laut.de-Kritik
Atemberaubend schön und emotional tief.
Review von Tobias LitterstMit virtuos gespielten Läufen suchen Trompete und Klarinette das Gespräch. Als sichere Stütze des sich Treffens und wieder Verlierens dient das Orchester. Gekonnt meistert es die raffinierten Rhythmus-Variationen und verblüfft mit schnellen Wechseln zwischen Tonalität und Atonalität.
Mit seinem Werk "Symbiosis" erfüllt sich Komponist und Trompeter Markus Stockhausen einen lange gehegten Wunsch: eine groß angelegte Plattform des gemeinsamen musikalischen Ausdrucks für sich selbst und seine Frau, die Klarinettistin Tara Bouman.
Das Konzert für Trompete, Klarinette und Streichorchester, das im Zentrum von "Symbiosis" steht, kam im Rahmen des Jazz Collogne Festivals 2007 zur Aufführung. Aus den Mittschnitten der Proben und des Konzerts entstand diese Einspielung, die neben "Symbiosis" auch die Kompositionen "Relief" für Klarinette und Streichorchester sowie "Ascent And Pause" für Trompete und Streichorchester enthält. Allerdings reicht schon die halbe Stunde des titelgebenden Hauptwerks, um den Zuhörer in gebanntes Erstaunen zu versetzen.
Nach dem unruhigen Einstieg, spielen die beiden Hauptakteure gemeinsam eine verträumte Melodie, die das Orchester nur mit einigen zaghaften Akkorden begleitet. Diese Stimmung bietet den Nährboden für eine herrliche Improvisation, in der sich Stockhausen und Bouman einfühlsam unterstützen.
Der zweite Satz swingt geradezu mit seinen walkenden Bassläufen. Dann gibt der Klang den Ton an. Die Instrumente bewegen sich durch weite musikalische Landschaften. Dabei entstehen vielschichtige Klangfarben. Hinzu kommt ein meisterhaftes Spiel mit der Dynamik.
Der vierte Satz weist diese Klangschichtungen nur vereinzelt zu Beginn auf. Im Mittelpunkt steht ein nachdenklich gehaltenes Motiv in Moll. Es wandert dialogisch durch das Instrumentarium und avanciert zu einer Grundlage inspirierter Improvisationen. Der Einsatz von Bassklarinette und Flügelhorn unterstreichen den warmen Klang des Satzes. Besonders schön ist, dass Stockhausen auch der Stille eine wichtige Rolle zuteilt - ergreifend intensiv.
Diese Ruhe bleibt auch im abschließenden fünften Satz spürbar. Der Komponist spielt hier höchst kreativ mit der Zahl fünf. Er verwendet ein fünftaktiges Thema, dass im 5/4 Takt steht. Dazu nähern sich Klarinette und Flügelhorn mit lange gehaltenen Tönen immer dichter an einander an. Als das Thema zum fünften Mal erklingt, verschmelzen sie und beenden "Symbiosis" im Einklang.
Nach diesem großartigen Zusammenspiel, brillieren die beiden Musiker in eigenständigen Soloparts. Das romantisch gehaltene "Relief" bringt Tara Boumans feinfühliges Spiel vortrefflich zur Geltung. Danach vertont Markus Stockhausen in "Ascent And Pause" ein Gemälde des Kandinsky-Schülers Johannes Itten.
Nach all dem ist klar: "Symbiosis" steht nicht nur für die musikalische Vereinigung zweier hochbegabter Instrumentalisten, und Markus Stockhausen kombiniert nicht nur virtuos Jazz mit Klassik und Neuer Musik. Sondern auch atemberaubende Klangexperimente mit tiefer Emotionalität sowie durchdachte Komposition mit lebendiger Intuition - eine durch und durch fesselnde Symbiose.
11 Kommentare
Tolles Album - find ich auch
Das klingt ganz interessant. Aber eine grausige Blähsprache.
"Dann gibt der Klang den Ton an.":(
Glücklicherweise verschmelzen Klarinette und Trompete erst am Ende, so dass wir sie vorher noch ausgiebig zu hören bekommen und verfolgen können, wie das nachdenklich in Moll gehaltene Motiv dialogisch durch das Instrumentarium wandert und zu einer Grundlage avanciert ...
klingt hochinteressant.
d e n stockhausen kenn ich gar nicht, bildungslücke?
Das witzig ist, du glaubst?
was soll ich dazu sagen?
bei meinem Nick ...
Meine Freundin meint, ich erinnere sie an Yoda ...
(Nimm doch mal die Mütze weg!)