laut.de-Kritik
Auf dem schmalen Grat zwischen Spontaneität und Professionalität.
Review von Alexander EngelenSeit fast 15 Jahren bewegen sich die Fantastischen Vier erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Hip Hop und Pop. Die Stuttgarter bedienen sich anteilig bei beiden Musiktypen. Aus dem Rap picken sie sich die Lockerheit, aber auch den kreativen Anspruch.
Die Nähe zum Pop liefert die professionelle Arbeitsweise und das Massenpublikum, das seit langen Jahren hinter den vier steht. Von der Gratwanderung durften sich auch die österreichischen Fans einmal mehr ein begeistertes Bild machen - diesmal in der Stadthalle der Donaumetropole.
Ihre Affinität zum Pop-Mainstream bringt dem Konzertbesucher durchweg Vorteile. Welcher Hip Hop-Act zeigt schon Videoanimationen? Wer kommt mit professioneller siebenköpfiger Liveband? Bei welcher Hip Hop-Veranstaltung gibt es eine beeindruckende Lightshow? Wer hat überhaupt einen durchweg überzeugenden Sound?
Die große Stärke von Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon ist es, dem professionellen Anspruch zum Trotz die Natürlichkeit und den Spaß einer Hip Hop-Jam am örtlichen Jugendhaus zu versprühen. Die sterile Choreographie eines Popvertreters hat in der Spontaneität und der offensichtlichen Gaudi der Vier keinen Platz.
Sie entnehmen ihr Repertoire einer langen Liste aus mittlerweile zehn Alben und lassen keinen einzigen Beitrag fehl am Platze erscheinen - nicht einmal den Megavier-Track "Genug Ist Genug". Pogotanzen gefällt zwar den jungen Mädels und den gut angezogenen Herren nicht so, den Fantas aber um so mehr.
Zu guter Letzt tritt zum Abschlusssong "Was geht" im "Galvanize"-Remix eine aufreizende Gogotänzerin an die Stange. Nach zwei Stunden Popkonzert im großen Stil schließt sich der Kreis und die Fantas frönen den Macho-Striptease-Fantasien, die man gemeinhin dem Hip Hop zuspricht. Der schmale Grat ist ein weiteres Mal überschritten.