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Datum: 18. Juli 2002
Location: Auditorium Stravinski
Montreux
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Der Superstar warb in Montreux vor 2.000 begeisterten Zuschauern für sein aktuelles Album.

Review von Joachim Gauger

Minuten vor Bowies Auftritt testet ein Bühnenarbeiter ein letztes wichtiges Detail: der große, verchromte Ventilator muss mit dem Boden fest verklebt sein und in die richtige Richtung blasen. Und tatsächlich wehen ab der ersten Minute des umjubelten Auftritts des 54-jährigen Stars die halblang geschnittenen Haare dynamisch und elegant nach hinten.

Bis in die letzte Kleinigkeit hinein stimmt alles an David Bowies Konzert vor gut 2.000 Gästen beim geschichtsträchtigen Jazzfest Montreux in der Schweiz. Der Mann lacht und scherzt ständig mit dem Publikum, und er stellt sich mit ihm auf eine Stufe: mit den Worten "wie sind wir doch alt geworden, wie viel Zeit ist vergangen ..." leitet der 55-Jährige den Klassiker "Changes" ein, nachdem er zuvor bereits in scherzhafter Unverbindlichkeit sämtliche Hörer zu sich nach hause eingeladen hatte.

So erlebt das internationale Publikum einen begeisternden Entertainer, der zu jeder Zeit den Eindruck vermittelt, dass er nichts lieber täte, als für seine Fans zu singen und zu tanzen. Und es hört einen großartigen Sänger, der in jeden Ton, sei er drohend tief oder hell und zart, seine ganze Seele legt. Dabei gibt ihm sein aktuelles Album "Heathen" reichlich Gelegenheit, sein ganzes Können zu zeigen und selbst unter lauter Klassikern wie "Ziggy Stardust", "Ashes To Ashes", "Heroes", "China Girl" oder "Let's Dance" können sich Bowies aktuelle Songs gut behaupten.

So zählt beispielsweise seine auf "Heathen" enthaltene Version von Neil Youngs "I've Been Waiting For You" zu den vielen Höhepunkten des Konzerts. Da ist David Bowie dann auch großer Schauspieler - kaum einer hätte wohl gedacht, wie furchterregend die Warnung: "du wirst zu mir kommen, für eine lange Zeit" klingen kann.

Mit der zweiten Zugabe beginnt nach etwa zwei Stunden der eher elektronisch angehauchte Teil des Sets, in dem Bowie offenbar doch mit großem Vergnügen das Mikro beiseite legt, um auf den Keyboards, der Mundharmonika und dem Saxophon zu dilettieren. Wie einige Tage zuvor in Köln steht nun neben Songs wie "Brillant Adventure" aus "Hours ..." fast das komplette "Low"-Album auf dem Programm. Und da Bowie und Band zuvor mit "I'm Afraid Of Americans" oder Pixies "Cactus" auch schon heftig gerockt hatten, geht das Publikum nach fast drei Stunden nicht nur hochzufrieden, sondern auch gut gefönt zurück auf die Gass'.

Setlist:

Sunday
Life On Mars?
Ashes To Ashes
Cactus
Slip Away
China Girl
Starman
I Would Be Your Slave
I’ve Been Waiting For You
Stay
Changes
Fashion
Fame
I’m Afraid of Americans
5:15 The Angels Have Gone
"Heroes"
Heathen (The Rays)
--------------------
Everyone Says Hi
Hallo Spaceboy
Let's Dance
Ziggy Stardust
--------------------
Warszawa
Speed Of Life
Breaking Glass
What In The World
Sound And Vision
Art Decade
Always Crashing In The Same Car
Be My Wife
A New Career In A New Town
Subterraneans

Artistinfo

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