laut.de-Biographie
Entombed
Die direkte Vorgängerband von Entombed ist Nihilist. Dort spielen schon seit 1987 Nicke Andersson (dr) und Alex Hellid (g) mit ständig wechselndem Line-Up. Unter anderen sind dort auch schon der spätere Entombed Fronter Lars-Göran Petrov dabei, und auch Johnny Hedlund griff kurzfristig in die vier Saiten.
Als sich Nihilist zwei Jahre später auflösen, steht Nicke neben Ulf "Uffe" Cederlund (der auch schon bei Nihilist dabei war) an der Klampfe und spielt auch noch die Drums ein. Johnny hat die Band wieder verlassen, um sein eigenes Ding namens Unleashed aufzuziehen, für ihn zupft David Blomqvist den Bass, der aber nach den Aufnahmen des ersten und einzigen Demos wieder abgibt und zu Dismember zurückkehrt. Alex stößt erst nach dem Demo wieder zum Line-Up, Nicke klemmt sich wieder hinter die Kessel. Nachdem sie bei dem englischen Kultlabel Earache unterschrieben haben, erscheint 1990 das Debütalbum Left Hand Path. Nicke und Uffe haben sich die Bassspuren geteilt, im Booklet steht aber schon Lasse Rosenberg als Basser, der kurz nach den Aufnahmen bei Entombed einsteigt.
"Left Hand Path" gilt dann als Referenzwerk in Sachen schwedischen Death Metals, und zusammen mit Unleashed und Dismember führen Entombed die Speerspitze des Schwedentods an. Der nächsten CD "Clandestine" geht die EP "Crawl" voraus, auf der Orvar Säfström ins Mikro röhrt, da sich Nicke und L.G. überworfen haben und letzterer aus der Band flog. Die Songs sind nicht schlecht, doch der Gesang birgt Grund zur Sorge. Diese ist aber überflüssig, denn Nicke schreit die Vocals zu "Clandestine" höchst selbst ein und macht dabei einen ganz ordentlichen Job. Musikalisch haben sie zwar immer noch ihre Trademarks, jedoch zeigen sie schon hier, wie variabel sie eigentlich spielen können.
Da sich der geplante neue Sänger als Flop erweist und sich die Probleme mit L.G. wieder beheben lassen, steht der Mann auf der nächsten EP "Hollowman" schon wieder hinterm Mikro. Hier deutet sich schon die neue Marschrichtung des Schwedenfünfers an, denn der Titeltrack geht schwer in die Death'n'Roll Richtung und erinnert nicht selten an Motörhead. Als sie dann die Möglichkeit bekommen, in Hultsfred zu spielen, müssen Entombed erstaunt feststellen, dass ihr Basser Lasse mit Therion gerade durch Amerika tourt. Da seine Einstellung auch sonst nicht die beste ist, fliegt der Mann aus der Band, und Jörgen Sandström, der gerade bei Grave ausgestiegen ist, greift sich den Bass.
Auf dem 1993er Klassiker "Wolverine Blues" zeigt sich dann deutlich, dass die Death-Metal-Roots der Band zwar immer noch vorhanden sind, aber nur noch das Grundgerüst für eine erstaunliche musikalische Offenheit darstellen. Mit dem Album etablieren sie sich international und beenden gleichzeitig ihre Zusammenarbeit mit Earache. Als nächstes Label steht kurzfristig East West/Warner im Raum, letztendlich geht der Deal aber an Music For Nations.
So kommt nach einer längeren Zwangspause 1997 "To Ride, Shoot Straight, And Speak The Truth" auf den Markt und macht eigentlich genau da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Um jedoch nicht auf der Stelle zu treten, kann man sogar den ein oder anderen Blues-Einfluss raushören. Dreckig und rockig ist das Teil auf jeden Fall. Earache, die nach wie vor die Rechte an den alten Songs besitzen, schmeißen natürlich kurz vor der Veröffentlichung des Albums eine Compilation verschiedener Entombed-Singles mit dem schlichten Titel "Entombed" auf den Markt. Zwar gibt es auch den ein oder anderen unveröffentlichten Track zu hören, aber zwingend notwendig ist das Teil nicht.
Im Herbst 1997 müssen Entombed einen harten Schlag verarbeiten, denn Nicke verlässt die Band, um sich ganz auf die Hellacopters zu konzentrieren. Zwar finden sie in Peter "Flinta" Stjärnvind (Ex-Face Down, Merciless, Regurgitate) einen guten Drummer, doch als Songwriter war Nicke natürlich ebenfalls sehr wichtig. Das zeigt sich dann auch schon auf dem nächsten Album "Same Differences", das sehr nach Nummer Sicher klingt. Parallel dazu schmeißen Earache noch mit "Monkey Puss" eine Live-Scheibe und ein Video auf den Markt, auf denen es Aufnahmen von 1992 zu sehen und hören gibt.
Bevor 2000 das neue Album "Uprising" in die Läden kommt, erscheint die EP "Black Juju" über das amerikanische Man's Ruin, auf der es aLs Bonus die vier Coverversionen der "Wreckage"-EP von 1997 gibt. "Uprising" geht wieder deutlich räudiger zu Werke. Wirklich ausgegoren klingt die Scheibe aber dennoch nicht, denn der Schritt zurück zu den eigenen Wurzeln scheint nicht mit aller Konsequenz vollzogen worden zu sein. Bands wie die Hellacopters oder die Backyard Babies haben die Nase mit ihren Veröffentlichungen deswegen auch vorn.
Vielleicht liegt es daran, dass Entombed auf ihrem 2002er-Werk "Morning Star" deutlich aggressiver klingen. Anstatt ihre Death-Metal-Roots irgendwie zu kaschieren, schreiben sie einfach neben den rockigeren Sachen ein paar richtig harte Songs, die mal wieder derbe auf die Mütze knallen. Um mal endlich ihrer Leidenschaft für Coverversionen gerecht zu werden, veröffentlichen sie im selben Jahr noch "Sons Of Satan Praise The Lord". Da gibt es jede Menge Coverversionen auf die Ohren, wobei unter anderen auch einige sehr abgefahrene Künstler zu Wort kommen.
Wer sich nach "Morning Star" auf eine Rückkehr zu den ganz alten Sachen wie "Clandestine" oder "Left Hand Path" gefreut hat, sieht sich von "Inferno" 2003 schon wieder enttäuscht. Dafür dürfen Fans von Alben wie "Wolverine Blues" oder "To Ride, Shoot Straight, And Speak The Truth" sich freuen, denn der Rock'n'Roll-Faktor ist wieder immens angestiegen.
2004 steigt Bassist Jörgen Sandström nach fast zehn Jahren aus. Wenig später trennt sich die Band von Gründungsmitglied Uffe, da dieser mangelndes Engagement an den Tag legt. Und 2006 scheidet auch noch Schlagzeuger Peter Stjärnvind aus, da er sich auf seine Arbeit bei Nifelheim konzentrieren möchte. Neu im Bunde sind Nico Elgstrand und Olle Dahlstedt an Bass beziehungsweise Kesseln.
Auf der 2006 erscheinenden EP "When In Sodom" agieren Entombed nurmehr mit einer Gitarre, was einige Jahre gut zu funktionieren scheint. 2010 steigt jedoch mit Victor Brandt ein neuer Bassist ein und Elgstrand wechselt an die zweite Gitarre.
Im Herbst 2013 kündigt Hellid an, Material für ein neues Album schreiben zu wollen. Es solle nach Möglichkeit bereits im nächsten Jahr erscheinen. In etwa zeitgleich gelangt die Information über eine weitere Platte an die Öffentlichkeit. Die anderen Bandmitglieder hatten diese ohne Hellid aufgenommen und planten ein Release im Oktober 2013.
Aufgrund der Verwirrungen verschiebt sich die Veröffentlichung von "Back To The Front" allerdings auf August des Folgejahres. Petrov, Elgstrand, Dahlstedt und Brandt nahmen dafür auch eine Namensänderung zu Entombed A.D. vor, womit der Streit um die Namensrechte entschärft scheint, und gehen so auch wieder fleißig auf Tour.
Gleich danach spielen sie in aller Heimlichkeit schon das nächste Album ein: "Dead Dawn" heißt das gute Stück und steht bereits im Februar 2016 in den Läden. Hellid dagegen scheint zu diesem Zeitpunkt kein Interesse an einer eigenen Entombed-Inkarnation zu haben.
Am 7. März 2021 stirbt Lars-Göran Petrov im Alter von 49 Jahren. Erst im August 2020 war bekannt geworden, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist.
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