laut.de-Biographie
Gnarls Barkley
Wer ist dieser Gnarls Barkley? Betrachtet man den unfassbaren Erfolg, den "Crazy" schon vor der eigentlichen Veröffentlichung auf den britischen Inseln verzeichnet, kann es sich eigentlich nur um einen Engländer handeln. Ja? Weit gefehlt. Sämtlichen Verschleierungstaktiken zum Trotz bleibt doch nicht lange verborgen, dass hinter dem klangvollen Alias eine 2005 im amerikanischen Georgia aus der Taufe gehobene Co-Produktion zweier ganz besonderer Herren steckt.
Brian Burton, geboren 1978 in White Plains, New York, gelangt in der Hip Hop-Welt als Danger Mouse zu Ehren. Noch bevor ihn 2004 sein sagenhaftes "Grey Album" in den Stand einer Produzenten-Legende katapultiert und ihm zudem eine Nominierung für den Grammy als bester Produzent einbringt, bevor Danger Mouse für Del Tha Funkee Homosapien bei den Gorillaz mitmischt, und lange bevor er sich mit Metalface Doom zusammentut, um "The Mouse And The Mask" zu produzieren, arbeitet er gemeinsam mit Jemini an "Ghetto Pop Life".
Etwa zu dieser Zeit, 2003, beginnt er, einige Tracks mit Cee-Lo Green aufzunehmen. Dabei entsteht auch "What U Sittin' On", das auf dem legendären Sampler "Rip. Sample. Mash. Share." des Wired-Magazins in Kooperation mit ccMixter unter einer freien Lizenz von creativecommons.org erscheint.
Cee-Lo Green erblickt 1974 als Thomas Calloway in Atlanta die Sonne des dreckigen Südens. Mit musikalischen Wurzeln in Gospel und Blues verschreibt er sich neben dem Hip Hop auch dem Soul, Funk und R'n'B. Der Sänger feiert erste Erfolge als Gründungsmitglied des Goodie Mob, der 1995 mit "Soul Food" debütiert und bis 1999 noch zwei weitere Alben nachlegt. Daneben gehört Cee-Lo neben Outkast und einigen anderen zur seit Anfang der 90er bestehenden Dungeon Family, die Rock, Soul, Jazz und Hip Hop verwurstet und 1999 mit "Even In Darkness" auf den Plan tritt.
Cee-Los Solo-Ambitionen führen 2002 zum selbstproduzierten "Cee-Lo Green... And His Perfect Imperfections". Zwei Jahre später legt er "Cee-Lo Green... Is The Soul Machine" nach. Cee-Lo ist darüber hinaus als Songwriter für andere Künstler tätig (gemeinsam mit Busta Rhymes macht er "Don't Cha" der Pussycat Dolls zu einem Hit) und arbeitet als Gastmusiker, unter anderem bei Outkast, den Black Eyed Peas und bei Seeed. Doch, wie gesagt: Irgendwann beginnt er, Tracks zusammen mit Danger Mouse aufzunehmen.
Freunde und Kollegen reichen die Tracks herum. Unfall oder Vorsatz: Ende 2005 sickert, Monate vor einer geplanten Veröffentlichung, "Crazy" ins Netz durch. Im November entdeckt BBC Radio 1-DJ Zane Lowe die Nummer, spielt sie in seiner Show und wählt sie als akustische Illustration des Fernseh-Werbespots für seine Sendung, der Anfang 2006 ausgestrahlt wird. Ein Siegeszug beginnt.
Mehrere BBC-DJs küren "Crazy" zur Platte der Woche. Über den Umweg Werbe-Jingle erhält der Track zusätzlich Popularität. Am 2. April 2006 steigt "Crazy" auf Platz eins der britischen Single-Charts ein und behauptet sich wochenlang auf dieser Position. Erstmals schafft es ein Titel in die Hitlisten, der bis dato nur als Download verfügbar ist: ein Novum in der Musikgeschichte.
Die "richtige" Single legen Gnarls Barkley selbstverständlich nach, ebenso Ende Mai das zugehörige Album "St. Elsewhere", das sämtliche Facetten von Cee-Los Gesang zeigt. Untermauert von Danger Mouses Produktions-Talent entfaltet sich ein musikalischer Kosmos, in dem Pop, Hip Hop, Funk und Soul ihren Platz finden.
Gnarls Barkley veröffentlichen zwei Jahre später ein weiteres Album. "The Odd Couple" verkauft sich ebenfalls nicht ganz schlecht. Der Erfolg von "Crazy", das aus dem Nichts kam, lässt sich freilich nicht wiederholen.
Ein weiteres Gnarls Barkley-Album hängt in der Luft. Cee-Lo Green gibt bereits 2010 bekannt, Danger Mouse und er werden das Projekt in Angriff nehmen, sobald er das Reunion-Album seiner Crew Goodie Mob fertig gestellt hat. "Age Against The Machine" erscheint 2013, vom dritten Streich von Gnarls Barkley fehlt allerdings weiterhin jede Spur.
Immerhin hat sich das Duo nicht offiziell aufgelöst, was den Fans Hoffnung geben dürfte. "Es wird passieren", beteuert Cee-Lo noch 2013 gegenüber dem Billboard Magazine. "Irgendwann in der Zukunft wird es passieren."
Noch keine Kommentare