"Nach Haus", rufen Fußballfan, Konzertgänger und andere Arten lustiger Trunkenbolde, geht man eigentlich gar nicht so gerne. Nun ist Reinhard Mey aber 81 und "Nach Haus" sein 29. Album (sogar das 60. inklusive Live-Alben und fremdsprachiger (Cover-)Werke). Da stellt sich die Frage des weiteren Weges …

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  • Vor 17 Tagen

    Sofort Flashback an meinen Religionsunterricht. Der Alt-Hippie-Lehrer war schon mies genug, aber als er dann die Gitarre mitbrachte und uns mit Mey folterte...MACH ES WEG!

  • Vor 17 Tagen

    Danke. Die FDP-Version eines Liedermachers. Mey beugt sich nicht dem Versmaß, das Versmaß hat sich Mey zu beugen.

  • Vor 17 Tagen

    ist ein Disstrack gegen die Gartennazis dabei?

  • Vor 17 Tagen

    Hm.

    "Das zeigt schon der Opener 'Das Raunen In Den Bäumen'. Da säuselt der Berliner von Jahren, die vorbeiziehen, von Augenblicken der Liebe, die man nicht festhalten oder verstehen kann."
    Das ist zwar korrekt, aber er singt auch von den Augenblicken, deren Tragweite oder Glück man in dem Moment, da sie geschehen, nicht versteht.

    "'Nichts Ist Für Immer' ist eigentlich das gleiche Lied. Zum Schluss darf sogar Vater Mey als Figur nicht fehlen."
    Hm ... ich sehe es als ein Lied über die Vergänglichkeit; ob Vater Mey hier einen Auftritt hat ... der Ehemann Mey ziemlich sicher.

    "Das große Songwriting vergangener Jahre, das er auf Live-Alben demonstriert, ist nicht dabei, dafür sind "Du Hast Mich Getragen" oder "Du Kannst Fliegen" (gemeint bist nicht du, sondern Mey selbst, der hier unironisch eine Hommage an sein visionäres Schulbuben-Ich schreibt, das seinen Klassenkameraden einfach um Lichtjahre voraus war - man kann sich den Typen nicht ausdenken) zu lieblich."
    "Du hast mich getragen" ist das einzige Liebeslied des Albums.
    "Du kannst fliegen" ist eigentlich so etwas wie eine Fortsetzung. Das Original, "Lilienthals Traum", beschäftigt sich mit dem Traum Otto Lilienthals vom Fliegen, mit seinem Absturz und Tod. Der Refrain und teilweise auch das Orchesterarrangement wird hier zitiert. In "Du kannst fliegen" singt Reinhard Mey gewissermaßen davon, in die Fußstapfen Lilienthals zu treten, indem er seiner Faszination für Flugzeuge bereits recht früh folgt.

    "Und einige musikalische Highlights gibt es eben doch. Das zeigt "Beef Und Lobster", in dem man lächelnd zur Kenntnis nimmt, wie stilsicher Mey oft bemühte Elemente nach wie vor beherrscht, wenn er denn nur will: Die angenehm platzierte Pause im Nacherzählen von Dialogen ebenso wie die Einnahme der Sichtweise eines Arbeitenden, eines Arbeitsmigranten gar. Die Harmonika ist auf diesem Lied wunderschön, das atemlose Pfeifen des Sängers sowieso. Sozial-Folk ohne Peinlichkeit ist 2024 quasi unmöglich, Mey gelingt es hier."
    Ich bin mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher, wie ich das Lied interpretieren soll. Jetzt mal abgesehen davon, daß er in der Vergangenheit schon häufiger Gastronomen besungen hat, hatte ich diesmal das Gefühl, daß er sich selbst mit einfließen läßt in der Figur des Gastwirts, der im Prinzip gerade jetzt, außerhalb der Saison, nicht mehr so wirklich gebraucht wird, dem einiges zum Hals raushängt, der sich aber trotzdem nicht dazu durchringen kann, den Laden endgültig zu schließen.

    "'Misere Mei' ist grotesk, satirisch überhöht präventiv selbstmitleidig, man kann es kaum glauben, aber der Song hat Struktur und einen Verlauf, und schon hat der Musiker Mey richtig Bock und das Ding dermaßen im Griff, dass es eine Freude ist."
    Das Leiden von Tieren unter den Menschen ist ein altes Thema für Mey. Hier fragt er sich, wie es wohl wäre, wenn man hierfür vor ein Tribunal gestellt würde. Es fällt so ein wenig in die Tradition von Liedern wie "Die Würde des Schweins ist unantastbar" und vor allem "Erbarme dich".

    "Das musikalisch zu barocke "Zwischen Kontrollpunkt Drewitz Und Der Brücke Von Dreilinden" und "Lagebericht" auf einem Album zeigen die Verwirrung des Musikers schonungslos auf.
    DDR hier, Plastikflaschen, Öko-Diktatur, Klima-Dystopie, Fußball und Hunger in Afrika, Regierungs-Uboot in der BRD 2042 dort; für Mey alles dieselbe Suppe, derselbe Kampf: Er gegen die Eliten, gegen die Unfreiheit. Genauer: seine Unfreiheit, denn die Schwachen und Armen interessieren ihn nach wie vor null, es gibt kein politisches Konzept und keine Empathie, nur den Glauben an die eigene abstrakte Überlegenheit."
    Der "Kontrollpunkt Drewitz" beschäftigt sich mit der DDR, genauer: mit der Wiedervereinigung, und natürlich auch mit den Fehlern, die damals gemacht wurden. Auch wenn ich denke, daß er das Lied ruhig schon dreißig Jahre eher hätte schreiben können, halte ich den Inhalt tatsächlich für ziemlich aktuell, denn eigentlich geht es darum, Grenzen zu überwinden, wenn's auch manchmal beschwerlich ist. Vor allem das benötigte gegenseitige Interesse und die Kommunikation finde ich hier herausgestellt. Und eigentlich ist das kein ganz verkehrter Ansatz, weder hinsichtlich Aufarbeitung DDR, noch hinsichtlich der sich aktuelle abzeichnenden gesellschaftlichen Spaltung.
    "Lagebericht" - ich weiß nicht, ob man hier wirklich von einem "Kampf" sprechen kann. Ich halte es eher für ein Aufzeigen von Baustellen, ohne jetzt irgendwie einer Seite eine Schuld zuzuschieben. Ja, es wird ein Gipfel erwähnt, ja, das Kabinett wird in der letzten Strophe abgewatscht, aber es wird aus der letzten Zeile klar, daß wir das Jahr 2042 schreiben (genauer: den 100. Geburtstag von Reinhard Mey). Und daß hier bereits eine ganze Menge Personen versagt haben, nicht nur die Politik. Für mich ist das Lied höchstens ein Benennen von Baustellen und ein mahnender Zeigefinger, daß etwas geschehen muß, hier aber von mehr als nur von einer Seite.

    "Der sich griechisch-balkanesisch gerierende Sound von "Verschollen" findet nirgendwo hin, und die repetitive Litanei übers Krieg-Nicht-Wollen ist an sich trotz der mittlerweile von breiteren Schichten anerkannten komplexen Gemengelage in Kriegsgeschehen legitim, nur will Mey den Kuchen haben und ihn essen gleichzeitig. Die politische Auseinandersetzung scheut er, "Verschollen" will sich eigentlich auf das Nicht-Wollen beschränken, aber dann kann Mey doch nicht widerstehen, in die Handlungen und den Hintergrund des Charakters einzusteigen, der dann aber viel zu flach bleibt. Musterbeispiel ist die nur wenige Sekunden lange Erzählung über die beiden Brüder des Soldaten, die innert kurzer Zeit abgekanzelt werden und wie alle Emotionen des Songs Fremdkörper bleiben."
    Die beiden Brüder des Soldaten spielen im Lied keine wirkliche Rolle. "Verschollen" ist die Geschichte eines Menschen, der "im Feld geblieben" ist in einem Planquadrat in "Zakharov am Don". Es ist ein Plädoyer für den Frieden angesichts von Männern, die nicht kämpfen wollten, die aber letzten Endes dazu gezwungen wurden. Das Lied an sich ist erst mal zeitlos; man kann sich fragen, ob es sich auf die aktuelle Situation zwischen Ukraine und Rußland bezieht, oder ob die Schlacht von Charkow hier gemeint ist. Ob dem Lied Emotionen fremd sind ... sagen wir mal: es wird von einem Toten gesungen, die glänzen normalerweise nicht mit emotionsgeladenen Liedern. Ich glaube, daß der Tote sein Schicksal als ebenso unnötig wie von sich selbst ungewollt hinstellen möchte, und ich glaube, dazu reicht's aus.

    "Die achteinhalb Minuten Lebenszeit für 'Questo Tavolo Non Si Vende' bekommt ihr nicht wieder. Das Lied handelt von einem Winzerausflug Meys. Es gibt einen Unterschied zwischen "Alltäglichem" im Sinne einer erdverhafteten, nachvollziehbaren Sozialkritik und "Reicher Dude erzählt von seinem Tag", denn beim zweiten rutscht man schnell in eine Art langweiligerer teutonischer Jeremy Clarkson rein. Das passiert hier."
    Eigentlich nicht ... das Lied ist eigentlich nicht viel mehr als die Geschichte eines Tisches, den Reinhard Mey dereinst von bewußtem Winzer erwarb, und an dem sich im Laufe der Zeit in der Mey'schen Behausung so einiges getan hat.

    "Neben den elf Solosongs gibt es ein Duo mit Hannes Wader, auf dem dieser die Musik beisteuert: "Zwei Musketiere" ist okayer Mittelalter-Country, der Abstieg von Wader wird hier, wenn nicht zum ersten Mal, im Vergleich zum deutlich fitteren Mey aber um so deutlicher."
    Stimmt zwar, aber Wader durfte. Es ist ein Lied zu seinem 80. Geburtstag gewesen. Ich meine, die gemeinsame Interpretation war ein daraus resultierender Wunsch von Wader.

    "Der Schwiegersohn Matthew Pearn darf auf "Black And White 1945" ran. Das Cover von Mike Silver und Ross Brown zerrt Mey weit in den eigenen Songkosmos, was mit Ausnahme des schönen Akkordeons nicht aufgeht. "Schlendern" ist ein Wecker-Cover, das in dessen Ouevre schon keine herausgehobene Position einnimmt."
    Lasse ich gerne und unwidersprochen so stehen.

    "'Nota Bene's Musik stammt von Händel (nein, das ist keine Halbe-Hendl-Foodtruck-Kette), Mey spricht hier nur, was langweilt."
    Auch wenn ich das Lied nicht für einen Glanzpunkt in der Diskographie von Reinhard Mey halte - wenn man bedenkt, daß da jemand gerade unter einem Album einen Schlußstrich zieht, von dem man nicht weiß, ob es nicht sein letztes sein könnte, halte ich "Nota bene" für kein schlechtes Stück, denn hier bittet Mey eigentlich darum, nach seinem Tod bei der Durchsicht seiner Notizen und der unfertigen bis unveröffentlichten Werke Milde walten zu lassen. Kann ich nicht so viel Langweiliges dran entdecken.

    Ich sag's nur. Ein wirklicher Glanzpunkt im Werk von Reinhard Mey ist das Album bestimmt nicht, und für den Einstieg definitiv nicht zu empfehlen. Das ist eher ein Album, bei dem noch einmal einige Sachen nachgereicht werden. Aber ich denke, diese Aufgabe erfüllt es ganz gut.

    Gruß
    Skywise

  • Vor 17 Tagen

    Schon immer ein notorischer Linksliberaler aus Wolkenkuckuksheim. Ruhestand ist da längst überfällig...

    • Vor 17 Tagen

      Was genau meinst du mit notorisch in deinem Satz? Abgesehen davon etwas Probleme mit Andersdenkenden?

    • Vor 17 Tagen

      Mehr als ein "Verpiss dich, Troll" sollte hier wirklich nicht mehr drin sein. Gähn.

    • Vor 17 Tagen

      Beschweren dass man sich über sein Horn belustigt, aber keine Kapazität für nen Blick über die Wolken. Naja, auch egal.

    • Vor 17 Tagen

      "Verpiss dich" passt, "Troll" würde ich durch "Möchtegern-Troll" ersetzen...

    • Vor 17 Tagen

      Ich bin kein Troll sondern ein Schroll. Danke der Nachfrage. Etwas mehr Eloquenz würde euch auch mal gut zu Gesicht stehen.

    • Vor 17 Tagen

      Eloquenz zeigen für einen Typen wie dich, der offensichtlich in der analen Phase seiner psychosozialen Entwicklung stecken geblieben ist und der daher mit einem Affekt, der einem Pendel gleich zuverlässig zwischen infantil und imbezil schwingt, diese Kommentarspalten nun mit dem Kot beschmiert, den er sich vorher ad hoc mit der rrrechten Hand aus der eigenen Arschritze gepult hat? Die notorischen Perlen vor die Säue, sollte klar sein.

  • Vor 17 Tagen

    Ob mich jemals jemand so lieben wird wie Reinhard Mey sich selbst

  • Vor 17 Tagen

    Warum so bissig?
    Alleine schon die Frage „nach Hause oder ins Heim?“ ist aufgrund seines hohen Alters einfach nur unverschämt.
    Über die Stones konnte ich so einen tollen Witz hier noch nie lesen.

    Anscheinend hat der Gute wohl auch den ein oder anderen Punkt eingebüßt weil er sich nicht politisch genug geäußert hat.
    Schwach!

  • Vor 17 Tagen

    Franz, freu dich schon drauf wenn du in 10 Jahren vom ganzen Keta durch nen Katheder pissen musst und dann irgend eine arme Wurst im Internet von deinem "Abstieg" spricht.

  • Vor 15 Tagen

    Ich finde es schade, dass ein verdienter Musiker, der seit fast 60 Jahren anspruchsvolle deutsche Musik abliefert und hier seine Abschiedsvorstellung mit 81 Jahren gibt, einfach mal vom Großteil der Community zerrissen wird. Ob man seine Musik mag oder nicht, vielleicht wäre ein gewisser Respekt angebracht. Meiner bescheidenen Meinung nach hat er ein beeindruckendes Gesamtwerk vorzulegen und ein paar wirklich schöne Lieder fabriziert. Einige Lieder (z.B. "Das Raunen in den Bäumen") des neuen Albums berühren mich, weil sie eine schöne Reflexion über das Leben darstellen. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung....