Porträt

laut.de-Biographie

Farid Bang

Selbst- und Außenwahrnehmung klaffen zuweilen weit auseinander. Während seine MySpace-Seite (ja, die Plattform galt einst als relevant!) Farid Bang eine nie dagewesene "Kombination aus harten Inhalten und unnachahmlichem Wortwitz" attestiert und "authentisches Auftreten und Hollywood-reifen Charme" preist, zeichnet mancher Kritiker angesichts lyrischer Kleinodien des Kalibers "Muskulatur / Kuck' auf die Uhr" ein anderes Bild.

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Immerhin: Man spricht über den Mann aus Düsseldorf. Im hart umkämpften Straßen-Rap-Geschäft bedeutet das schon die halbe Miete. Dabei deutete im Leben von Farid El Abdellaoui, einem Sohn marokkanischer Eltern Jahrgang 1986, anfangs wenig auf eine Karriere am Mikrofon hin.

"Ich hab' wirklich nie Musik gehört", erklärt er im Interview mit rap.de. "Das erste Hip Hop-Album, das ich überhaupt gehört habe, war 'Get Rich Or Die Tryin'." Das drückt ihm eine Freundin in die Hand. Farid fasziniert zunächst nicht etwa 50 Cents Flow, sondern sein Körperbau.

Zu diesem Zeitpunkt ist er längst klassisch abgerutscht: "Ich habe keine Lehrstelle bekommen. Ich muss ehrlich sagen, ich hab' mich auch nicht so überbemüht. Ich hatte nicht den besten Abschluss, und dann siehst du, dass es wirklich aussichtslos für dich ist."

Die halbherzigen Versuche, eine bürgerliche Existenz aufzubauen, scheitern im Ansatz. "Du denkst mit 16: 'Boah, ist das abgefuckt!', obwohl es noch lange nicht so ist. Dann klaust du irgendwelche Sachen und kommst so zu Geld", erinnert er sich.

"Dann bist du irgendwann 18 und hast dich über die Jahre so an das Geld gewöhnt, dass du zu einer Ausbildung gar nicht mehr fähig bist, wo du 300 Euro im Monat kriegst."

Freunde, die einen ähnlichen Lebenswandel pflegen, landen hinter Gittern. Farid besinnt sich, nimmt Jobs auf Baustellen an. "Aber du kommst irgendwie immer wieder in die Scheiße. Wenns nicht Klauen ist, dann sind es Schlägereien, wenns nicht Schlägereien sind, dann ist es Klauen. Das ist ein Teufelskreis. Es ist schwer, da rauszukommen."

Eher nebenbei beginnt Farid, mit seinem Kumpel Tekken zu rappen. Dieser stellt ihm Summer Cem vor, der knüpft den Kontakt zu Eko Fresh, der ihn bei German Dream unter Vertrag nimmt. Eko befindet sich zwar nicht gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere, trotzdem wittert Farid Morgenluft.

"Ich war auf einem komischen Film. Ich dachte, okay, du rappst jetzt mit Eko und wirst ein Superstar." Ganz so schnell gehts nicht - aber immerhin reicht es 2005 für mehrere Beiträge auf Ekos Mixtape "Fick Immer Noch Deine Story".

In der Folge macht sich Farid Bang einen Namen als Battle-Rapper. Er schießt verbal in jede sich bietende Richtung, disst, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, darunter Kool Savas, Franky Kubrick, das komplette Aggro-Camp und MOK.

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Bei der Juice quittiert man seinen Erstling "Asphalt Massaka" 2008 mit dem Ehrentitel "Bester Newcomer". Mit Kollegah entsteht das Kollabo-Werk "Jung, Brutal, Gutaussehend". rap.de orakelt Farid Bang gar in die Rolle eines Messias' hinein, "der vielleicht tatsächlich die Lücke zwischen Straßen- und technisch anspruchsvollem Rap schließen könnte".

Inzwischen hat Farid Bang nämlich auch in technischer Hinsicht der Ehrgeiz gepackt: "Irgendwann habe ich in unserem Forum gelesen, nachdem ich mit Ek und Summer auf 'nem Track war: 'Summer ist cool. Eko ist cool. Aber der Farid ist nicht so das Wahre'."

Das sitzt. "Das hat mich auf jeden Fall geärgert. Weil wenn du irgendwas machst, willst du ja auch der beste sein. Du willst nicht der dritte Mann sein." Rap ist und bleibt eben Competition.

Ein Metier, in dem sich Farid Bang bestens zurecht findet. Manch einer unterstellt ihm, seine ganze Karriere beruhe darauf, anderen ans Bein zu pinkeln: ein Vorwurf, der nicht aus dem Nichts kommt. Farid schürt den schwelenden Beef mit Flers Maskulin-Lager, beschäftigt fortwährend die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und bleibt im Gespräch.

Seine Alben landen auf dem Index, Farid Bangs Erfolg tut dies keinen Abbruch. Sein 2012 erschienenes Werk "Der Letzte Tag Deines Lebens" landet auf Platz drei der Charts. Der zweite Teil der "Jung, Brutal, Gutaussehend"-Kollabo mit Kollegah schafft es, wie auch sein 2014 folgender nächste Alleingang "Killa", ganz nach oben.

Farid Bang hat unterdessen zudem sein eigenes Label gegründet: Banger Musik kümmert sich um seine eigenen Belange, aber auch um die von KC Rebell und Majoe & Jasko. Auch im Kino sollte man sich vor dem Banger nicht mehr sicher wähnen: In der erfolgreichsten deutschen Kinoproduktion des Jahres 2013 spielt er eine Nebenrolle.

Dessen Titel könnte die ganze Karriere Farid Bangs überschreiben, der auf korrekte Grammatik und Rechtschreibung genauso einen dampfenden Haufen setzt wie auf Inhalte und Zusammenhang: "Fack Ju Göhte"!

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