laut.de-Biographie
Nneka
Die internationale Presse feiert, als Nneka 2005 mit ihrem Debüt auf der Bildfläche erscheint. Das unbeschriebene Blatt aus Nigeria sei Lauryn Hills legitime Nachfolgerin, jubelt etwa die englische Sunday Times: "Victim Of Truth ist so gut wie The Miseducation Of Lauryn Hill."
Tatsächlich schlägt Nneka in eine ähnliche Kerbe wie die ehemalige Sängerin der Fugees, deren Ruf selbst unter einer ausgedehnten Auszeit wegen Mutterschaft nicht leidet. Zu Nnekas musikalischen Vorbildern zählt neben Reggae-Ikone Bob Marley, der Erfinder des Highlife-Jazz, Nnekas Landsmann Fela Kuti. Reggae hin, Jazz und Afro-Beat her: Am stärksten fühlt sich im Hip Hop verwurzelt. Zu den afrikanischen gesellen sich ausgesprochen westliche Einflüsse: Auch bei Mos Def, Talib Kweli, Mobb Deep und jene Lauryn Hill lässt sich eine Menge abkucken.
Während sich Letztere um ihren Nachwuchs kümmert, steigt Nnekas Stern in den Folgejahren immer weiter. Zu verdanken hat sie diese Entwicklung der fruchtbaren Kollaboration mit DJ Farhot. "Bis heute kann er meine Botschaften und von Herzen kommenden Gefühle bestmöglich musikalisch umsetzen", schwärmt sie über den Produzenten der Hamburger HitSpot Productions.
Der Kontakt entsteht per Zufall. 1981 in Warri geboren, verlebt Nneka Egbuna ihre Kindheit und frühe Jugend in Nigeria. Dort sammelt sie erste Gesangserfahrungen im Schul- und Kirchenchor, ohne eine Karriere im Popgeschäft im Sinn zu haben. Erst als sie 1999 in die Hansestadt übersiedelt, beginnt sie professionell zu singen. Nach Kollaborationen mit verschiedenen Produzenten, steht schließlich Farhot an den Reglern.
Trotz der guten Kritiken feiert das Duo erst drei Jahre nach "Victim Of Truth" den ersten internationalen Erfolg. "Heartbeat" macht Nneka einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Insbesondere auf der Insel avanciert die Single zum Hit, nicht zuletzt, weil der zugehörige "Chase & Status"-Remix Krater in den Tanzflächen der Clubs hinterlässt. In der Szene steigt Nneka zum Geheimtipp auf. Nach Nas, der einem weiteren "Heartbeat"-Remix seine Stimme leiht, treten später auch The Roots-Rapper Black Thought und Ms. Dynamite als Gäste auf. Curse lädt sie für seine Platte "Freiheit" und die Single "Baby" ins Studio.
Dennoch bleibt Deutschland von Nneka weitgehend unbeeindruckt. Dabei bespielt sie schon vor ihrem Durchbruch die Republik. Für Sean Paul heizt sie 2004 den Hamburger Stadtgarten ein, Patrice bucht sie für seine "Nile"-Tour, auch Seeed, Bilal und Gnarls Barkley setzen auf ihr Können. Zu Recht, denn erst auf der Bühne leben Nnekas Stücke über Gott, Liebe, Seelenschmerz und Politik, insbesondere in Bezug auf Nigeria und Afrika, richtig auf.In ihren Texten verarbeitet die Sängerin ihre tiefsten Gedanken und Emotionen, schreckt vor kaum einem Thema zurück. Tränen oder ähnliche Gefühlsausbrüche sind keine Seltenheit.
So ist es für Nneka eine Selbstverständlichkeit, sich an "Gemeinsam Gegen Rechts" zu beteiligen. Four Music hebt das Projekt vor der Bundestagswahl 2005 gemeinsam mit der SPD aus der Taufe. Das Ziel ist Aufklärung, um den Stimmenanteil der demokratischen Parteien zu erhöhen. Schließlich liegt Nneka das "multi-kulturelle Nebeneinander" als Thema ebenso am Herzen wie "die Kluft zwischen Arm und Reich, die Umweltzerstörung und Umweltverschmutzung".
Das Publikum vergisst sie dabei nicht. Trotz der streckenweise schweren Kost, die Nneka in ihren Texten durchkaut, ist sie in erster Linie Unterhaltungskünstlerin. Ihr Platten und Auftritte sind ebenso vielschichtig wie vielseitig. Wie ernst und komplex die Themen auch sein mögen, Nneka verpackt sie zumeist in einem unterhaltsamen, aber nie beliebigen Mantel aus Hip Hop und Dub, Reggae und Soul. Der Spiegel fasst die Künstlerin Nneka wohl am besten zusammen. Sie befinde sich eher in der "Rolle einer Botschafterin für eine bessere Welt als in der eines sexy Pop-Sternchens" – und steht damit unzweifelhaft in der Tradition ihrer musikalischen Vorbilder.
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