22. Oktober 2000

"Männer fangen bei meinen Füßen an und bleiben an den Titten hängen"

Interview geführt von

Obwohl sie bereits Touren mit Bands wie den H-Blockx, Guano Apes oder Subway To Sally hinter sich haben, sind die vier von Die Happy nicht abgehoben und geben sich beim Interview durchaus relaxt und locker. Mit Sängerin Marta und Bassist Ralph sitzen mir zwei sehr mitteilsame Musiker gegenüber, die zwar noch kein Album draußen haben, dafür aber schon Phrasen dreschen können wie die Großen.

Wie ist es eigentlich für euch Männer, mit 'ner Frau auf Tour zu sein. Ergeben sich da irgendwelche Probleme?

Ralph: Nö, gar nicht. Ich finde das entspannt die ganze Sache sogar. Wenn ich nur mit den beiden anderen und noch einem Kerl auf Tour wäre, würde ich wahrscheinlich durchdrehen. Es ist ja auch so, dass eine Gruppe Frauen, wenn noch ein Mann dabei ist, viel entspannter ist.

Marta: Ja, die Jungs werden dadurch, dass eine Frau mit dabei ist, viel ruhiger. Ich sag' ihnen zum Beispiel, wenn sie irgendwelchen Frauen hinterher schauen, dass sie die doch nicht nur auf Arsch und Titten reduzieren können.

Dann ist es aber nicht sehr weise, sich auf der Homepage als "Sensibles Tittenmonster" zu bezeichen.

Marta: Das ist ja eher ironisch und kontrovers gemeint. Viele Männer fangen bei den Füßen an und bleiben an meinen Titten hängen. Sensibel und Tittenmonster passt ja nicht unbedingt zusammen.

Wie entstehen bei euch die Songs, wäre ein zweiter Gitarrist nicht eine Bereicherung?

Beide: Nein, auf keinen Fall.

Marta: Wenn, dann würde ich die entsprechenden Sachen spielen. Es ist auch schwierig, nach längerer Zeit jemand Neuen zu integrieren. Wir brauchen auch gar keinen. Aber letztendlich ist es wohl eher so, dass wir zu viert eben schon so lange zusammen sind, dass für einen Fünften in der Familie kein Platz ist, er wäre immer ein Außenseiter.

Ralph: Die Songs entstehen in Teamwork durch Jam-Sessions. Alle Ideen, die wir haben, werden da ausgearbeitet.Wir reden uns auch gegenseitig ab und zu rein, wenn irgendwas zu abgehoben und dadurch nicht mehr songdienlich ist.

Marta: Die Texte sind aber voll in meiner Hand. Da redet mir, außer ab und zu Thorsten, keiner rein. Die sind sowieso meistens sehr persönlich und von daher kann ein anderer dazu kaum was sagen.

Seid ihr eigentlich nebenher noch jobmäßig oder studientechnisch aktiv?

Ralph: Ich studiere noch Werbewirtschaft, ein Allroundstudiengang rund um Werbung in Stuttgart. Das läuft aber nebenher, Priorität hat die Band. Die Prüfungen schreib ich natürlich trotzdem noch mit. Auch wenn ich die eine oder andere für ein Konzert ausfallen lassen würde.

Marta: Jürgen hat bis vor einem Jahr noch Jazz am Konservatorium studiert und hat jetzt ein eigenes Tonstudio. Ansonsten können wir schon von der Band leben.

Stimmt es, dass ihr mit Wolfgang Stach, dem Produzenten der Guano Apes zusammen gearbeitet habt? Drängt euch das nicht in eine Ecke?

Marta: Wir haben mit Wolfgang vier Songs für ein Demo aufgenommen. Auf der CD, die im Januar 2001 erscheint, haben wir mit Ralph Quick aufgenommen, dem Produzent der ersten drei H-Blockx-Scheiben.

Ralph: Wobei wir jetzt nicht krampfhaft nicht mit Stach arbeiten wollten, um auch ja nicht mit den Guano Apes verglichen zu werden. Ralph ist einfach ein netter Kerl und man kann prima mit ihm arbeiten. Nichts gegen Wolfgang.

Marta: Zum Vergleich mit den Guano Apes: wir haben die gleiche Besetzung, wir spielen härtere Rockmusik, aber ich denke, wir sind ein gutes Stück poppiger als die Guanos. Wobei wir den Vergleich auch gar nicht scheuen, ist doch toll mit so 'ner Band verglichen zu werden.

War der Schritt aus dem Nichts direkt zum Major (BMG Ariola) nicht ein bisschen gewagt? Die Ansprüche des Labels müssen doch recht hoch sein.

Ralph: Unsere Ansprüche ans Label sind ja auch sehr hoch. Wir arbeiten seit sieben Jahren daran, einen Major Deal zu ergattern und letztendlich wäre man ja doof, den Deal auszuschlagen, wenn er einem von mehreren angeboten wird.

Marta: Ich denke aber auch, dass wir ein Thema für einen Major sind, da nicht zuletzt die Guano Apes diesem Sound den Weg geebnet haben. Trotzdem hat man mit Sängerin in dem Bereich einen Exotenbonus.

Sind schon Pläne für's Ausland gemacht?

Marta: Tschechei natürlich, das bietet sich ja an, da ich Tschechin bin. Weiter ist bisher nichts geplant.

Ralph: Das würde auch nicht so viel Sinn machen, da wir unseren Ruf erst mal in Deutschland festigen wollen. Übrigens haben wir ein ansehnliches Mitspracherecht, was Entscheidungen angeht. Ursprünglich war ein anderer Song als "Supersonic Speed", für den wir auch ein Video gedreht haben, als erste Single geplant. Nachdem sich Marta dann aber per e-mail dagegen gewehrt hat, ließen sich die Verantwortlichen überzeugen. Wir werden von ihnen in keine bestimmte Richtung gedrängt und sind mit unserem Label also sehr zufrieden.

Das Interview führte Michael Edele bei Rock am See

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