Porträt

laut.de-Biographie

Thomas Schumacher

Es ist der 21. Mai 1986. Vor der Bremer Stadthalle steht der 14-jährige Thomas Schumacher mit hunderten anderen Depeche Mode-Fans an, um seinen Idolen bei ihrer "Black Celebration"-Tour zuzujubeln. Ein Traum geht in Erfüllung. Zugleich sollte sich fortan einiges verändern im Leben des Thomas Schumacher, denn "danach war meine Entscheidung klar. Ich will 'das' auch machen - es musste ein Synthie her." Ein Korg MS-10 wird zur ersten Spielwiese, die schon bald den wachsenden Ansprüchen nicht mehr genügt und moderneren Geräten Platz machen muss. Derart ausgerüstet startet Thomas Schumacher 1990 mit einem Freund unter dem Pseudonym NIP Collective seine Produzentenkarriere.

Dass er mit elektronischer Musik einmal sein Geld verdienen würde, ahnt Thomas Schumacher nicht, als er am 13. April 1972 in Bremen zur Welt kommt. Doch die Faszination für Musik packt ihn früh und so ist er selbstverständlich der erste Ansprechpartner, als es in der 8. Klasse darum geht, eine Fete zu beschallen. Wave und Pop spielt Schumacher, bringt seine Klassenkameraden mit The Residents, Frankie Goes To Hollywood, The Smiths, Depeche Mode, The Cure und The Normal zum Tanzen. Der Leidenschaft für elektronische Grooves bleibt er bis heute treu, auch wenn er sich genauso von Hip Hop, Motown und Northern Soul und Oldies der 50er und 60er Jahre bei seiner Arbeit inspirieren lässt.

Ende der 80er Jahre antizipieren EBM-Bands wie Front 242, Nitzer Ebb und Skinny Puppy in gewisser Weise das große Beben, mit dem Techno die Dancefloors einige Jahre später erschüttern wird. Im Dorian Gray hört Schumacher elektronische Tanzmusik, deren wuchtige Bässe ihn in ihren Bann ziehen. Fortan legt Schumacher auf seinen "Two Tribes"-Parties im Schlachthof Techno auf und darf schon bald in der Rolle des Resident die erste Adresse in Bremen, das Crash, rocken. 1990 probiert er sich mit einem Freund in der Produzentenrolle aus. Das NIP Collective mausert sich schnell zum Szenetip. Insgesamt fünf Maxis und zahlreiche Auftritte folgen, bevor 1995 das Ende kommt.

So ruft Thomas Schumacher das Projekt Elektrochemie LK ins Leben und veröffentlicht parallel dazu auch unter seinem Geburtsnamen. Ein Demo-Tape stößt beim britischen Label "Bush", dessen Name durch Dave Clarkes "Red-Serie" hoch angesehen ist, auf offene Ohren. Kurz darauf erscheint die 12" "Ficken?", die sich 15.000 Mal verkauft und 1997 in allen Clubs zu hören ist. Die wuchtig pumpende Four-To-The-Floor-Bassdrum und Verbindung mit knochentrockener Funkiness entwickelt sich zu Schumachers Markenzeichen. "When I Rock" legt 1997 noch einmal nach und toppt sogar "Ficken?", das 1998 von Simon Begg frisch aufbereitet wird.

1998 startet Schumacher voll durch. Noch auf Bush Records erscheint sein erstes Album "Electric Ballroom", das neben dem Hit "Lust" mit "Eighties" auch eine mächtig groovende Hommage an das Jahrzehnt seiner musikalischen Sozialisation bereithält. Wenig später bereichert Schumachers Label Spiel-Zeug die internationale Szene mit Releases von Clemens Neufeld, Umek, Adam Beyer und den gefeierten "Drum Files" von Axel Bartsch & Asem Shama. Klar, dass der Hausherr Spiel-Zeug auch für seinen eigenen Output nutzt. Die Compilations "Perlen" geben einen Einblick in den Spiel-Zeug-Backkatalog.

Daneben releast Schumacher auch bei Confused und Leaded sowie unter dem Alias Southampton Ltd. beim Hamburger Traditionslabel Superstition. Gemeinsam mit Jens Mahlstedt sucht Schumacher den Crossover in die Hochkultur und komponiert Musik für eine Hamlet-Inszenierung des Bonner Schauspielhauses. Auch als Remixer gehört er zu den Stars der Szene. I-F vertraut genauso auf seine Kunst wie Monika Kruse, Afrika Bambaataa, Chicks On Speed oder System F. Feat. Marc Almond.

2001 läuft das Projekt Elektrochemie LK, zunächst eher ein Mauerblümchen, den Solo-Releases den Rang ab. Schumacher beschreitet mit Elektrochemie LK Wege abseits des reinen Club-Techno und kommt damit gut an. Das Album "Gold" mausert sich zum Verkaufsschlager, nicht zuletzt dank der wiederaufgelegten Singles "Schall" und "When I Rock". Der endgültige Abschied vom Foor-To-The-Floor-Techno kommt für Elektrochemie LK mit dem Longplayer "Come Right On Time", der erstmals über weite Strecken mit Vocals erfreut. Caitlin Devlins Stimme und Songwriterqualitäten lassen die Grenzen zwischen Techno- und Popsongs verschwimmen.

Weniger hart gibt sich Schumacher in der Folge auch bei den Releases unter seinem bürgerlichen Namen. Elektro-House statt Techno lautet die Formel, die 2006 auf dem Album "Home" zur Anwendung kommt.

Alben

Thomas Schumacher - Home: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2006 Home

Kritik von Daniel Straub

Gut für DJs, kaum geeignet für den Hausgebrauch. (0 Kommentare)

Thomas Schumacher - Perlen 4: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2005 Perlen 4

Kritik von Daniel Straub

"Raven mit Groove" - nach allen Regeln der Kunst. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Elektrochemie LK

    Sehr stylische Seite mit Bio, Downloads und schönen Bildern.

    http://www.elektrochemielk.de
  • Spielzeugschallplatten

    Schumacher mit seinem eigenen Label und dazugehörigen Booking-Agentur Plantage 13.

    http://www.spielzeugschallplatten.de
  • Superstition

    Ausführliche Bio- und Diskographie beim Hamburger Traditionslabel.

    http://www.superstition.de/artists.php4?action=display_artist&artist_id=533d1491765a67054be3a6f096733c81

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