laut.de-Kritik
Morton stolzierte beim ersten Gig in Deutschland bewusst lässig über die Bühne ...
Review von Sebastian HornikDas haben sich Briskeby bestimmt anders vorgestellt. Jung und wendig wie Morten Harket vor 15 Jahren, versuchte die bestimmt ebensoviel jüngere Frontfrau der Vorgruppe das zahlreich erschienene Hamburger Publikum für sich zu begeistern. Das Quartett, das mit seinem in Garbage-Nähe angesiedelten, eleganten Poprock in Norwegen momentan eine Liga höher als die Stars des Abends spielt (Album Platz 1 der norwegischen Charts), arbeitete dafür eine halbe Stunde, doch nicht einmal der charmante Ohrwurm "Propaganda" rührte die Menge zu Applausstürmen.
Das änderte sich jedoch schlagartig, als das Saallicht ausging und die schicke und spartanisch-elegant gehaltene Bühnendeko aufleuchtete. Morton stolzierte beim ersten Gig in Deutschland bewusst lässig, leicht selbstverliebt und versunken auf den Boden schauend über die Bühne – die versunkene Haltung könnte neben dem Showeffekt einen zweiten Grund gehabt haben – einige Songtexte klebten auf dem Bühnenboden und da schien Morton ab und an auch mal die Äuglein draufzuwerfen.
Nachdem sich die erste Euphorie über das Erscheinen der Norweger gelegt hatte, gab's einige Songs vom aktuellen Longplayer zu hören – die kamen sauber und schlicht und zum Kuscheln daher, was das paarlastige Publikum auch zu nutzen wusste. Es war alles ein bisschen ruhig und nett – ok, wir sind hier ja auch nicht auf einem Drecksau–Rock ’n’Roll hoch-die-0,5l-Bierdosen-Gig sondern bei den stylish Weltpopstars A-Ha – und dafür war’s eine gelungen Sache.
Erstaunlich, welches Feedback die Jungs auch nach so langer Abstinenz vom Biz noch erfahren durften. Das Publikum feierte sie und dann ging doch noch die Rakete richtig ab – und zwar bei den alten Nummern. "Hunting High & Low", "The Living Daylights", "Cry wolf" und "Stay on these roads". Als die ersten Akkorde des letzten Songs erklangen, war dann wirklich Party in der Hütte: "Take on me" zum Abgang – fein. Vor allem, weil man die alten Songs soundtechnisch nicht neu verwurstete, sondern im original Gewand mit Oldskool Synthie-Sounds daher kommen ließ.