Die Zwölftontechnik ist untrennbar mit dem Namen Arnold Schönberg verbunden. Die strengen tonalen und formalen Fesseln, die die Komponisten der Romantik bereits gelockert hatten, werden von ihm und seinesgleichen um 1920 endgültig gesprengt.
Um die Bildung tonaler Zentren zu vermeiden, fordert die Kompostionsweise Zwölftontechnik horizontale und/oder vertikale Reihen aller zwölf Halbtöne, auf die dann klassische Techniken (Spiegelung, Spiegel transponiert, Krebs, Spiegelkrebs etc.) angewendet werden.
Die Technik soll verhindern, daß sich tonale Zentren einschleichen und sicherstellen, daß alle Töne gleichberechtigt sind. Funktioniert natürlich nicht, denn wir Menschen wollen schließlich ein tonales Zentrum haben, sonst wären wir nicht so Popmusik-versessen.
Nichtsdestotrotz versucht die Dodekaphonie in den Zwanzigern was die Neue Musik-Szene bis heute mäßig erfolgreich betreibt: der Welt das Hören beizubringen. Oder, wie die Protagonisten es lieber betrachten, die Hörgewohnheiten durchbrechen und erweitern.
Weder Schönberg, noch sein mitstreitender Zeitgenosse Josef Matthias Hauer, dessen dodekaphonisches Prinzip seinen insgesamt 44 Tropen (Wendungen) folgt, oder die nacheifernden Schüler (Alban Berg, Anton von Webern) der zweiten Wiener Schule können die Zwölftontechnik jedoch nachhaltig ins menschliche Hören-Wollen-Hormon implantieren.
Ist das nun gut oder schlecht? Egal, die Zwölftontechnik Schönbergs gilt als wichtige Einflussgröße der weiteren Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen Musik. Für Komponisten wie Olivier Messiaen, Karlheinz Stockhausen und dessen Sohn, Iannis Xenakis, Pierre Boulez und viele andere ist sie der Big Bang der Neuen Musik. Für die E-Sparte ähnlich aufwühlend wie einst der Rock'n'Roll für die U-Sektion - der Elvis Presley der Dodekaphonie heißt dabei Arnold Schönberg.