Daz Dillinger & WC - " West Coast Gangsta Shit"

Der Golf 2 rollt und straighte Top-Bässe pulverisieren die Boxen der Standardvariante. Alle cruisen zu The Chronic 2001 und Nate Dogg holt die Mädels mit Hook - ab ins Auto. Zwischen 2000 mit 25 war das Mathe-Seminar im zweiten Sommersemester scheißegal, es zählte nur das Büro am Strand. 13 Jahre später, die S-Bahn schwitzt, die Arbeit wartet und der Tagtraum zerbricht.

"Whatcha gonna do?" fragen Daz Dillinger und WC gerade über ein "I Got 5 On It"-Sample. "Mich nach einfachen Zeit sehnen", lautet die Antwort des ehemaligen Halbstarken. Trotz Realität: Der "Westcoast Gangsta Shit" ist back in der Playlist statt im Kassettendeck. Das neue Album der LA-Legenden pumpt den Blood & Crips-Drive By Sound wie vor zwölf Jahren. Daz und WC sind die OOGs – Old Original Gangstas – und drehen mit Tunnelblick ignorant auf wie zu Death Row bzw. "Bow Down"-Zeiten, die ja noch mal acht Jahre weiter zurückliegen wie die unbeschwerte Uni-Zeit.

Auf den bombastischen Intro-Pomp folgen auf vierzehn top-produzierten Tracks hart schlagende Snares, tiefe Bässe, wilde Scratches, klare Keyboard-Sequenzen und Gang-Geschichten. Und schon ruft aus Hipsterland: Peinlich! Played out! Plattitüden! Pubertär! Vielleicht zu Recht, doch was dem Eastcoast-Rapper sein Boom Bap ist, ist dem Westcoast-Rapper sein G-Funk. Immerhin keepen es die beiden - wenn auch nicht reif – aber real. Für die älteren Semester unter den Hip HopperInnen weiter ein Kernelement der Kultur. Pech gehabt, Berlin Mitte.

Zurück zu Daz und WC. Deren Spielfreude schwappt förmlich aus den Synthies, während sich die zwei Freunde austoben wie beim Gangbang in Compton. Anspieltipps: Snoop Doggs Feature auf "Stay Out The Way", die Hymne "Don't Call It Comeback" und das tonnenschwere "Late Night".

Seit The Games zweiten Werk pumpte diesen Sommer-Sound einer ganzen Generation kein Album mehr. Halten wir fest: 1992 G-Funk Geburt, 2000 The Chronic Reloaded, 2005 The Game, 2013 Daz und WC. Zeitlos. Und die Stechuhr klingelt.