19. September 2005
"Wir sind Darkplay"!
Interview geführt von Jasmin LützDieser Tage eröffnen sie für Oasis. Doch Art Brut haben ihre ganz eigene Vorstellung von Rock'n'Roll. Sie verehren Guns n' Roses und Jonathan Richman, träumen von Top Of The Pops und ein bisschen Alkohol, und Schläge gehört natürlich auch dazu. Laut.de trifft den charismatischen Sänger und Songschreiber Eddie Argos (E) und die aus Deutschland stammende Bassistin Freddie Feedback (F), die sich anfangs noch etwas sträubt, aber dann ihr erstes Interview glänzend und überaus charmant bewältigt. Beide plaudern unter anderem über die Entstehung der Band, einen entlaufenen Wolf, die erste Tour durch Deutschland, Emily Kane, die New Cross Szene und natürlich über ihre erste Liebe.
E: Deutsche Fragen sind immer so schwierig ... Meine erste Liebe überhaupt war Adam Ant. Ich war damals drei oder vier Jahre. Ich war in unserem Haus mit meiner Ma und meinem Vater und da hörte ich "Goodie Two Shoes". Danach habe ich meine Mutter die ganze Zeit genervt, dass sie mir diese Platte kaufen muss. Ich war ein großer Fan von Adam Ant. Und von Madness und von den Pogues. Meine Mutter liebt auch die Pogues. Ich erinnere mich, wie ich zu "Sally McLennane" auf dem Tisch getanzt habe.
Irgendwie ist Shane McGowne wetterfester als Adam Ant.
E: Ja, wie konnte das nur passieren? Adam Ant ist total durchgeknallt. Dennoch ist er ein gutaussehender Mann.
Ja, gutaussehend, aber leider hat er was im Kopf verloren.
(Zu Freddie): Was war deine erste Liebe?
F: Im Musikbereich?
Das ist egal, das kann alles mögliche sein. Tiere, Pferde?
F: (lacht) Wahrscheinlich als kleines Mädchen Pferde (lacht). Nein, was die Musik angeht, Guns n' Roses. Im Teenageralter stand ich mehr auf harten Rock. Danach kamen dann Nirvana und Grunge.
Holly Golightly hat Pferde geantwortet. Das war ihre erste große Liebe.
E: Pferde? Ich liebe Holly Golightly.
F. (lacht) Wirklich, das hat sie gesagt?
Was war die erste Platte, die du gekauft hast?
E: Adam Ant. Oder meinst du eine Platte, die ich selber gekauft habe? Das war Pulp oder Carter USM. Erinnert ihr euch an die?
Klar, einer der Hits war "The Only Living Boy In New Cross". Und du Freddie?
F: Die erste Platte, die ich mir gekauft habe? Das ist ein bisschen peinlich, aber da war ich vier Jahre oder so. Das waren die Mainzelmännchen und die Schlümpfe.
Ah, der Smurf Song, den gibt es ja auch in England ... Dann lasst uns jetzt mal mehr in die Tiefe gehen. Da wir gerade über New Cross sprechen. Was geht zur Zeit in Deptfort, Süd-Ost London?
E: Jetzt gerade? Die Szene ist schon wieder ganz woanders. Wir wohnen nicht in New Cross, und als wir angefangen haben, war es sehr schwierig, Auftritte zu bekommen. Aber irgendwann kamen dann Leute von Clubs in New Cross auf uns zu und haben uns eingeladen, bei ihnen zu spielen.
Meinst du den "Pop Of The Tops"-Abend von Minxy McNaughty im Paradise Club?
E + F: Ja, genau.
E: Irgendjemand hat gerade auch einen Film über diese Szene gedreht.
E: Wir kommen in diesem Film auch vor und Bloc Party, Future Governments, The Violets …
Also, ist da schon sehr viel passiert?
E: Ja, ganz viel. Das ist sehr verrückt. Alle Bands haben sich gegenseitig angeguckt. Die Leute reden immer von der London-Szene, aber Black Wire zum Beispiel kommen aus Leeds wie andere Bands auch.
Seht ihr euch auch als Teil dieser neuen Musikbewegung?
E: Ich weiß nicht genau. Ich mag Pete Doherty nicht. Ich sage immer das, was ich denke, und bekomme dann oft Ärger. Ich habe zum Beispiel mal Bloc Party beleidigt.
Was ist da passiert?
E: Ich war sehr sehr besoffen auf dem Glastonbury Festival. Ich war mit einem Freund da, Jeremy, er schreibt für Play Louder. Ich kenne ihn sehr gut. Wir haben ein Interview gemacht, ich habe ganz viele Dinge über Bloc Party gesagt und vergessen, dass ich ja in einem Interview sitze. Ich mag die nicht, das kann ich sagen. Ich finde sie nicht so toll. Kele Okereke, der Sänger von Bloc Party, hat das dann gelesen und fand das nicht so gut. Er hat mich zur Rede gestellt, und das mag ich überhaupt nicht, wenn Leute mir so kommen. Ich sagte zu ihm: "Hör zu, es tut mir leid, was ich diesem Journalisten gesagt habe, aber ich stehe dazu. Du bist ein bisschen zickig und jetzt lass mich in Ruhe." Und dann hat er mich geschlagen.
Echt geschlagen?
E: Ja, in einer deutschen lokalen Zeitung habe ich darüber gelesen. In ganz großen Buchstaben stand da: "Eddie hasst Bloc Party! Kele, du kannst dich verpissen". Das habe ich so nie gesagt, irgendein deutscher Journalist hat das so geschrieben.
F: Das war in Hamburg. Wir haben es in diesem lokalen Blättchen, der Morgenpost, gelesen.
Aber diesmal wirst du richtig zitiert. Dann gibt es keine Probleme. Vor ein paar Jahren da gab es diese Compilation "Angular Recordings" mit allen Bands aus dieser Szene ...
E: Ja, Bloc Party sind darauf, wir, Future Government, die mag ich sehr gerne, deshalb sage ich den Namen noch mal, The Violets, die wir auch schon erwähnten, The Boy Friends und The Rocks. Und guckt, was mit Bloc Party passiert ist? Jesus!
Ihr habt mit Kaiser Chiefs in Haldern gespielt. Ihr wart sehr früh auf der Bühne, wie war das?
E: Wir haben erst einen Tag vorher erfahren, dass wir spielen können. Wir waren der Ersatz für Ocean Colour Scene. Sie haben uns gefragt, ob wir am nächsten Tag frei sind, und plötzlich saßen wir im Flieger nach Deutschland. Vom Flughafen sind wir direkt zum Festival. Ich war so verwirrt, dass ich gedacht habe, wir sind Ocean Colour Scene. Komm jetzt spielen wir "Riverboat Song"!
Was sind deine Einflüsse, gibt es da einen Zusammenhang zum englischen Art-Punk der 70er Jahre?
E: Da wir alle nicht die selbe Musik mögen, gibt es alle Richtungen in unseren Songs zu hören.
F: Yeah, die einzige Band, die wir alle mögen ist Guns n' Roses und Mclusky. Es geht von Jonathan Richman bis Lamb Of God.
E: Bevor Ian in die Band kam, war er ein richtiger Metall-Head. Fan von Lamb Of God, Led Zeppelin und Sachen, die ich unerträglich finde. Ich persönlich bin ein Fan von Jonathan Richman und Belle & Sebastian. Mike ist ein Fan von Eels, Weezer und Magnetic Fields. Wir beide haben einen ähnlichen Geschmack. Freddie mag Grunge, und Jasper der neue Gitarrist ... der denkt, alles ist geil. Chris, der alte Gitarrist war ein Ska-Fan.
Kannst du erzählen warum Chris Chinchilla nicht mehr in der Band ist?
E: Er hat andere Dinge zu tun. Er hat viele andere Projekte. Ich denke, er hatte genug Erfolg mit uns.
F: Nein, ich denke, die Tour war zu viel für ihn. Er mag es, in einer Band zu sein, aber nicht auf Tournee.
E: Er macht eine Kunstinstallation und schreibt an einem Buch. Er hat viele Ideen in seinem Kopf. Er macht seine eigenen Projekte, zum Beispiel Nikkidido (www.chinchilla-music.co.uk.). Er ist sehr beschäftigt.
Vielleicht lädt er euch ja mal zu einem seiner Projekte ein?
E: Ja, das wäre sehr schön
F: Ich habe gestern noch eine Email von ihm bekommen, er bastelt gerade an einer Musikinstallation.
What ever happened to Rock'n'Roll?
E: Wir sind eine Boozy-Band (eine besoffene Musikkapelle). Ich war ein wenig verkatert in Hamburg. Ich versuche, nicht mehr so viel zu trinken. Ich bevorzuge, nüchtern zu sein.
Habt ihr mal die "One night on-one night off"-Taktik versucht?
E: Das klingt gut. Im Moment trinke ich ja auch nicht (greift zur Tasse). Ich improvisiere oft auf der Bühne, und das geht nüchtern sehr viel besser. Aber ich bin ein bisschen schüchtern, wenn ich nüchtern bin.
Was hast du da jetzt in deiner Tasse?
E: Ah, Brandy und Cola. Hey, es ist der letzte Tag auf Tournee.
Wie war die Tournee in Deutschland?
E: Erstaunlich gut. Es war unsere erste Tour durch Deutschland. Die Platten sind in allen Läden, und die Leute kennen alle unsere Songs und singen sie mit. Unglaublich.
Der Erfolg in Deutschland ist erst ein paar Monate alt, weißt du warum?
E: Ich denke, es hat was mit Mike und Frederike (Freddie) zu tun.
F: Die meisten Leute wissen nicht, dass wir deutsch sind.
E: Stimmt, in Spanien dachten sie, dass ihr Sessionmusiker seid.
Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass es ein Foto mit Mike in Lederhosen gibt ...
E: Ja, eine deutsche Zeitschrift hat den Kopf von Mike auf ein Foto von einem kleinen bayrischen Jungen als Fotomontage veröffentlicht. Er kommt aus Kempten im Allgäu.
Woher kommst du?
F: Aus dem Sauerland.
Wann habt ihr euch getroffen?
F: Ungefähr vor 2 ½ Jahren. Mike und ich haben einige Jahre in London gewohnt. Und haben die Jungs dann wirklich durch ganz viele verschiedene Zufälle kennen gelernt. Wir sind uns alle wirklich erst in London begegnet.
Bist du nach London gegangen, um Musik zu machen?
F: Eigentlich der Sprache wegen. Ich habe ein Praktikum gemacht und dann studiert. Nebenbei immer Musik, war aber zu schüchtern, um in einer Band zu spielen. Dann hat es aber doch irgendwann geklappt (lacht).
Und wie. Und ihr Jungs, worüber unterhaltet ihr euch?
E: Wir haben in der Zeitung gelesen, dass ein Wolf aus dem Zoo entlaufen ist.
Stimmt, das habe ich auch gehört. Scheint aber nicht so gefährlich zu sein ...
E: Ja, das sagen sie. Los, kommt, wir können ja mal nach ihm suchen ... (alle lachen)
Stimmt es, dass ihr mehr Platten in Deutschland verkauft habt? Könnt ihr euch das erklären?
E: Ich habe keine Ahnung. Wenn man unsere Texte liest, sind wir so englisch. Es hat lange gedauert, bis die Deutschen unsere erste Single "Formed A Band" gemocht und somit Art Brut kennen gelernt haben. Es ist der Wahnsinn, dass es so erfolgreich hier ist. Sie gehen total ab bei "Moving To LA". Das kann ich gar nicht verstehen, weil ich das Stück nicht so mag. Und auch zu "Emily Kane". Verschiedene Menschen tanzen zu verschiedenen Liedern in verschiedenen Ländern.
Deutschland steht auf dem dritten Platz, was den weltweiten Plattenverkauf angeht. Also ist das doch nicht schlecht?
E: Ja, obwohl diese Fragen schwerer zu beantworten sind, zum Beispiel was war deine erste Liebe ... (grinst)
Und du hast noch nicht mal Emily Kane geantwortet?
E: Ja, das wäre zu offensichtlich.
Ihr seid auch auf dem deutschen Rolling Stone-Cover. Wie fühlt sich das an?
E: Als ich zwölf war, bin ich aus Spaß in einem dieser Fotoautomaten gewesen, in denen man sein eigenes Gesicht auf das Cover zum Beispiel vom Rolling Stone montieren lassen kann. Und jetzt existiert es wirklich. Meine Mama ist sehr stolz. Sie ist auch immer in unserem Forum auf der Homepage.
F: Sie ist die coolste Mama in der Welt.
E: Sie ist o.k., aber auch ein bisschen peinlich. Wegen dieser Bloc Party-Geschichte war sie in jedem Forum und hat geschrieben, "Lass meinen Sohn in Ruhe!" Sie hat auch Babyfotos von mir auf unsere Homepage gepackt. Und sie sagt immer, dass Emily ein schönes Mädchen war, und zeigt dabei ein Foto von uns beiden.
Was ist mit Emily passiert?
E: Sie wird uns in Southhampton noch mal sehen. Sie lebt in Bournemouth, woher ich auch komme. Aber alle ihre Freunde wohnen in Southhampton.
Also habt ihr immer noch Kontakt?
E: Wir hatten zuerst keinen Kontakt, bis die Single ("Emily Kane") raus kam. Das war mein Plan, sie durch den Song wiederzufinden. Und das hat geklappt. Sie hat mich ganz plötzlich angerufen und gesagt "Hallo, hier ist Emily". Und ich habe geantwortet "Ja, ich weiß. Ich kenne deine Stimme noch." Das Gespräch war ein bisschen komisch. Unsere Trennung war nicht so gut. Sie hat mich gefragt, ob ich nur ihren Namen genommen hätte, weil der sich so gut auf andere Wörter reimt. Aber das war nicht der Grund. Das Gespräch dauerte 1 ½ Stunden. Sie hat jetzt einen Freund und ich eine Freundin.
Ist sie schon verheiratet und hat Kinder?
E: Nein, noch nicht. Aber die ganze Band hat die ganze Zeit gesagt, dass ich verrückt bin und sie nicht immer noch lieben kann. Ich habe nur gesagt, fickt euch, ich liebe sie und ich werde sie heiraten und es wird ein Happy End geben. Das ist überhaupt der Grund, dass es die Band gibt, um diese Frau noch mal zu treffen. In Wirklichkeit erinnere ich mich an diese Zeit, das war eine sehr schöne Zeit in meinem Leben. Sie ist einfach unglaublich. Sie ist so schön, und wir waren immer zusammen saufen. Aber ich habe eine neue Freundin, und die darf das nicht hören, sonst wird sie sauer. Also, sag ich es nicht (lacht).
Das ist ein bisschen so wie bei Jonathan Richman. Er hat alle seine Liebeslieder für eine Frau geschrieben. Sie war zwar verheiratet und hatte Kinder, aber er hat nie aufgegeben. Und am Ende hat er sie tatsächlich bekommen.
Und sie sind immer noch glücklich zusammen?
E: Nein, sie hat ihn verlassen. Und seitdem ist er nicht mehr derselbe.
Gibt es eine Moral zu dieser Geschichte?
E: Ja, pass auf!
Bist du auch ein Fan von Jilted John?
E: Ja, er ist sehr lustig, aber Jonathan Richman mag ich mehr. Der Unterschied zwischen Jilted John und mir. Jilted John war das alte Ego von Graham Fellowes, aber ich bin nur ich.
So, alle deine Lieder sind ...
E: Wahr.
Also ist "My Little Brother" wirklich dein kleiner Bruder?
E: Ja, das Foto auf dem Cover ist er.
Und hat er wirklich mit 22 den Rock'n'Roll entdeckt?
E: Ja, er war erst an anderen Bands interessiert und dann plötzlich Fan von The Libertines. Und ich habe mir darüber Sorgen gemacht. Ich habe ihn seit zwei Jahren nicht gesehen, und dann hat er bei mir übernachtet und ist richtig dünn geworden. Ganz mager im Gesicht. Er hat seine Freundin verloren, nichts mehr gegessen und alle seine CDs waren weg. Er dachte, dass ist richtig cool so. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.
Am Ende des Songs gibt es dieses Zitat "Stay away from the crack!" In anderen Liedern sagst du, dass du gelangweilt bist von "Sex, Drugs & Rock'n'Roll". Du hast eine sehr eigenwillige Meinung?
E: Ja, ich bin sehr eigenwillig, und deshalb bekomme ich oft Ärger.
Dann ist das alles gar nicht ironisch gemeint?
E: Nein.
Also regt dich "Modern Art" wirklich auf?
E: Ja, als ich "Modern Art" geschrieben habe, war ich richtig wütend. Wir waren in der Tate Gallery in London mit Ians Freundin. Ihre Schuhabsätze waren so laut und viele Leute waren davon total genervt. Und ich dachte nur, meine Güte, so schlimm kann das doch nicht sein. Danach war ich sehr verärgert. Ganz anders war es dann, als ich in Paris im Centre Pompidou war. Die Leute waren da völlig ausgeflippt. Da waren viele Kinder mit Papier und Stift, die versuchten, Matisse nachzumalen. In diesem Moment habe ich gewusst: so soll Kunst sein. Die Franzosen wissen, wie es geht.
In eurem Lied "Formed A Band" kommt die Zeile vor "We're gonna be the band that writes the song that makes Israel and Palestine get along." Meinst du das geht wirklich?
E: Ja. Man muss nur schauen, was der Dirigent Daniel Barenboim auf die Beine gestellt hat (Infos dazu unter www.daniel-barenboim.com). Er hat ein Orchester mit Palästinensern und Israelis, und sie haben gerade im Gazastreifen gespielt. Wenn man das mit Klassikmusik machen kann, was kann man dann erst mit Popmusik erreichen? Der Bereich ist viel größer.
Denkst du, Musik könnte die Welt verändern?
E: Natürlich, das ist schon passiert. Guck dir Punk an oder die Rolling Stones und Beatles. Haben sie nicht die Welt verändert? Sie haben die Weltkultur verändert.
In diesem Monat erscheint die "War Child"-Compilation. Und diesen Sommer hatten wir das "Live 8"-Spektakel gegen die weltweite Hungersnot. Denkst du, solche Events steigern das Bewusstsein?
E: Ja, alles hilft. Bands können Dinge verändern.
Viele von deinen Liedern sind wie Manifeste. Was denkst du von der Idee, Musik als politisches Werkzeug zu benutzen, z.b. wie The Clash, Chumbawamba oder Manic Street Preachers ...?
E: Ich war ein großer Chumbawamba-Fan. Ich war verliebt in diese Band. Die erste Platte "Pictures Of Starving Children Sell Records" und die Single "Unilever". Ich hatte viel Respekt vor Alice von Chumbawamba, zum Beispiel hat ihr jemand in einem Interview gesagt, sie sollte keine High Heels tragen, wenn sie Feministin ist. Und sie meinte nur: "Fuck Off!"
Ja, sie hat immer ihre Meinung gesagt. Am Ende dachten viele, dass Chumbawamba das nur noch für Promotion machen.
E: Aber das stimmt nicht. Zum Beispiel haben sie bei den Brit Awards 1998 Wasser über John Prescott geschüttet (stellvertretender Premierminister, Labour Party). Großartig!
Das war ein Statement für den Hafenarbeiter-Streik in Liverpool.
E: Genau. Viele Leute haben gesagt, das ist so klischeehaft, was Chumbawamba machen. Aber das Ding war, dass am nächsten Tag in der Schule alle über die Hafenarbeiter in Liverpool geredet haben. Und vorher haben wir niemals über so was gesprochen. Also ist ihr Plan gelungen.
Eure Musik ist eine Mischung aus Spaß und Seriosität?
E: Ja, ich spiele gerne damit. Zum Beispiel kommt "Emily Kane" von Herzen, aber während des Liedes machen die anderen Blödsinn auf der Bühne. Das Leben ist Spaß, oder?! Ich bin Jonathan Richman. Ich möchte so seriös sein wie Belle & Sebastian, und im Hintergrund macht der Schlagzeuger, Mike, sein Rocktheater. O.k., wir alle mögen AC/DC. Man kann beides haben. Man muss nicht immer seriös sein.
Ihr seid wie eine Mischung zwischen Darkness und Coldplay.
E: Ja, wir sind genau in der Mitte dieser beiden Bands. Wir sind Darkplay!
Was werdet ihr am 21. September beim "Official UN Ceasefire Day" machen?
E: Ich weiß nicht im Moment, aber wir glauben an den Weltfrieden.
Letzte Frage. Wie besessen bist du von Top Of The Pops?
E: Ich liebe es! Seit ich zehn oder elf war, bin ich davon begeistert. Es war fantastisch, jeden Donnerstag um 19:30, nach Tomorrow's World. Und dann war es Freitags vor Eastenders. Das ist Prime Time auf BBC. Und das Line Up: Babyshambles mit Alicia Keys, 50 Cent und Crazy Frog. Die total verrückte Mischung. Jetzt läuft es immer am Sonntag.
Vielleicht kannst du sie dazu bewegen, dass es wieder am Donnerstag läuft?
E: Ich tue mein Bestes. Darüber bin ich echt wütend. Top of the Pops soll nicht am Sonntag laufen. In einer Zeit, wenn die Leute eigentlich schlafend auf dem Sofa liegen. So eine aufregende Sendung darf nicht sonntags laufen.
Wie denkst du darüber, dass Magic Numbers nicht dort gespielt haben?
E: Ich würde das machen, egal was jemand dazu sagt. Ich bin besessen von dieser Idee. Sie könnten mir auch sagen, ich sei ein hässlicher Arsch und könne nicht singen ... ich würde es tun. Maximo Park haben bei Top Of The Pops gespielt. Sie erzählten uns, dass sie an uns gedacht haben, als sie dort waren.
Mit Emily Kane hat es mit dem Wiedersehen doch auch geklappt - vielleicht werdet ihr acht Wochen bei Top Of The Pops sein?
E: Oh, stellt euch das mal vor. Wir wären dort mit "Emily Kane" oder besser noch "Formed A Band" ... Ha, das wäre zu schön ...
Das Interview führten Paul J. Greco und Jasmin Lütz
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