16. März 2007

"Ich bin nicht die Hip Hop-Polizei"

Interview geführt von

Was lange währt, wird schließlich doch gut - in mehrfacher Hinsicht. Hocherfreut nahm ich Ende letzten Jahres zweierlei entgegen: Nachdem jahrelang zwar reichlich Material aus dem Hause Definitive Jux an die Öffentlichkeit drang, es um den Label-Boss selbst aber bedauerlich still blieb, wartet El-P endlich mit einem neuen Solo-Album auf."I'll Sleep When You're Dead" wurde für März 2007 angekündigt. Nicht nur das: El Producto stehe zudem für Interviews zur Verfügung, hieß es. Eine weitere Folge aus der Reihe "Sprich mit deinen persönlichen Helden"? Lange überlegen musste ich da nicht. Allein die Realisierung erwies sich als trickreicher als gedacht. Vollgestopfte Pressetage in Berlin waren im Angebot. Och, nö. In dem Fall sichert man sich lieber einen entspannten Telefon-Termin.

Dumm nur, dass El-P just dann von einer heimtückischen Erkältung niedergerafft und der Stimme beraubt wurde, ohne die es sich nun einmal extrem schlecht telefoniert. Achtenswerte Klimmzüge von El-Ps überaus engagierter Promo-Dame (Herzlichen Dank dafür!) verschafften uns aber gerade noch rechtzeitig ein Ausweich-Date, so dass wir tatsächlich pünktlich zur Veröffentlichung von "I'll Sleep When You're Dead" parat stehen.

Ich freu' mich sehr, dass es doch noch klappt, mit diesem Gespräch. So kurz vor der Veröffentlichung bist Du ja sicher höllisch im Stress - oder ist Deine Arbeit inzwischen getan, und Du wartest nur noch auf das Ergebnis?

Ohje, nein. Ich bin tierisch beschäftigt. Wir sind am proben, treffen Vorbereitungen für die Tour, dann ist noch dies zu tun und jenes ... An Arbeit mangelt es wirklich nicht.

Klingt doch gut. Zumindest besser, als sich zu langweilen. Um so dankbarer bin ich für Deine Zeit. Dein letztes Album, "Fantastic Damage", liegt ja jetzt doch schon fünf Jahre zurück. Wieso dauerte das so lange? Bist Du Perfektionist? Arbeitest Du nur langsam? Oder bist Du ständig mit den Veröffentlichungen anderer beschäftigt, so dass dein eigenes Material hinten runter fällt?

Das stimmt alles: Ich arbeite langsam, ein Perfektionist bin ich auch. Und ich mach' ständig Sachen für andere.

Siehst Du Dich selbst in erster Linie als Produzent, als MC oder als der Labelboss? Lässt sich das überhaupt trennen?

Ich sehe mich als MC und Producer, als Künstler. Das brachte den Labelboss irgendwann einfach mit sich. Das ergab sich so. Produzent und Rapper, das sind die Dinge, von denen ich schon als Kind geträumt habe. Das ist, was ich liebe. Ich bin Künstler, das Label kam später - aus verschiedenen Gründen. Obwohl es jetzt nun einmal so ist: Es entspricht mir nicht unbedingt, Inhaber eines Plattenlabels zu sein. Das ist nicht Teil meiner Identität, so wie der Produzent und der MC.

Also ist das Label nur das notwendige Übel?

Es ist etwas, das ich für notwendig hielt, aber spannend ist es schon auch. Aber es ist nicht so, dass ich schon zu Highschool-Zeiten beim Bier darüber phantasiert habe, irgendwann mal einen eigenen Betrieb zu haben, das nicht.

Du warst erst kürzlich in Berlin. Ich bin gar nicht auf dem Laufenden: Bist Du da aufgetreten?

Nee. Da ging es lediglich um Presse-Termine.

Aber Du standest ja schon häufig in Europa auf der Bühne. Bemerkst Du einen Unterschied in den Reaktionen des Publikums, hier im Vergleich zu denen in den USA?

Manchmal, ja. Bis zu einem gewissen Grad ist es aber doch das Gleiche. Ich habe aber den Eindruck, dass die Leute in Europa der Musik manchmal ein wenig aufgeschlossener gegenüber stehen. Es kommt irgendwie mehr zurück. Es gibt Leute, die wirklich, wirklich auf das abgehen, das ich mache. Es gibt aber natürlich auch solche, die überhaupt nichts raffen. Aber das ist überall so.

Glaubst Du denn, dass das europäische Publikum überhaupt in der Lage ist, den immensen lyrischen Gehalt Deiner Tracks zu verstehen? Oder kriegen die hier nur den Vibe mit?

Die Frage solltest eigentlich Du beantworten. Ey, allen voran bin ich extrem beeindruckt, wie fließend die Deutschen die englische Sprache zu beherrschen scheinen. Oder zumindest sehr viele Deutsche. Da sehe ich schon einen riesigen Unterschied zu den Vereinigten Staaten. Wir importieren keine Musik, wir hören keine Musik aus anderen Ländern, weil wir einfach in aller Regel die Sprache nicht verstehen. Ich sprech' kein Deutsch, ich kann's nicht einmal lesen, also habe ich nicht den Hauch einer Chance, irgendetwas zu verstehen, das in einem deutschen Song gesagt wird.

Ich war echt überrascht, als ich neulich bei diesen Presse-Dates war, wieviel von dem, das ich sage, die Leute tatsächlich begriffen haben. Ich glaube auch, dass es hilft, wenn man die Texte vorliegen hat. Das ist einer der Gründe, warum ich sie bei jeder Platte mitliefere. Ich glaube, meine Lyrics sind kompliziert genug, da ist es vermutlich nicht das Schlechteste, sie vor sich zu haben.

"Ich sample Live-Künstler"

Ein paar Worte zu Deinem neuen Album, das interessiert uns natürlich ein bisschen: Das ist ja wieder ganz schön finster geraten. Du bist nicht unbedingt der Mann für die fröhliche Party-Musik, hmmm?

Nee, das ist echt nicht meine Spezialität.

Das war ja schon auf Mr. Lifs letzten Album "Mo' Mega" so: ("Mo'Mega" wurde, mit Ausnahme eines Tracks, von El-P produziert, Anm. d. A.) Der einzige Beat, bei dem man nicht das Gefühl hatte, jemand würde einem die Schädeldecke einschlagen, war der einzige, den Lif selber gemacht hat. Wäre es keine Herausforderung, einmal etwas leicht Verdauliches zu produzieren? Etwas Radiotaugliches?

Yeah, möglicherweise eine riesige Herausforderung, ja. Ich denke aber, jeder hat seine eigene künstlerische Vorstellung, jeder hat seine persönliche Art, Dinge zu hören, und ich betrachte meine Art und Weise, Musik zu machen eben aus einem etwas düstereren Blickwinkel. So bin ich. Ich produziere ja nicht, nur um ein Produzent zu sein, nicht nur, um irgendetwas zu produzieren. Ich mach' Musik, an die ich glaube, ich habe eine ganz persönliche künstlerische Vision, nur so macht das Sinn. Es gibt jede Menge Musik, jede Menge Leute da draußen, können genau das, wovon Du sprichst, sehr viel besser, als wenn ich es versuchen würde. Ich denke, ich bleibe lieber bei dem, das ich am besten kann. Das ist dann aber wahrscheinlich immer ein bisschen finsterer als die Resultate des Durchschnitts.

Für mich kein Problem. Ich mag es düster. Wird es "I'll Sleep When You're Dead" auch wieder in einer Instrumentalversion geben?

Ganz bestimmt, ja.

Zu den Gästen auf dem Album: Aesop Rock oder Cage anzutreffen, hat mich nicht besonders überrascht. The Mars Volta wären allerdings nicht mein erster Gedanke gewesen, hätte ich über mögliche El-P-Featurepartner nachgedacht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ich habe The Mars Volta vor Jahren auf einem Festival kennengelernt. Ich wurde ihnen vorgestellt, sie outeten sich als Fans meiner Musik, und ich war ein Fan von ihrer. Wir blieben in Kontakt. Irgendwann baten sie mich, einen ihrer Tracks zu remixen. Wir waren einfach immer irgendwie in Verbindung, darüber haben wir uns angefreundet. Ich bin ein Riesenfan dieser Jungs, ich finde absolut unglaublich, was sie machen. Jeder Gast auf dem Album ist jemand, von dem ich wirklich begeistert bin und bei dem ich mir dachte, es wäre interessant, ihn in meine Welt zu holen.

So ähnlich lief das dann vermutlich auch mit Trent Reznor.

Stimmt genau, die gleiche Situation. Ich habe mit ihm zusammengearbeitet. Er ist an mich herangetreten und bat mich, die Nine Inch Nails-Single von ihrem letzten Album zu remixen. Dabei haben wir uns ein bisschen kennengelernt. Wir haben dann hie und da voneinander hören lassen. Als ich dann an meinem eigenen Album gearbeitet habe, habe ich diesen Song, "Flyentology", geschrieben. Ich war schon fast fertig damit, als ich die Idee hatte, Trent Reznor mit einzubeziehen. Ich fragte ihn, ob er einen Teil beitragen wolle, ihm gefiel es, cool. Naja, und dann haben wir das einfach gemacht. Es war ein ganz natürlicher Prozess, keine von langer Hand geplante Rap-Rock-Crossover-Aufnahme. Ich sehe das im Grunde als Sampling. Ich bin Hip Hop-Produzent. Ich sample Platten. Ich kann auch Leute samplen. Ich sample Live-Künstler.

Trent Reznor hat eine unglaubliche Viral Marketing-Kampagne losgetreten, um das neue Album von Nine Inch Nails ("Year Zero") zu promoten. Ziehst Du derartige Strategien ebenfalls in Erwägung? Denkst Du über so schnöde Dinge wie Marketing überhaupt nach?

Natürlich denken wir über Marketing nach. Wir machen zwar nichts, das auch nur ansatzweise so komplex oder interessant wäre. Wir machen dafür andere Dinge. Wir haben uns zum Beispiel mit Adult Swim vom Cartoon Network zusammengetan, die haben ein animiertes Video genau zu dem Song produziert, den ich mit Trent Reznor aufgenommen habe. Wir haben mit adultswim.com zudem ein Give Away-Album herausgebracht ("Definitive Swim"), zu unseren neuen Songs. Das gibt's kostenlos zum Download. Marketing macht einen riesigen Teil des Geschäfts aus. Wir sind alle gezwungen, über solche Dinge nachzudenken. Wir müssen alle kreativ sein. Was Trent Reznor da tut, ist allerdings wirklich beeindruckend.

Ganz etwas anderes: Frustriert Dich manchmal, zu sehen, womit andere erfolgreich sind? Welcher Eindruck von Hip Hop der Öffentlichkeit dadurch vermittelt wird, dass, musikalisch wie inhaltlich, nicht unbedingt die cleversten Produktionen derart im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen?

Nö. Ich ärgere mich nicht über die Musik andere Leute. Mich stört nicht, dass es Musik gibt, die mir nicht gefällt oder die ich nicht machen würde. Ich konzentriere mich einfach darauf, die beste Platte aufzunehmen, die ich zustande bringe, und hoffe dann, dass die Leute die Chance haben, diese dann auch zu hören.

Siehst Du Dich als eine Art Botschafter der Hip Hop-Kultur? Fühlst Du Dich dieser überhaupt zugehörig?

Ich bin definitiv ein Teil der Hip Hop-Kultur. Ich bin in New York City geboren und aufgewachsen. Ich bin in den 80ern groß geworden, zu einer Zeit, als Hip Hop das alles beherrschende Thema war. Ich habe erlebt, was die meisten nur noch aus Dokumentarfilmen kennen. Ich war dabei, als die Leute auf der Straße gebreakt haben. Ich habe Graffiti gemalt, habe auf dem Weg zur Schule die U-Bahn gebombt. Die Hip Hop-Kultur steckt mir im Blut. Wenn ich ein "Botschafter" bin, dann ist das nichts, worum ich gebeten habe. Aber ich repräsentiere Hip Hop und ich spreche für Hip Hop, weil ich Hip Hop liebe. Ich bin nicht die Hip Hop-Polizei, aber ich glaube daran, ich denke, ich weiß, was Hip Hop bedeutet, und deswegen traue ich mir zu, für Hip Hop zu sprechen, ja.

Vielleicht wäre es besser, du wärst die Hip Hop-Polizei. Dann sähe die Lage bestimmt nicht schlimmer aus.

Haha. Nur steh' ich überhaupt nicht auf Polizei.

"Wir sind ja hier nicht die Mafia"

Ich oute mich mal als großer Fan von Mr. Lif und Murs. Wie geht's den beiden? Haben wir aus dieser Ecke demnächst etwas zu erwarten?

Mr. Lif hat eben angefangen, an seinem neuen Album zu arbeiten. Murs ist inzwischen bei Warner und hat gerade sein Album rausgebracht. Oder steht das kurz bevor? Ich weiß gar nicht genau. Ich treffe ihn aber demnächst. Wir sind schließlich immer noch dicke Freunde.

Womit wird uns denn Def Jux in naher Zukunft beglücken?

In nächster Zeit? Nun, erst einmal gibt es mein Album. Dann Aesop Rocks Album. D. Swains Album - das ist ein Künstler, den wir gerade erst unter Vertrag genommen haben. Die nächste Cage-Platte. Wir feiern in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum von Company Flows "Funcrusher Plus", und zwar mit einer DVD von der letzten Company Flow-Show und drei neuen Company Flow-Songs. Rob Sonic, Mr. Lif ... Wir haben eine ganze Menge am Laufen, derzeit. Irgendwie sind alle gerade im Studio und versuchen, ihre Platten fertig zu bekommen. Alle arbeiten um die Wette, um noch dieses Jahr zu veröffentlichen.

Prima, dann ist mein Job für den Rest des Jahres ja auch gesichert. Du sprichst von neuen Company Flow-Songs. In Zeiten der großen Reunions - The Police, Rage Against The Machine, Take That, die Spice Girls ... Wollt Ihr etwa den Trend fortsetzen?

Nein, das wird nicht wirklich eine Reunion. Ich denke, für uns markiert dieses Jubiläum nur so etwas wie eine Ära, verstehst Du? Wir stehen immer noch miteinander in Kontakt und wir fanden, es wäre cool, ein paar neue Songs aufzunehmen. Ich habe aber keine Pläne für ein neues Company Flow-Album, nein. Das ist nicht das, was ich machen möchte. Wenn das je passieren soll, muss es sich ganz natürlich ergeben. Im Moment würde ich jedenfalls nicht von einer Reunion sprechen.

Du scheinst ja mit einer ganzen Menge früherer Partner in Verbindung zu bleiben. Ich glaube, ich hab' Dich das erste Mal auf "Brotherhood Of The Bomb" von Techno Animal gehört. Hast Du mit denen auch noch zu tun?

Hin und wieder, ja. Jeder taucht irgendwann wieder auf. Das sind gute Jungs. Kevin ist großartig.

Ich bin sicher, diese Frage hast Du mittlerweile schon zweihundertmal gehört. Ich mag sie Dir trotzdem nicht ersparen: RJD2 zählt ja wohl nicht mehr zur Def Jux-Familie, er hat sein Album ("The Third Hand") bei XL Recordings veröffentlicht. Gab es deswegen wirklich keinerlei böses Blut? Lief das tatsächlich alles so freundlich ab, wie es den Anschein hat?

Nein, nein, nein, nein. Weißt Du, RJ wollte ein Label, das die Sorte Musik, die er jetzt macht, besser unterstützen kann. Er schlägt da ja gerade eine ganz neue Richtung ein, er versucht sich als Sänger, als eine Art Singer/Songwriter, und ich denke, wir alle haben gemerkt, dass Def Jux dafür einfach nicht mehr der richtige Platz war. Nicht für diese Platte, die er da aufgenommen hat. Ich glaube, für ihn war der Wechsel zu einem Label sinnvoll, das eher willens und in der Lage war, diese Sache zu promoten.

Was geschah mit C-Rayz Walz?

Er ist nicht mehr an Bord, unsere Wege haben sich getrennt. Er ist trotzdem mein Mann, wir werden immer Freunde sein. Meiner Meinung nach war er entsetzlich enttäuscht von den Verkaufszahlen seines Albums. Das waren wir alle. Ich hätte ihm so gewünscht, dass er richtig, richtig groß rauskommt, so groß wie nur möglich. Aber als das nicht passierte, war er ziemlich frustriert, und ich denke, er hätte ... ach, egal.

Was immer er auch tun mag, er gehört zur Familie. Wir sind ja hier nicht die Mafia. Wir haben uns alle lieb. Ich bin Künstler. Ich liebe diese Jungs, ich liebe sie wirklich. Und es dreht sich ja auch nicht die ganze Zeit immer nur alles ums Geschäft. Wenn jemand gehen will, wenn jemand etwas anderes mit anderen Leuten zusammen machen will, weil er nicht glaubt, dass es bei Def Jux funktionieren würde, dann bin ich bestimmt nicht derjenige, der ihn aufhalten wird. Ich war ja schon selbst in der Situation, dass ich mich bei einem Label einfach nicht mehr gut aufgehoben gefühlt habe. Für mich ist das in Ordnung. Jeder dieser Jungs führt schließlich sein eigenes Leben. Man kann Entwicklungen nicht aufhalten, und den natürlichen Lauf der Dinge auch nicht.

Etwas wie "beef" scheint in Deiner Welt offenbar tatsächlich nicht zu existieren.

Für mich nicht, nein. In Trennungssituationen gibt es leider oft verletzte Gefühle, und ich glaube schon, dass dann böse Worte fallen können. Aber ich mach' das nicht. Ich habe aufrichtigen Respekt für jeden. Ich sehe das einfach nicht so. Ich habe festgestellt, dass manche Dinge einfach nicht immer funktionieren. Und das liegt nicht daran, dass einer Recht hat, und der andere hat Unrecht. Manches soll einfach nicht sein.

Das ist ein ziemlich gutes Schlusswort für diese Thematik, deswegen empfiehlt sich jetzt ein harter Schwenk. Politik und das aktuelle Tagesgeschehen beeinflussen Deine Arbeit ja sichtlich. Vor ein paar Jahren bist Du Im Rahmen der Wahlkampf-Kampagne von Ralph Nader aufgetreten. (Ralph Nader trat 2000 im Präsidentschafts-Wahlkampf als Kandidat der amerikanischen Grünen gegen George W. Bush und Al Gore an, Anm. d. A.) Würdest Dus wieder tun?

Äääh, ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Ich hab' das gemacht, weil zum damaligen Zeitpunkt ... Ach, ich weiß nicht. Ralph Nader kam im richtigen Moment, er war intelligent genug, ziemlich clever, wie er in diesem korrupten kleinen System hier auftauchte, und ich dachte, das wäre lustig und interessant zu beobachten. Außerdem, hey - er bot Company Flow die Möglichkeit, im Madison Square Garden aufzutreten.

Ich bin kein politisch aktiver Mensch. Meine Politik ist innerlich, sie ist intellektueller Art. Meine Lebensaufgabe ist es, Musik zu machen, die eine Bedeutung hat. Es gibt andere Leute, die wesentlich mehr Zeit und wesentlich mehr Befähigung haben, sich mit Politik herumzuschlagen, als ich.

Glaubst Du, dass Künstler die Möglichkeit haben, politischen Einfluss auszuüben? Von Filmstars, die zum Gouverneur aufsteigen jetzt einmal abgesehen?

Ja. Ich bin überzeugt davon, dass Kunst die Politik immens beeinflusst - über die Kultur. Ich glaube, dass Musik eine großen Beitrag bei der Verständigung der Menschen auf intellektueller, philosophischer und spiritueller Ebene leisten kann. Musik transportiert Gefühle, Begeisterung, Liebe. Wir haben das in der Vergangenheit wieder und wieder gesehen. Musik spielte in der Bürgerrechtsbewegung in den 60ern eine nicht zu unterschätzende Rolle, ebenso in der Bewegung gegen Vietnam. Aber für mich ist dieser Effekt nicht das vorrangige Ziel. Ich denke, das Beste, das ein Künstler tun kann, ist aufrichtige, ehrliche Musik zu machen. Die soll dann Einfluss auf die Kultur nehmen, wie immer dieser auch aussehen mag.

Meine allerletzte Frage: Was glaubst Du: Wenn Du ins All stürtztest - würdest Du nach einiger Zeit langsamer werden, oder immer schneller?

Schneller und schneller.

Hab' herzlichen Dank für dieses Gespräch und für Deine Zeit. Ich wünsche das Allerbeste für Dein Album. Auf laut.de wird es gut wegkommen. Zufällig weiß ich, wer darüber schreiben wird.

Danke sehr.

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LAUT.DE-PORTRÄT El-P

In Zeiten, da sich Hip Hop mehr und mehr in Bling-Bling und Gangstertum zu verlieren scheint, stellt Definitive Jux lange Jahre eine wahre Bastion dar.

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