laut.de-Kritik
Pogendes Tollhaus inklusive Schlägerei: große Hip Hop-Feier in Hamburg.
Review von Stefan JohannesbergWoo-Hah, Busta Rhymes Got Hamburg All In Check! Die personifizierte Maschinenpistole des Rap hatte gerufen, und alle waren sie gekommen. In der mit ca. 2500 Leuten völlig überfüllten Freiheit tummelten sich neben der Hip Hop-Prominenz (u.a. D-Flame, Illo 77, Nico Suave, Denyo 77, Curse, Massive Töne) auch noch sympathische Fly-Girls, aufgedonnerte Chicks, harte Ghetto-Gangbanger und kiffende Wohlstandsjünglinge. Selbst kleine Kinder mit Muttern an der Hand wollten sich den Auftritt von Mr. Bus-A-Bus nicht entgehen lassen.
Doch die erste und ungeschriebene Regel bei einem Rapkonzert lautet: Geduld. Zwar zeigte sich der Meister höchstpersönlich von dicken Ordnern abgeschirmt um ca. 20 Uhr, aber bevor er sich dann endlich erbarmte die Bühne zu entern, vergingen geschlagene drei Stunden. Eine wahrlich quälende Zeitspanne, die der Münchener Emcee Raptile sowie die Gruppe Outlandish (oder so ähnlich) nur bedingt überbrücken konnten. Raptile hatte trotz guter Show einige Probleme mit der Technik, und Outlandish kämpften verzweifelt gegen die aufkeimende Müdigkeit der Zuhörer an. Zu erdrückend hing der Weed-Geruch über den sich nach Sauerstoff reckenden Köpfen der Fans.
Erst nachdem die ersten Kiddies bereits dem erhöhten Drogenkonsum Tribut zahlen mussten, bereiten Busta Rhymes und sein kongenialer Flipmode-Partner Spilff Star dem Warten ein Ende. Punkt 22.45 stürmen die beiden Emcees zu den peitschenden Takten des "Ante Up"-Remixes on stage. In Windeseile verwandelt sich die Große Freiheit in ein hüpfendes und pogendes Tollhaus. Selbst eine derbe Schlägerei in den ersten Reihen tut der Partystimmung keinen Abbruch, sie führt lediglich zu verstärktem Ordnereinsatz und erschwerter Fotografenarbeit. Song auf Song, Hit auf Hit prasseln auf die dankbare Meute nieder. Neben den frischen Bangern seines "Genesis"-Albums sind es natürlich die alten Klassiker wie "Gimme Some More", "Dangerous", oder "Woo Hah", die frenetisch bejubelt werden.
Doch auch das Duo bedarf diverser Erholungsphasen. Und so ist der Mittelteil der Show geprägt von Spielereien und Witzen mit den Fans sowie lustigen Sexgeschichten aus dem großen Fundus - vorzugsweise von Spliff Star. Auch die neueste Erfolgssingle "Pass the Courvoursier" wird gebührend abgefeiert und in die Tat umgesetzt. Die Cognac-Flasche wandert von Busta ins Publikum und zurück zu Busta. Jeder darf mal'n Schlückchen probieren, mancher hat das Glück, etwas Weed mit Spliff Star zu rauchen, der seinem Namen alle Ehre macht. Erwähnenswert ist zudem noch die eindrucksvolle Demonstration der Flowskills des Busta Rhymes. Wie Lucky Luke, der schneller als sein Schatten schießt, rappt er rasanter als die Zunge fließt. Unglaublich.
Danach intonieren die zwei Entertainer "Put Your Hands Where My Eyes Can See", gefolgt von dem unvermeidbaren "Make Noise Everybody". Als diese Aufforderung auf Grund von einsetzender Mattheit anfangs etwas verpufft, provoziert Busta die Menge mit den Worten: "What Should I Tell New York About Hamburg? Can Hamburg Be Loud As New York?" Das ließen sich die Hanseaten nicht zweimal sagen und brüllten ungelogen fünf Minuten sämtlichen Tabak und – anderen Qualm aus ihren Lungen. Wir Norddeutschen müssen einfach lauter gewesen sein als New York, daran besteht kein Zweifel.
Beendet wird die Hip Hop-Feier dann mit dem Albtraum aller Headbangers: "Break Ya Neck", und der Erkenntnis, dass auch US-Rapstars eine Down-To-Earth-Mentalität an den Tag legen können, ohne an Coolness bzw. Tightness einzubüßen. Mit "Yah Yah Yah, Yah Yah"-Dröhnen im Ohr verlassen wir erschöpft aber glücklich die heiligen Hallen.
Fotogalerie: Für unseren Fotografen war Busta in Hamburg auch körperlich etwas zu schnell, deshalb sind alle Bilder vom Busta Rhymes-Konzert im Kölner Palladium, 10. Mai 2002.