil dein Alter nicht entnehmen kann.
    Wenn du hier schon so großkotzig ankommst, solltest du aber vlt auch mehr bringen, als so nen peinlichen Deine-Mutter-Spruch, für den sich sogar jeder pubertierende Gangsta-Rapper schämen würde.
    @Olsen (« Erklär mal den Hintergrund von "Angel Of Death", oh Weisester der Weisen. Ich bin sehr neugierig. »):

    Da bin ich auch mal gespannt. :popcorn:

  • Vor 15 Jahren

    @Sancho (« @Cyclonos (« Ich hab heute günstig die oft gescholtene "god hates us all" gekriegt. Überraschenderweise gefällt sie mir besser als die "world painted blood". »):

    Moooment hast du nicht noch damals gesagt dass die God hates us all schlecht wäre kurz nachdem du meintest dass Slayer als aller heiligste Kuh des Metal auch ausgedient hätte? »):

    An das mit der heiligen Kuh kann ich mich noche rinnern aber das ich speziell die god hates us all scheisse fand, nicht.