laut.de-Biographie
Niemann
Ein schlichter Name stand 2001 plötzlich und unerwartet (zumindest für die Bewohner der alten Bundesländer) in den Hitlisten der Single-Charts. Niemann. Wer jetzt - ganz Sport-Fan - an die superdupererfolgreiche Eisschnelläuferin Gunda denk, ist falsch gewickelt. Kai lautet der Vorname dieses Niemanns, der für den Überraschungshit "Im Osten" steht. Was die bundesdeutsche - und hier vor allem die westliche - Hörerlandschaft aufhorchen ließ, sind Zeilen wie "Dass Ost-Männer besser küssen, die meisten etwas schneller schalten und die Mädchen schöner sind, weiß heutzutage jedes Kind."
Der Seitenhieb in musikalischer Form auf die allzu arrogante Haltung der "Wessis" war ja schon lange überfällig und Kai Niemann hat den Treffer gelandet. Dabei aber gibt er den Besserossi nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten: So haben Niemann beispielsweise 20.000 DM, die zunächst für die Produktion eines Videos gedacht waren, umgeleitet, nun kommt das Geld den Opfern rechter Gewalt in Deutschland zugute.
Überrascht hat den Erfolg des Songs nicht zuletzt die Band um Sänger und Komponist Kai selbst. Um den Spieß mal umzudrehen, haben sie einfach auch einige Plattitüden über den Osten - positive natürlich - in den Song verpackt. Das ist in ungefähr das selbe, wie wenn Soziologiestudenten über die Affektiertheit der Jurastudenten lamentieren. Apropo Jura. Kai ist nämlich hauptberuflich Jurastudent, die Band lief bislang immer mehr oder weniger als Hobby nebenher.
Kai war schon früh aktiv, und zwar als kleiner Hosenmatz im Sangerhausen im Kirchenchor. In der Schule gründet er seine erste Band, aus diesem Freundeskreis stammt auch der Rest der Band. Als da wären Maik Eckstein (Gitarren, Gesang), Björn Kieling (Keyboards), Torsten Liebich (Bass), Irold Hodalsky (Schlagzeug), Albrecht Ritter (Gitarre) und Andy Wieczorek (Saxophon, Percussion und Flöte). In dieser Formation ist die Band (außer dem erst später hinzu gestoßenen Andy) seit 1997 zusammen und hat auch schon zwei Platten in Eigenregie aufgenommen und vertrieben. Überraschend ist vielleicht, dass die Bandmitglieder selbst sagen, dass sie Deutschrock machen. Bekommen es doch viele Combos mit ähnlichen Vorlieben nicht auf die Reihe, das Ding auch beim Namen zu nennen.
Direkt und schnörkellos wie diese Aussage sind auch die Texte. Das Zwischenmenschliche mit all seinen Irrungen und Wirrungen, steht im Vordergrund. Situationen werden beschrieben, wie sie wohl jeder schon einmal erlebt hat. Das ist wohl mit ein Grund, warum die Gruppe auch so publikumsnah rüber kommt.
Eine ganze Weile lassen die Knaben aus dem wilden Osten nichts mehr von sich hören, wohl auch aus privaten Gründen. Erst 2007 gehen sie wieder ins Studio und kündigen für den Sommer ein neues Album an. 2008 erscheint die "15h"-EP, danach hört man eine Weile eher wenig von Niemann.
Ab 2015 veröffentlicht der Sänger wieder verstärkt Musik mit der Band 108 Fahrenheit. Zu den Mitgliedern zählen Marco Pfennig (Banjo), Adrian Kehlbacher (Bass), Alexander Henke (E-Gitarre), Thomas Hübel (Gitarre) und Stephan Salewski (Drums). 2015 veröffentlicht die Band das Album "Mein Herz", 2018 folgt "Kein Herz".
Noch keine Kommentare