Porträt

laut.de-Biographie

Markus Stockhausen

Markus Stockhausen ist der Sohn von jenem Mann, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Werdegang der zeitgenössischen Klassik mit definierte. Seit 1950 ist Karlheinz Stockhausen als Komponist tätig und wesentlich dafür verantwortlich, Geräusche jeder Art als musikalische Aktion zu etablieren. Dieses in jede Richtung offene Denken erweitert auch seines Sohnes Bewusstsein.

Stockhausen: Trauer um Elektronik-Pionier Aktuelle News
Stockhausen Trauer um Elektronik-Pionier
Deutschlands bekanntester zeitgenössischer Komponist ist tot. Karlheinz Stockhausen, der als Pionier der elektronischen Musik gilt, starb am vergangenen Mittwoch im Alter von 79 Jahren.

Am 2. Mai 1957 erblickt Markus Stockhausen in der Karnevalshochburg Köln das Licht der närrischen Welt. Bereits als Vierjähriger sammelt er in einem Theaterstück seines Vaters erste Bühnenerfahrung als 'spielendes Kind'. Mit sechs beginnt er Klavier zu spielen, mit zwölf Trompete. 1974 nimmt er am Kölner Konservatorium seine akademische Ausbildung auf, die er 1982 mit dem Konzertexamen abschließt. Ein Jahr zuvor, 1981, erntet er den Preis des deutschen Musikwettbewerbes.

Eine Zusammenarbeit mit seinem Vater, der ihm viele große Trompeten-Partien auf den Leib schreibt, betreibt er intensiv seit Mitte der Siebziger. Vor allem die 'Licht'-Opern erregen die Aufmerksamkeit des Publikums. Aufführungen in der Mailänder Scala (1981/1984), im Londoner Covent Garden (1985) und der Oper Leipzig (1993) krönen den Erfolg dieser Kooperation.

2001 lockert Stockhausen die enge Verbindung zu seinem Vater: "Ich habe entschieden, die Zusammenarbeit erst mal zu beenden, weil ich meinen eigenen Weg gehen wollte. Ich will das Wesen der Musik erspüren, die ich in mir trage." Dieser Weg führt ihn immer mehr zu 'intuitiver Musik', deren kontemplativer Charakter einen Teil seines Wesens wieder spiegelt. Davon kann man sich beispielsweise auf "Lichtblick - Prima, Altrove..." von 2004 ein Bild machen, für das er sich zusammen mit Pianist Angelo Comisso und Christian Thomé zum Trio Lichtblick zusammentut. Stockhausens Verständnis von 'intuitiver Musik' überzeugt auch regelmäßig die Kritiker. Er "erhebt den Schönklang zum Dogma, ohne den Kitsch zu kultivieren", schreibt, durchaus wertschätzend gemeint, das Jazzthing über sein Album "Es War Einmal ... Istanti Infiniti" (2007).

Markus Stockhausen - Wild Life
Markus Stockhausen Wild Life
Ein einfallsreiches Lebenswerk von spielerischer Weltklasse.
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"Das Gute, das Wahre, das Schöne, dem fühle ich mich verpflichtet. Das ist, was der Mensch im Grunde sucht. Diese Dinge tragen wir als Hoffnung und Ziel in uns. Aber oft sind wir verbaut durch Ängste, Stress und Gedanken, die uns weg bringen vom Eigentlichen. Jeder trägt Liebe, Glück, Schönheit, in sich. Das ist ja eigentlich immer da, in jedem von uns. Die Musik kann helfen - so meine Erfahrung - dorthin zu gelangen. Sie dient dabei als Transportmittel. Diesen geheimnisvollen Prozess kann man nicht genau bestimmen und benennen."

Auf der Grundlage des 'Guten, Wahren und Schönen' spielt er gemeinsam mit Ferenc Snétberger 2007 das Album "Streams" ein. "Keinen Main-Stream spielen wir, eher sind es Side-Streams, Seitenwege, verschlungenen Pfade, abseits des Üblichen, Bekannten", erläutert Stockhausen das Album, das sich tatsächlich abseits von allem Bekannten bewegt, und doch nie fremd wirkt. Der Grund ist offensichtlich: die Grundlage von Musik, die aus dem Moment entsteht, sind reine, pure und in Töne übersetzte Emotionen. Davon gibt es zu Hauf auf "Streams".

Neben seiner klassischen Laufbahn etabliert sich Markus Stockhausen als Jazzmusiker ebenso wie als Komponist und Grenzgänger zwischen den Künsten. Zahlreiche Veröffentlichungen und Konzerte mit renommierten Jazzern (Dhafer Youssef, Jasper van't Hof, Gary Peacock, Nguyên Lê, Michael Riessler, Rainer Brüninghaus u.a.) zeugen von seiner Begeisterung für improvisierte Musik.

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Auch als Komponist (u.a. für das London Sinfonietta Orchester und das Orchestra d'Archi Italiana) ist Markus Stockhausen erfolgreich. Für die Kölner Philharmonie schreibt er zusammen mit seinem Bruder Simon die "Köln Musik Fantasy" und "Jubilee", die vor 70.000 bzw. 100.000 Zuschauern uraufgeführt werden. Darüberhinaus realisiert er gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen anderer Künste mehrere Performances im Grenzbereich zwischen Tanz, Geometrie, Licht, Farbe, Sprache und Musik.

Ein in der Musiklandschaft einzigartiges Projekt verfolgt Stockhausen mit der "Klangvisionen"-Reihe in der Kölner St. Maternus-Kirche. Intuitive Musik von Markus Stockhausen und renommierten Gastmusikern, verbunden mit Lichtinszenierungen von Rolf Zavelberg, verzaubern in 108 Konzerten das Publikum. Über Zavelberg heißt es, er vermag Bildkompositionen aus Licht zu kreieren, die einen faszinierenden Eindruck davon vermitteln, "dass Musik nicht nur Klang ist." 2008 geht die beispiellose Konzertreihe zu Ende. Im gleichen Jahr widmet sich der Trompeter mit "Electric Treasures" wieder einmal jazziger Improvisationskunst und veröffentlicht außerdem noch mit "Symbiosis" eine emotional tiefe Symbiose aus Klassik und Jazz. Die beiden Genres vermengt er auch ein Jahr danach auf "Symphonic Colours".

Danach sucht Stockhausen als Musiker immer wieder nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. So findet er 2010 auf "Eternal Voyage" zusammen mit sechs Freunden aus unterschiedlichen Kulturen und Kontinenten eine eigene, intuitive Herangehensweise an Weltmusik. Mit von der Partie: Pianist Florian Weber, der sich in den Folgejahren als kongenialer Partner an seiner Seite etabliert. Im gleichen Jahr erscheint mit "Olivers Abenteuer" eine neunteilige Suite für Kinderorchester und Kinderchor. Danach widmet sich der Kölner einigen Auftragskompositionen. 2011 entstehen für das Metropole Orkest die Stücke "Yin und Yang". 2012 komponiert der Trompeter mit "Ein Glasperlenspiel" ein umfangreiches Konzert mit Solotrompete für das Norddeutsche Philharmonische Akkordeonorchester und für die Hamburger Symphoniker schreibt er ein großes Werk mit drei Solisten, "Das Erwachende Herz", das 2013 seine Uraufführung erlebt. Im gleichen Jahr erkundet er mit "Spaces & Spheres" neue Klänge außerhalb des Jazz'.

Wenn er sich nicht gerade dem Komponieren und Musizieren widmet, gibt er unter anderem in Deutschland, Südeuropa und den USA jedes Jahr eine Menge Seminare. Dabei ist "Transformation durch Klang" sein wiederkehrendes Thema, denn nicht nur musikalische Inhalte liegen ihm am Herzen, sondern auch die Schulung des Bewusstseins, der Empathie und die Entwicklung der Spiritualität.

2016 kommt es zu einem gemeinsamen Duoalbum mit Florian Weber, "Alba". Ein Jahr zuvor erweitert der Cellist Jörg Brinkmann das Lichtblick-Trio zum Quartett. Man nennt sich fortan Quadrivium und veröffentlicht 2017 das Album "Far Into The Stars". Das würdigt man 2018 beim Echo Jazz mit einer Auszeichnung.

Anschließend widmet sich Stockhausen wieder vermehrt der Weltmusik. Es folgen im selben Jahr "Eternal Voyage - Live" und 2019 "Hamdelaneh Intimate Dialogues". Die letztgenannte Platte nimmt der Kölner zusammen mit dem persischen Santurspieler Alireza Mortazavi auf. 2020 kommt mit "Wild Life" ein dreistündiges Werk auf den Markt, das ein Resultat zweitägiger Sessions darstellt, die Anfang 2018 stattfinden. Daran beteiligen sich neben treuen Weggefährten wie Florian Weber, Jörg Brinkmann und Christian Thomé auch Markus' Halbbruder Simon und zwei Neuankömmlinge, Drummer und Tabla-Spieler Bodek Janke und E-Bassist Michelangelo Flammia. Mit Simon hatte der Trompeter zudem fünfzehn lange Jahre nicht mehr live und im Studio zusammengearbeitet. Das Album stellt ein Statement der Möglichkeiten 'intuitiver Musik' dar und lebt von Stockhausens jahrzehntelanger Erfahrung als Jazz-Musiker.

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Markus Stockhausen - Wild Life: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 5 Punkte

2020 Wild Life

Kritik von Toni Hennig

Ein einfallsreiches Lebenswerk von spielerischer Weltklasse. (0 Kommentare)

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Licht & Ton " ... dass Musik nicht nur Klang ist": Markus Stockhausen & Rolf Zavelberg.

" ... dass Musik nicht nur Klang ist": Markus Stockhausen & Rolf Zavelberg., Licht & Ton | © Aktivraum (Fotograf: Gordon Axmann) " ... dass Musik nicht nur Klang ist": Markus Stockhausen & Rolf Zavelberg., Licht & Ton | © Aktivraum (Fotograf: Gordon Axmann) " ... dass Musik nicht nur Klang ist": Markus Stockhausen & Rolf Zavelberg., Licht & Ton | © Aktivraum (Fotograf: Gordon Axmann) " ... dass Musik nicht nur Klang ist": Markus Stockhausen & Rolf Zavelberg., Licht & Ton | © Aktivraum (Fotograf: Gordon Axmann)

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