laut.de-Biographie
Ska-P
Anfang des neuen Millenniums breitet sich in Deutschland langsam aber sicher ein Virus aus. Aus Spanien dringt dieser in hiesige Gefilde vor. Der Name: Ska-P. Die Band von der iberischen Halbinsel hat dabei das Kunststück geschafft, sich ohne große Promotion, nur aufgrund ihrer explosiven Live-Power in die Herzen und Köpfe (nicht nur) der Deutschen zu spielen.
1994 ist die Geburtsstunde von Ska-P. Damals besteht das Line-Up aus Gitarrist und Sänger Pulpul, Toni Escobar (Gitarre), Bassist Julio dem Keyboarder Kogote und Schlagzeuger Pako. Die Keimzelle liegt im Arbeiterviertel Vallekas der spanischen Hauptstadt Madrid, das seit der Herrschaft des spanischen Diktators Franco seinen Ruf als Widerstandsnest weg hat. In der Tradition des 'Dagegen' sehen sich auch Ska-P, denn obwohl ihre Musik und Rhythmen zu unkontrolliertem Abhotten animieren, sind ihre Texte und die Botschaft, die sie damit transportieren wollen, alles andere als 08/15-Spaßigkeiten.
Nach einer relativ kurzen Einspielphase nehmen Ska-P nach nur wenigen Monaten Bandgeschichte ihre erste selbstbetitelte CD auf. Diese finanzieren sie selbst von dem Geld, das sie sich buchstäblich vom Mund absparen müssen. Puristen sprechen ihnen wegen fehlender Bläsersätze zwar das Prädikat 'Ska' ab, aber die Off-Beats rocken das Haus. Auf dem Debüt befindet sich ein Song über die Fußballmannschaft von Rayo Vallecano, der in deren Fangemeinde schnell die Runde macht. In kurzer Zeit avanciert der Track zur Hymne, und Ska-P sind im Gespräch.
1995 verlässt Toni Escobar aufgrund familiärer Verpflichtungen die Band, denn nach wie vor können sie vom Geld, das sie einnehmen, nicht leben. Für einen Familienvater ist ein Engagement in einer so hyperaktiven Combo kaum zu bewältigen. Joxemy tritt in seine Fußstapfen. Zwar ist er von den getesteten Gitarristen bei weitem nicht der Beste, aber ins Bandgefüge passt er wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Bodenständigkeit und Sympathie sind wichtiger als filigranes Spiel. Und bodenständiger könnte Joxemy denn auch nicht sein, auch nach dem großen Durchbruch in Spanien arbeitet er noch als Postbote und quält sich früh morgens aus der Falle.
Neben dem neuen Klampfer steigt auch gleich noch Pipi mit ein. Sein Engagement tut der Band sichtlich gut, denn neben seinem Part als zweitem Sänger sorgt er in wechselnden Verkleidungen für die visuelle Unterstützung der Lyrics. In dieser Besetzung geht es stetig aufwärts. Vom 1996 erscheinenden "El Vals Del Obrero" setzen Ska-P in ihrer Heimat über 150.000 Einheiten ab, was für eine Band, die nach wie vor ohne große Promotion-Maschinerie auskommt, wahrlich unfassbar scheint. Die aus diesem Album stammende Kiffer-Hymne "Canabis" avanciert selbstredend zum Mitgröler.
In der Folgezeit spielen sie sich munter weiter den Hintern ab, um die Nachfrage der stetig wachsenden Fangemeinde in Spanien nach Konzerten zu befriedigen. Einer ersten Einladung aus dem Nachbarland Frankreich, das seit jeher ein Faible für hispanisch beeinflusste Musik hat, leisten sie brav folge und setzen den Samen des Ska-P-Fanatismus dort fest. Dieser Ausflug bleibt nicht der einzige in fremde Länder. Nach dem ebenfalls erfolgreichen "Eurosis" zieht es sie nach Südamerika, wo sie neben Argentinien auch Mexiko bereisen und begeisterte Reaktionen auslösen. Nach diesem Triumph steigt Gründungsmitglied Pako aus, ihm nach folgt der langjährige Kumpel Luismi. Kurz nach dessen Einstieg geben sie ihr erstes Konzert in Italien, wo sie über 10.000 Zuschauern abfeiern.
Das neue Millennium begrüßen Ska-P mit "Planeta Eskoria", mit dem sie ihre Länderkollektion um die Schweiz erweitern, 2002 ist dann endlich auch Teutonien an der Reihe. Bei den ersten hiesigen Konzerten stellen sie die neuen Bandmitglieder Gari (Posaune) und Txikitin (Trompete) vor. 2003 ist es dann endgültig um die Deutschen geschehen. Im Juli entern Ska-P die Bühne von 'Das Fest' in Karlsruhe und treiben die ohnehin schon hohen Temperaturen des Sommers in Sauna-Regionen. Mehrere zehntausend Zuschauer feiern, was das Zeug hält. Im Winter des selben Jahres führt sie erneut eine kleine Konzertreise durch deutsche Clubs.
Im Herbst 2005 verkünden die Iberer über ihre Homepage eine unbestimmte Pause. fast genau zwei jahre später hat die Band aber wieder Hummeln im Hintern und begibt sich einmal mehr ins Studio, wo "Lágrimas Y Gozos" entsteht, das 2008 auf den Markt kommt. Danach dauert es bis März 2013, bis mit "99%" wieder Neues aus Spanien kommt. Zuvor wirft das alte Label die umfangreiche Werkschau "Todo Ska-P", mit allen Alben und drei DVDs unters Volk.
Ska-P hat übrigens weniger etwas mit Ska-Punk zu tun, obwohl die Vermutung nahe liegt. Ska-P ist ein Wort-Spiel, dass sich aus dem Ska und dem spanischen Wort für flüchten, 'escape' zusammen setzt. Flüchten? Wovor eigentlich? Vor der Präsenz der Band? Flucht und Widerstand ist zwecklos!
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