laut.de-Biographie
ABBA
ABBA - das Quartett mit den berühmten vier Buchstaben ist weltweit vielleicht noch bekannter als IKEA (und das ist ja schon fast unmöglich...) Aber es soll hier nicht um Möbel gehen: 1966 treffen sich Björn Ulvaeus (zu der Zeit bei den Hootenanny Singers aktiv) und Benny Andersson das erste Mal auf einer Party. Beide Studiomusiker verstehen sich auf Anhieb und nehmen den Song "People Need Love" mit Hilfe der reizenden Agnetha Fältskog und Anni-Frid "Frida" Lyngstad auf, der prompt ein Überraschungserfolg wird.
Daraufhin darf man 1973 beim Vorentscheid zum Grand Prix d'Eurovision de la Chanson antreten. Noch unter der eher sperrigen Bezeichnung Björn, Benny, Agnetha and Frida trällern sie "Ring Ring" und verpassen den Sieg - aber die Leute werden aufmerksam. Schließlich kommt die Truppe auf den erfolgsträchtigen Bandnamen mit den Anfangsbuchstaben der Mitglieder, und mit ihm nimmt auch der Erfolg seinen Lauf. Ein Jahr später gewinnen sie den Grand Prix mit "Waterloo". Spätestens die Veröffentlichung der Single "SOS" 1975 zementiert den Superstarstatus der Band, den selbst die Mühlen der Zeit keine Kratzer beibringen kann.
In den folgenden sieben Jahren erzielen die fantastischen Vier mit ihrem unverwechselbaren Popsound ganze dreizehn Top 5-Hits in England, davon allein sechs Number Ones! Kaum rauschen Benny und Frida 1978 in den Hafen der Ehe ein, verkünden ihre Mitstreiter Björn und Agnetha das Ende ihrer Liaison. Doch die mit den Jahren angeeignete Professionalität treibt die Band zu weiteren Charterfolgen: "Voulez-vous" und "Super Trouper" schlugen noch mal international ein. Die verkauften Platten und CDs können sich sehen lassen: weltweit werden ca. 180 Mio (!) Tonträger verkauft - etwas weniger nur als die Beatles ...
1981 sind die persönlichen Differenzen nicht mehr zu verschleiern, Benny und Frida trennen sich und bei der Gelegenheit gleich die ganze Band. Agnetha und Frida kommen noch zu einer anständigen Solokarriere, die sich allerdings auf Schweden beschränkt (Ausnahme: Fridas "There's something going on" von 1982 wurde auch in Deutschland ein Hit). Benny und Björn begannen, an Musicals zu arbeiten. Ihr größter Erfolg wurde das Broadway-Stück "Chess".
Maßgeblichen Anteil an der bis heute betriebenen Legendenverehrung haben nicht zuletzt die unzähligen ABBA-Coverbands angeführt von "Björn Again". Doch auch im modernen Popbereich bekennen sich Musiker aus verschiedensten Richtungen zur einstigen, schwedischen Hitfabrik: Erasure coverten 1986 "Gimme! Gimme! Gimme!" auf ihrem Album "Wonderland" und Anfang der Neunziger gleich vier ABBA-Tracks für die Maxi "Abba-esque". Im Rahmen von U2's Welttournee, die sie 1992 auch nach Stockholm führt, lässt es sich Sänger Bono nicht nehmen, das Komponistenduo Ulvaeus/Andersson für den Song "Dancing Queen" auf die Bühne zu holen und ihnen auf diesem Wege Respekt zu zollen. Zudem hat man mit Liedern, die nach ABBA klingen, bis zum heutigen Tag gute Chancen beim Grand Prix d'Eurovision.
Lange verschwindet die Band hinter den Kulissen. Agnetha Fältskog tritt ab 2004 auch solo in Erscheinung und bringt mit "My Colouring Book" und "A" (2013) zwei Alben heraus. Sonst machen die vier ihr Geld mit "Best Of"-Platten und Musicals, die ihre Geschichte und Musik verwursten. Zur Schweden-Premiere der erfolgreichsten ABBA-Show "Mamma Mia" im Stockholmer Cirkus Theater singen die vier im Februar 2005 erstmals wieder zusammen. Doch nur die beiden Männer trauen sich auf die Bühne, die Damen bleiben im Hintergrund. Ein wirkliches Bühnencomeback der Band ist nicht zu erwarten.
Am 20. Januar 2016 allerdings erscheinen alle ABBA-Mitglieder zur Eröffnung der von Björn Ulvaeus mitorganisierten Show "Mamma Mia! The Party". Es ist das erste Mal seit 1986, dass alle vier Mitglieder gemeinsam öffentlich auftreten. Fotografen dürfen die ehemalige Band allerdings nicht zusammen ablichten, auf einer privaten Party am 5. Juni treten sie kurz darauf erneut in Erscheinung. Im Hotel Berns in Stockholm geben sie zu viert den Song "The Way Old Friends Do" zum Besten, erste Fotos der alternden Superstars kursieren ebenso wie erneute Gerüchte um eine baldige Reunion.
Die kommt zwar auch, aber anders als von den Fans erhofft: Im Oktober verkünden die vier Popstars ein Live-Projekt für 2018, das von digitaler und virtueller Technologie geprägt sein soll. Gemeinsam mit Spice Girls-Entdecker Simon Fuller sei ein Erlebnis entstanden, das einer neuen Generation von Fans die Möglichkeit gibt, ABBA "auf bisher unvorstellbare Weise zu sehen, zu hören und zu fühlen", so die Band. Benny Andersson kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "Eine Zeitmaschine, die die Essenz dessen offenlegt, was wir waren. Und sind". Offenbar ist der Gruppe mehr daran gelegen, auf die Songs der Vergangenheit auch die eigenen Gesichter der Vergangenheit zu montieren. Wofür gibt es schließlich den technischen Fortschritt?
So ganz einfach machen es sich die Schweden dann aber doch nicht, denn am 27. April 2018 schlägt die Nachricht wie eine Bombe ein, dass ABBA zwei neue Songs im Kasten hätten. Im Zuge des virtuellen Projektes stimmt die Bandchemie auf einmal wieder. So kommt eines zum anderen. Oder wie Björn Ulvaeus sagt: "Wir alle hatten das Gefühl, dass es nach rund 35 Jahren wieder Spaß machen könnte, erneut zusammen zu arbeiten und ins Tonstudio zu gehen. Also haben wir es getan. Und es war, als ob die Zeit stillgestanden hätte und wir nur einen kurzen Urlaub gemacht hätten. Eine äußerst freudige Erfahrung!"
Fans warteten danach jedoch vergeblich auf neues Material. Anfang 2021 legte Ulvaeus in einem Interview nach: "Es wird dieses Jahr definitiv neue Musik geben". Und siehe da, er behielt recht: im September erscheinen zunächst die zwei neuen Songs "I Still Have Faith In You" und "Don't Shut Me Down", am 5. November folgt mit "Voyage" tatsächlich ein ganz neues Studioalbum. Die Protagonisten wundern sich tatsächlich selbst ein wenig über diese Nachricht: "Um ehrlich zu sein sind diese neuen Aufnahmen vor allem von einer Sache inspiriert: unserer Mitarbeit an dem ganz sicher einzigartigsten und spektakulärsten Konzert, das man sich überhaupt erträumen könnte. Wir können uns demnächst schön zurücklehnen mit dem Rest des Publikums und zusehen, wie diese digitalen Versionen von uns unsere Songs live auf der Bühne präsentieren – in einer speziell dafür gebauten Arena in London."
Die Rede ist von einer Konzert-Premiere am 27. Mai 2022 in einer speziell dafür entworfenen Arena in London vor 3.000 Zuschauern. Die vier Schweden treten nicht persönlich auf, sondern Hologramme, die ihr Aussehen aus dem Jahr 1979 reproduzieren. Dafür mussten sich die echten Musiker*innen spezielle Anzüge anziehen, die ihre Bewegungsabläufe für den Auftritt abspeichern. Innerhalb von fünf Wochen sang das Quartett vor 160 Kameras alle Songs ein. Zu den Mitwirkenden des "ABBA Voyage" genannten Livekonzepts zählen unter anderem Produzentin Svana Gisla (David Bowie, "Blackstar"), Produzent Ludvig Andersson ("Mamma Mia! Here We Go Again") und Choreograph Wayne McGregor ("The Royal Ballet"). "Voyage" erscheint fast genau 40 Jahre nach dem bislang letzten ABBA-Album "The Visitors".
1 Kommentar
Gute Nachricht für 41st: auch damit kannste mich wegjagen