laut.de-Biographie
Yoko Ono
Für viele Musikfans ist sie einfach die Lennon-Witwe und der Name Yoko Ono untrennbar mit der Auflösung der Beatles verbunden. Rolling Stone Leser John Mac Graw drückt es so aus: "Man wird sich an Yoko Ono nicht wegen der positiven Kunst, die sie geschaffen hat, erinnern, sondern wegen der Kunst, die ihretwegen nicht geschaffen wurde".
Wenigstens hat Yoko schon von Haus aus Erfahrung im Umgang mit Vorurteilen. "Kunst ist eine Art des Überlebens"! Diese Worte aus Yoko Onos Mund werden nachvollziehbar, wenn man weiß, dass sie in einer Gesellschaftsordnung aufwuchs, die einer Frau nur geringe kreative Eigenständigkeit zugesteht. Ihre ersten Erfahrungen mit Musik macht Yoko (geb. 18.2.1933 in Tokio) an Privatschulen in ihrer Heimat, an denen sie Piano- und Gesangsunterricht erhält.
1952 migriert ihre Familie nach New York. Dort studiert sie zunächst Philosophie, bricht das Studium aber nach drei Jahren ab. Ihr Wissen über zeitgenössische Kompositionskunst erlangt sie auf dem Sarah Lawrence College. Besonders die zweite Wiener Schule (Schönberg, Webern) und die Zwölftontechnik haben es ihr angetan. In ihren ersten Kompositionen lebt sie aber auch ihre Neigung zur Poesie aus und beginnt Liedtexte zu verfassen.
Während dieser Zeit bewegt sie sich gerne in Kreisen, die von einer kreativen Aura umnebelt werden, und von John Cage, David Tudor und dem "Living Theatre" beeinflusst sind. Ende der 50er begibt sie sich zum ersten Mal in den Hafen der Ehe. Sie heiratet Tochi Ichiyanagi, einen japanischen Pianisten und Cage-Schüler. Zur künstlerischen Aufbruchstimmung damals leistet sie ihren Beitrag, indem sie skurrile Happenings und Performances veranstaltet und erste Ausstellungen mit Dada- und Konzeptkunstideen wagt.
Von Dezember 1960 bis Juni 1961 veranstaltet sie in ihrer Wohnung die "Chambers Street Concerts", ein wichtiges Podium für die New Yorker Avantgarde-Szene. Im Herbst 1962 geht sie gemeinsam mit John Cage und David Tudor auf Japan-Tournee. 1964 erscheint ihre Publikation "Grapefruit", eine Sammlung ihrer Event-Anweisungen
Das zweite Mal macht sie ihr Eheschiff 1964 am Kai des amerikanischen Malers und Filmproduzenten Anthony Cox fest. Mit ihm zieht sie 1967 nach London (!), wo sie – wir ahnen es alle – ein Jahr später John Lennon kennen lernt. 1969 heiraten beide und stellen sich umgehend in ihren bekannten aber bizarren "Love and Peace" Aktionen dar. Kritiker werfen ihr daraufhin vor, dass die Homogenität des berühmtesten Quartetts der Musikgeschichte, der Beatles, unter ihrem Einfluss auf John leidet.
Obwohl die Beatles-Historie mittlerweile ausgeleuchtet und längst klar ist, dass sich die Pilzköpfe gewiss auch ohne Yoko Ono getrennt hätten, bleibt Ono lange das Feindbild vieler Beatles-Fans. Rolling Stone-Kritiker Nick Tosches etwa sieht die kreativen Gemeinschaftsproduktionen Lennon/Ono als "Ego-Trip zweier reicher Gammler, die in den musikalischen Revolutionen der sechziger Jahre dahin treiben".
Tatsächlich überzeugen weder diese Gemeinschaftsproduktionen noch Yokos Solo-Werke das Publikum oder die Kritiker nachhaltig. Im öffentlichen Bewusstsein bleibt Ono die Lennon-Witwe, was sicher auch daran liegt, dass sie bis ins neue Jahrtausend immer mal wieder gern mit Paul McCartney streitet, sei es um Song-Credits oder Urheberrechte.
Wenn ihr auch der große Publikumserfolg verwehrt bleibt, erhält sie doch am Ende ihrer Karriere die fällige Anerkennung in der Branche. Als sie 2009 nach längerer Pause wieder einmal ein Album ("Between The Sky And My Head", September 2009) ankündigt, verleiht ihr das renommierte Mojo Magazine einen Preis für ihr Lebenswerk. Bei der Gelegenheit loben sie Kollegen wie Johnny Marr, und Mark Ronson tritt für einen Gig beim Meltdown Festival in London sogar der Plastic Ono Band bei. Endlich mal ein anderer Mann an Onos Seite.
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